Düsseldorf Polizei fängt Serien-Autoknacker

Düsseldorf · Ein 29 Jahre alter Mann soll für rund 30 Auto-Aufbrüche im Derendorfer Neubauviertel Le Flair verantwortlich sein. Der Täter war spezialisiert auf Nobel-Karossen – und ein echter Vollprofi. Mit seinem eigenen Mercedes schaffte er die erbeuteten Navis, Airbags und Lenkräder nach England.

 Die Polizei, hier Sprecherin Susanne Heusgen, konnte das Spezialwerkzeug sicherstellen, das der 29 Jahre alte Mann benutzt hatte.

Die Polizei, hier Sprecherin Susanne Heusgen, konnte das Spezialwerkzeug sicherstellen, das der 29 Jahre alte Mann benutzt hatte.

Foto: Bretz, Andreas

Ein 29 Jahre alter Mann soll für rund 30 Auto-Aufbrüche im Derendorfer Neubauviertel Le Flair verantwortlich sein. Der Täter war spezialisiert auf Nobel-Karossen — und ein echter Vollprofi. Mit seinem eigenen Mercedes schaffte er die erbeuteten Navis, Airbags und Lenkräder nach England.

 Mehrere Nächte warteten Polizisten in Derendorf mit einem Nachtsichtgerät auf den Täter. Schließlich konnten sie ihn auf frischer Tat stellen.

Mehrere Nächte warteten Polizisten in Derendorf mit einem Nachtsichtgerät auf den Täter. Schließlich konnten sie ihn auf frischer Tat stellen.

Foto: Polizei

Ihre Geduld führte die Ermittler zum Erfolg: Mehrere Nächte verbrachten Polizisten in Derendorf bei Dauerregen im Gebüsch und warteten. In der Nacht zu Dienstag entdeckten sie schließlich gegen 2.30 Uhr mit ihrem Nachtsichtgerät einen Mann, der sich am Lüftungsschacht einer Tiefgarage an der Schinkelstraße zu schaffen machte — auf diese Weise ging der Täter in der Diebstahlsserie vor, die das Neubauviertel Le Flair seit Ostern in Atem gehalten hielt. Die Polizisten nahmen den Mann fest — und hatten Glück: Es war der Gesuchte. Er hatte einen gerade geklauten Airbag bei sich und war offenbar auf dem Weg zu der nächsten Tat.

Der 29 Jahre alte Mann sitzt jetzt in Haft. Gegen ihn wird wegen gewerbsmäßigen bandenmäßigen Diebstahls ermittelt — denn er hatte offenbar Komplizen. Bislang kann ihm nur der eine Fall nachgewiesen werden, aber die Polizei ist überzeugt, dass er für viele der rund 30 Aufbrüche von Nobel-Karossen in der Gegend verantwortlich ist. Der Schaden wird auf 70 000 Euro geschätzt.

Die meisten Taten verübte der Mann in den kürzlich gebauten Garagen im Neubauviertel am Derendorfer Güterbahnhof. Manche Bestohlene wurden gleich mehrfach sein Opfer. Die Polizei sieht sich durch den Ermittlungserfolg in ihrem neuen Schwerpunkt-Konzept gegen Autoaufbrüche bestätigt. Das ist entstanden, weil die Zahl der Fälle in der Landeshauptstadt deutlich zugenommen hat.

Der nun gelöste Fall sei eine Herausforderung gewesen, sagt Kriminalhauptkommissar Jürgen Franke. "Der Täter ging mit hoher Professionalität vor.". Der Ermittler hält ihn für einen Vertreter eines neuen Typus von Profidieb, der in den vergangenen Jahren verstärkt auftrete. Der 29 Jahre alte Mann, der in London lebte und aus dem Baltikum stammt, soll wie ein Geschäftsmann auftreten.

Hinweise, dass er einer ordentlichen Arbeit nachging, gibt es nicht. Seine Verbrechen lohnten sich offenbar: Er besaß einen Mercedes und unterhielt eine großzügige Wohnung in der teuren Stadt. Mit der Fähre von Dover nach Calais kam er immer wieder auf den Kontinent, wo er für einige Tage in Düsseldorf auf Diebestour ging. Dort wohnte er eher bescheiden in einem Stadthotel an der Kettwiger Straße — und hatte sich offenbar schon vor seiner Ankunft informiert, dass in Derendorf Beute zu holen war.

Zwei bis drei Tage lang knackte er Autos, bevor er nach England zurückkehrte. Zunächst nahm er dabei offenbar die Beute mit, bis er an der englischen Grenze mit einem Kofferraum voll gestohlener Navis erwischt wurde. Dort läuft deshalb ein Verfahren wegen Hehlerei. Seit diesem Vorfall verschickte er die Beute. Die Kunden für das Diebesgut fand er im Internet, er war der Polizei zufolge "Powerseller" bei einer Online-Verkaufsplattform.

Auf seinen Beutezügen überließ der 29-Jährige nichts dem Zufall. Er besaß Spezialwerkzeug, wie es auch in Werkstätten verwendet wird. Damit gelang es ihm, zügig Schlösser zu knacken oder Verdecke aufzuschlitzen und teure Einzelteile auszubauen. In vielen Fällen konnte er wohl auch die Seriennummer entfernen. Den Ermittlern machte er ihre Arbeit schwer, weil er oft nur einzelne Schritte des Diebstahls erledigte und andere von Komplizen übernehmen ließ.

Auch in der Nacht zu Dienstag erhoffte er sich viel Beute. In der Prinz-Georg-Straße durchschoss er mit einer Stahlkugelschleuder ein Autofenster und klaute einen Airbag. Dann aber fassten ihn die wartenden Beamten auf dem Weg in die Tiefgarage. Der Vermieter will dort nun einen Sicherheitsdienst einsetzen.

(RP)
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