Reisholz Polizei hebt Fälscherwerkstatt aus

Düsseldorf · In einer Reisholzer Wohnung stellten sich die Betrüger falsche Pässe und Personalausweise aus, verschafften sich damit Kreditkarten und kauften in großem Stil ein. Sie benutzten dabei echte Personendaten, an die sie vermutlich durch Taschendiebstähle gelangten. Vier Verdächtige sind in U-Haft.

 Mit einem herkömmlichen Drucker und einem PC bastelten die Fälscher ihrer täuschend echten Dokumente. Mindestens 80 Betrugsfälle rechnet Kriminalhauptkommissar Frank Langel ihnen bislang zu.

Mit einem herkömmlichen Drucker und einem PC bastelten die Fälscher ihrer täuschend echten Dokumente. Mindestens 80 Betrugsfälle rechnet Kriminalhauptkommissar Frank Langel ihnen bislang zu.

Foto: Bretz, Andreas

Hohe kriminelle Energie, handwerkliches Geschick und ein Tatmuster, "das uns so noch nicht begegnet ist" — für Kriminalhauptkommissar Frank Langel hat die in Reisholz aufgeflogene Fälscherbande "fast keine Fehler" begangen. Dass die drei Männer und eine Frau sich die mit ergaunerten Kreditkarten bestellten Waren immer an dieselbe Adresse nach Reisholz liefern ließen, war der Einzige — und führte alle vier in Haft.

Fremde Briefkästen genutzt

Seit Ende Juli häuften sich Betrügereien mit Scheckkarten im Stadtgebiet. Sechs Banken meldeten sich bei der Polizei, von deren Kundenkonten Beträge abgebucht worden waren, die sie sich nicht erklären konnten. Meist waren es horrende Kreditkartenrechnungen, für Möbel, Haushaltsgeräte, HiFi-Anlagen und für Barabhebungen an Automaten von zehn bis 1000 Euro.

Die Rechnungen der Kreditkartenfirmen waren immer an die gleichen zehn Adressen in Düsseldorf adressiert, landeten in Briefkästen von Hochhäusern, die die Täter geknackt und mit Namensschildern und neuen Schlössern versehen hatten. "Die Nachbarn haben sich dabei nichts gedacht", berichtete Langel von den Ermittlungen.

Einzig an die immer wieder in den Abrechnungen auftauchende Adresse in Reisholz waren auch größere Lieferungen gegangen, die in einen Briefkasten nicht passen würden. Bei der Durchsuchung am Montag fand die Polizei in der Zweizimmerwohnung etliche originalverpackte Kühlschränke, Möbel. Und jede Menge Fälscherwerkzeug.

Vermutlich durch Taschendiebstähle waren die Täter an echte Ausweise und Kontodaten gelangt, hatten mit echten Personalien in falschen Pässen und selbst gedruckten Postident-Bestätigungen Kreditkarten beantragt, bekommen und eingekauft. Wenn nach einem Monat die Kreditkartenfirma die Rechnung vom Konto der zuvor Bestohlenen abbuchte, flog der Schwindel auf, dann kam die nächste Karte dran. Allein bei zwei der bislang betroffenen Geldinstitute addiert sich der Schaden auf rund 50 000 Euro. Vermutlich liegt er deutlich höher. Zahlen müssen in der Regel die Banken.

Bei der Durchsuchung entdeckten die Fahnder auf falschen Papieren das Foto eines alten Bekannten. Auch dessen Wohnung wurde deshalb durchsucht, danach vom Schlüsseldienst verschlossen. Als der vorbestrafte 61-Jährige sich bei seiner Heimkehr deshalb bei der Polizei meldete, wurde auch er festgenommen — und, weil er unter Bewährung stand, in U-Haft geschickt. Seine Komplizen kamen ebenfalls in Haft. Sie haben in Deutschland keinen festen Wohnsitz. Dreist: Als die Polizei die Wohnung durchsuchte, wollten sich die drei Ex-Jugoslawen mit selbst gemachten Dokumenten ausweisen.

(RP/jco)
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