Jugendkriminalität in Düsseldorf Polizei hebt Jugendbande aus

Düsseldorf · Ein 19-Jähriger nannte sich Boss und seine minderjährigen Komplizen seine Soldaten. Die zehn Jugendlichen sollen mehrere Dutzend Straftaten begangen und einen Gesamtschaden von mehr als 50.000 Euro angerichtet haben.

 Staatsanwältin Dorit Waligura und Wolfgang Wierich, Leiter des Jugendkommissariats.

Staatsanwältin Dorit Waligura und Wolfgang Wierich, Leiter des Jugendkommissariats.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Unter dem dringenden Verdacht, mehrere Jüngere zu Straftaten gezwungen zu haben, sitzt seit Dienstag ein 19-Jähriger in Untersuchungshaft. Bozidar D., der sich "Jamal" nannte, gilt als treibende Kraft einer kriminellen Clique, die in Flingen-Süd für mindestens 20 Einbrüche, Raubüberfälle und Autoaufbrüche verantwortlich sein soll.

Den Schaden, den die Gang, deren jüngstes Mitglied erst Jahre alt ist, angerichtet haben soll, beläuft sich nach ersten Schätzungen der Ermittler auf mehr als 50.000 Euro. Gemeinsam hatten das Einbruchs- und das Jugendkommissariat mehrere Wochen gegen die Clique ermittelt.

Auch die Jugendstaatsanwältin war beteiligt, erwirkte die notwendigen Beschlüsse, um am Dienstag Jamal zu verhaften und die elterlichen Wohnungen seiner allesamt minderjährigen Mittäter zu durchsuchen. Nur im Fall eines 15-Jährigen griff die Polizei bereits vorher zu. Dancho S. hatte sich bis dahin mehrfach ein Einbrüchen beteiligt und war dafür bekannt, in seiner Nachbarschaft gelegentlich Motorroller zu stehlen, um sie nach einer Spritztour irgendwo stehenzulassen.

Als Ende Juni aber ein 18-Jähriger Anzeige erstattete, nachdem er von drei Jungen genötigt worden war, Handy und Geld herauszugeben, wurden die Ermittler hellhörig. Denn einer dieser Täter, der dem flüchtenden 18-Jährigen mit einer Eisenstange gegen die Beine schlug, bis dieser stürzte, konnte nur Dancho S. gewesen sein. Der soll dem Opfer noch kaltblütig einen Ring vom Finger gezogen und ihm gedroht haben. "Wenn du zur Polizei gehst, kommen wir wieder."

Weil Danchos Taten sich häuften und zu befürchten stand, dass sich auch seine Brutalität weiter steigere, erwirkten die Jugendermittler mit Staatsanwältin Dorit Waligura gegen den 15-Jährigen einen separaten Durchsuchungsbeschluss, nahmen ihn am 11. Juli im Kinderzimmer der Wohnung seiner Eltern fest.

Dort soll er ebenso ungerührt auf den Besuch der Polizei reagiert haben, berichtete Jugendfahnder Wolfgang Wierich. "Er sagte, er könne nicht mit uns kommen, weil er am nächsten Tag mit seinen Eltern in Urlaub fahre." Daraus wurde nichts, der junge Mann sitzt inzwischen in Wuppertal in Untersuchungshaft.

Bozidar D. war zuerst ins Visier der Einbruchsfahnder geraten, nachdem ein auf frischer Tat gefasster 14-Jähriger sich Ermittlern anvertraut und über den Druck berichtet hatte, den der selbst ernannte "Boss" auf die von ihm "Soldaten" genannten Jungen ausübte.

So soll er dem 14-Jährigen wechselnd gedroht haben, ihm die Beine zu brechen, ihn tot zu schlagen oder ihn nackt auf den Nachhauseweg zu schicken. Einmal soll der 19-Jährige zwei Jüngere zu einem Einbruch geschickt haben.

Als sich einer weigerte, über ein Regenfallrohr in die zweite Etage zu klettern, soll D. ihn geohrfeigt haben. Und in einem anderen Fall drangen Mitglieder der Gang in die Wohnung einer 41-Jährigen ein, die aus dem Schlaf schreckte und einen der Jungen festhalten konnte, als die aus dem Fenster fliehen wollten. Er riss sich los und war ihr einen Blumentopf ins Gesicht. Sie wird ihr Leben lang eine Narbe zurückbehalten, sagte Dieter Töpfer, Leiter des Einbruchskommissariats.

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