Sorge vor Amoklauf Polizei evakuiert Berufskolleg

Düsseldorf · Die Durchsage des Schulleiters, der am Dienstag die Lehrer des Albrecht-Dürer-Berufskolleg für 13 Uhr zur Konferenz bat, war seit Jahren verabredet. Sie bedeutet: Sofort die Klassenräume abschließen, Gefahr im Gebäude.

Angst vor Amoklauf: Polizei evakuiert Berufskolleg
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"Wir hatten schon ziemlich große Angst", sagt Schülerin Klaudia Nawrocki (25). Doch als die ersten anderthalb Stunden ereignislos verstrichen waren, habe sich die Stimmung im Klassenzimmer entspannt. Und andere Probleme wurden drängender: mit Eimern und Schultischen bauten sich die Kollegschüler Behelfstoiletten, während sie auf ihre Befreiung durch die Polizei warteten.

Notfallplan hat funktioniert

Die war um 11.58 Uhr von der Schulleitung über einen etwa 17-jährigen Unbekannten informiert worden, der sich im Schulgebäude aufhielt und angeblich auch eine Pistole bei sich hatte.

Einem Schüler (27) war der dunkelhaarige Mann mit der Zopffrisur und einem knielangen Mantel aufgefallen, er hatte ihn im Sekretariat gemeldet. "Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Polizei hat hervorragend funktioniert", sagte Polizeisprecher André Hartwich, Nach den Amoktaten von Erfurt und Emsdetten waren 2006 Notfallpläne mit den Schulen entwickelt worden, die sich gestern bewährten — auch die versteckte Botschaft in der Lautsprecherdurchsage gehört zu diesem Konzept.

Der Zeuge, so Hartwich, habe präzise Angaben gemacht und sehr glaubwürdig gewirkt. Deshalb ging die Polizei auf Nummer Sicher. Eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei in Schutzwesten kontrollierte systematisch das Gebäude, führte nach und nach und nach die 800 Schüler aus den 60 Klassenräumen durch gesicherte Flure ins Freie.

Schwer bewaffnete Kollegen sicherten unterdessen das Gebäude von außen. Der Fürstenwall war zwischen Kirchplatz und Kronprinzenstraße voll gesperrt, auch die Florastraße hatte die Polizei abgeriegelt. Nach knapp zwei Stunden kam ein Team der Düsseldorfer Spezialeinheiten zur Verstärkung.

Ihr Auftrag: Die Räumung und Durchsuchung zu beschleunigen. "Dafür ist ein SEK besser ausgebildet, das gehört zu deren Alltag", sagte Hartwich. Es war nicht der erste Einsatz der Spezialkräfte am Albrecht-Dürer-Kolleg: vor vier Jahren nahmen sie einen 18-Jährigen fest, der eine Waffe in der Schultasche hatte. Um 15.45 Uhr meldete der Einsatzleiter das Gebäude leer. Der junge Mann mit der Pistole war nicht gefunden worden.

Nach der Gefahrenabwehr beginnt nun die Ermittlungsarbeit. Zeugenbefragungen sollen helfen, die Identität des verdächtigen jungen Mannes zu klären. Hinweise dazu nimmt die Kripo unter Telefon 0211 - 8700 entgegen.

(RP)
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