Dybowski verteidigt defensives Vorgehen "Polizei hat sich nicht versteckt"

Düsseldorf (dto). Die Stimmung an der Kö unter den Geschäftsleuten ist schlecht, die Angst vor neuen Überfällen schwebt in der Luft. Schlechte Stimmung herrscht auch im Polizeipräsidium, denn es gibt noch immer keine Spur zu den Tätern und Oberbürgermeister Joachim Erwin wirft der Polizei Versagen vor. "Die Polizisten haben sich bei der Schießerei versteckt", wird er vielfach in den Medien zitiert. Bei einer spontan einberufenen Pressekonferenz wies Polizeipräsident Michael Dybowski diese Vorwürfe zurück. "Die Polizei hat sich bei diesem Einsatz nicht versteckt und nicht gekniffen", sagt er. "Die Polizisten haben taktisch und gesetzlich das Richtige gemacht."

Auch drei Tage nach dem schweren Raubüberfall auf einen Kö-Juwelier fehlt von den fünf Tätern jede Spur. Als brutalsten Raubüberfall der Geschichte des Landes bezeichnen die Polizisten den Raub, bei dem unter Einsatz von Maschinengewehren Schmuck und Uhren im Wert von 2,5 Millionen Euro gestohlen wurden. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, aber die Polizei hat nicht nur mit der Auswertung der Protokolle und Zeugenaussagen zu tun, sie muss sich auch mit der Kritik von Seiten des Oberbürgermeisters auseinandersetzen.

Der wird in einer Boulevardzeitung zitiert, was das für eine Polizei sei, "die sich bei einer Schießerei versteckt?" So gehe es seiner Meinung nach nicht weiter und kommt gleich mit Verbesserungsvorschlägen: Dauerstreifen und eine eigene Wache auf der Kö sowie Videokameras. Polizeipräsident Michael Dybowski weist die Vorwürfe des Stadtoberhauptes mit Nachdruck zurück. Die Einsatzkräfte hätten das taktisch Richtige getan und gemäß Polizeigesetz gehandelt. Dieses verbiete den Einsatz von Schusswaffen grundsätzlich, wenn unbeteiligte Personen gefährdet würden.

Durch das defensive Vorgehen der Polizei bei dem brutalen Raubüberfall sei nach Ansicht des Polizeipräsidenten Schlimmeres verhindert worden. "Die Alternative wäre ein Blutbad gewesen. Wer hätte das verantworten können?" Auch seien die Täter nicht aufzuhalten gewesen. Sie seien so brutal vorgegangen, dass sie sich den Weg freigeschossen hätten, selbst, wenn ein Polizeiwagen ihnen den Weg blockiert hätte. Seine Reaktion auf Erwins Vorschlag zur Videoüberwachung: "Die Täter waren maskiert, eine Videoüberwachung hätte den Überfall nicht verhindert."

Auch den Vorwurf, die Polizisten hätten zu früh die Verfolgung aufgegeben, weist er entschieden zurück. Die Polizisten wären dem Auto auf der Spur gewesen, hätten aber nach dem Wechsel des Fluchtautos am Horionplatz an der Neusser Straße den Blickkontakt verloren. Der Hubschrauber sei sechs Minuten nach dem Überfall alarmiert worden, nachdem alle anderen primären Fahndungsmaßnahmen eingeleitet waren und um 10.50 Uhr startbereit gewesen. "Der Hubschrauber hatte aber nie Sichtkontakt zu dem Fluchtauto", sagt Dybowski. Das Auto habe einen großen Zeitvorsprung gehabt und mit sehr hoher Geschwindigkeit Richtung Holland geflüchtet. Auf der A 61 soll es nach Zeugenaussagen gegen 11.08 Uhr auf dem Standstreifen andere Autos überholt haben.

Verständnis zeigte Dybowski für kritische Fragen der ansässigen Juweliere. Deren Eigenschutz und Alarmierungssysteme müssten verbessert werden, forderte der Polizeipräsident. Schwer bewaffnete Polizisten wolle jedoch niemand auf der Kö sehen, das würde unbeschwertes Flanieren beeinflussen und die Leute irritieren. Als erster Schritt zur Optimierung der Sicherheitslage sind jetzt Gespräche zwischen Polizei und Juwelieren geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort