Düsseldorf Polizei bekämpft trickreiche Autodiebe

Düsseldorf · 2011 wurden in Düsseldorf 430 Autos gestohlen, 2012 noch 320 und dieses Jahr werden es noch weniger sein. Die Polizei schreckt durch massive Präsenz potenzielle Täter ab – und kennt die zahlreichen Tricks der Täter.

Die Zahl der Autodiebstähle in Düsseldorf wird auch in diesem Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder sinken. Davon ist der zuständige Kriminalhauptkommissar Jürgen Franke überzeugt. Von 430 im Jahr 2011 ging die Zahl 2012 auf 320 zurück, im laufenden Jahr wird sie am Ende wahrscheinlich unter 300 liegen, heißt es im Präsidium. Der Kripo-Mann sieht den Grund dafür im neuen Konzept der Polizei: Man zeige massive Präsenz, was eine abschreckende Wirkung habe. Gemeint ist nicht nur die verstärkte Streife nachts im Einsatzwagen, sondern auch das gezielte Sich-blicken-Lassen an bekannten Schwerpunkten wie zum Beispiel den Flughafen-Parkhäusern.

Dort hat sich neulich folgende Szene abgespielt: Zwei Polizisten, auf ihren Mountain-Bikes schnell und lautlos im Parkhaus unterwegs, sehen zwei Männer mit Rollkoffern, die ihnen verdächtig vorkommen. Bei der Kontrolle stellt man fest: Sie haben keine Tickets, sind also keine Passagiere, auch keine Parkscheine, und sie holen niemanden ab. Die Koffer werden geöffnet (das ist legal!), sie sind gefüllt mit Werkzeug. Das ist nicht illegal, aber merkwürdig. Also werden die beiden mit ins Präsidium genommen, um ihre Personalien zu checken. Sie kommen aus einem osteuropäischen Land und wollen angeblich einen Freund treffen. Anhaben kann man den beiden nichts, aber da sie durchaus bis zum nächsten Tag im Polizeigewahrsam festgehalten werden können, rechnen Kripo-Experten mit einer abschreckenden Wirkung: Das Duo, das nach Ansicht der Fahnder kurz davor war, ein Auto zu stehlen, wird von seinen Erlebnissen berichten und mögliche Komplizen abhalten.

Trotz sinkender Zahlen hält die Kripo Düsseldorf für eine Hochburg der Autodiebstähle – und das wird auch so bleiben. Messe, Flughafen, viele Hotels: Die Stadt ist wohlhabend, in einigen Stadtteilen ist die Porsche-, BMW- oder Mercedes-Dichte hoch. Das lockt die Diebe, die sich hier nicht erst lange umsehen müssen.

Franke kennt das Vorgehen der Diebe genau: Späher suchen die Autos aus, oft fahren sie typische Familien-Autos. Es sind Fälle aktenkundig, in denen sie sogar Kinder dabei hatten, um Normalität und Harmlosigkeit vorzutäuschen. Sie tun nichts anderes, als konkrete Tipps zu geben. Der Wagen vom Typ A steht regelmäßig an Standort B. Mehr machen sie nicht. Wie zuletzt in Düsseldorf-Lörick und Meerbusch-Büderich: Binnen weniger Stunden wurden dort nachts zwei SUV vom Typ Range Rover geklaut.

Ist das gewünschte (meist konkret "bestellte") Fahrzeug ausgemacht, reist der Experte für das Knacken der Beute an: Er ist spezialisiert auf einen Typ, und bei dem hat er in kürzester Zeit Alarmanlage und Wegfahrsperre ausgeschaltet, startet den Motor. Den Transport besorgt ein anderer, zu kostbar ist der "Türöffner", er soll auf keinen Fall ertappt werden. Angereist sind alle in einem technisch gepflegten Auto. Auffallen durch Beulen oder abgefahrene Reifen will man nicht, das stört das Geschäft. Die Beute selbst wird auch nicht unbedingt direkt weggeschafft. Weil es heute die Möglichkeit bei einigen Wagen gibt, sie über ihre Notruf-Funktion (wird bei Unfällen mit den Airbags auf den Handy-Verbindungen aktiviert) zu orten, stellt man die Wagen ein paar Tage auf einen Parkplatz einige Kilometer entfernt, nahe der Autobahn, und beobachtet, ob sie "kontaktiert" werden von der Polizei. Erst dann schafft man sie fort.

(RP)
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