Streit um Düsseldorfer Sportvereine Politik kann im Lärmstreit kaum helfen

Düsseldorf · Die Fraktionen wollen den Bundestag auffordern, den Sport besser zu unterstützen und höhere Grenzwerte für Lärm festzulegen. Dem TV Grafenberg hilft das erst mal nicht. Er hofft auf das Schlichtungsgespräch im Sportamt.

Monika Lehmhaus (FDP) vor der riesigen Lärmschutzwand, die die Stadt für den DHC (Düsseldorfer Hockey-Club) am Seestern in Lörick bauen musste. Sie fordert, dass Vereine vor Anwohnerbeschwerden über Lärm geschützt werden - allerdings könnte das nur der Bundestag entscheiden.

Monika Lehmhaus (FDP) vor der riesigen Lärmschutzwand, die die Stadt für den DHC (Düsseldorfer Hockey-Club) am Seestern in Lörick bauen musste. Sie fordert, dass Vereine vor Anwohnerbeschwerden über Lärm geschützt werden - allerdings könnte das nur der Bundestag entscheiden.

Foto: Schaller,Bernd

Die Düsseldorfer Lokalpolitiker sind sich einig, dass Sportvereine nicht durch Beschwerden von Anwohnern gefährdet werden dürfen - allerdings wissen sie auch, dass es nicht in ihrer Macht steht, die Lage zu ändern: Ein Bundesgesetz legt fest, dass Nachbarn vor dem Lärm von Sportstätten geschützt werden müssen. Wenn auch nur ein Anwohner auf sein Recht pocht - wie zuletzt beim TV Grafenberg - kann auch die Stadt nicht helfen.

Betroffen von solchen Streits sind derzeit rund fünf Düsseldorfer Vereine, die Stadt musste in der Folge unter anderem Hunderttausende Euro in Lärmschutzwände investieren. CDU und SPD haben am Montag jeweils eine Resolution für den Stadtrat entworfen, die eine Änderung des Gesetzes zugunsten des Sports fordert.

Wahrscheinlich werden sich die beiden größten Fraktionen auf einen gemeinsamen Text einigen und die Resolution gemeinsam einbringen, auch FDP und Grüne dürften zustimmen. "Mehr können wir auf kommunaler Ebene nicht tun", sagt Stephan Friedel (CDU). Hoffnung gibt den Unterstützern das neue Lärmschutzgesetz aus dem Jahr 2011, das erstmals den Lärm von Kitas und Spielplätzen unter besonderen Schutz stellte, weil diese Einrichtungen wichtig für die Entwicklung von Kindern sind - eine ähnliche Ausnahme, die Beschwerden von Anwohnern stark erschwert, erhoffen sich die Kommunalpolitiker für den Sport.

"Es kann nicht sein, dass Einzelinteressen über Gesamtinteressen stehen", sagt Günter Karen-Jungen (Grüne). Auch auf anderen Wegen wollen die Düsseldorfer Druck machen. Die Vorsitzende des Sportausschusses, Monika Lehmhaus, wird ihre FDP-Parteikollegen im Bundestag ansprechen, auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek will sich einsetzen.

Die Grünen trafen sich am Montag mit Vereinsvertretern. Der Stadtsportbund spricht das Thema bei einem Treffen mit anderen Verbänden an. Dem TV Grafenberg nützt das alles zunächst einmal nichts. Der Verein hat seit langem Streit mit einem Anwohner und den Spielbetrieb bereits deutlich eingeschränkt; er hat das traditionelle Pfingstturnier gestrichen und den Kindern untersagt, außerhalb des Trainings - aber innerhalb der erlaubten Zeiten - auf dem Platz zu kicken. Trotzdem ist kein Friede eingekehrt.

Das Sportamt hatte den Verein kürzlich in einem harsch formulierten Brief weitere Auflagen vorgeschrieben. Sportliche Aktivitäten sind demnach nur noch in eng umrissenen Zeiten erlaubt und sonntags nur einige Male pro Jahr gestattet - außerdem soll es einen Mitgliederstopp geben. Der Vereinsvorsitzende Uli Geduldig sieht langsam die Grenze erreicht. Man werde noch auf Vereinskosten Gummipuffer anschaffen, damit der Eisenzaun nicht mehr so rappelt, wenn ein Ball dagegenschlägt, außerdem werde man einen Hintereingang für die Tennisspieler schaffen. Dann sei es genug.

"Mehr wollen wir nicht mehr machen", sagt Geduldig. Mit Spannung erwartet wird ein Treffen im Sportamt, das für Donnerstag geplant ist. Dort werden Vertreter des Vereins, des Stadtsportbunds, der Bundestagsabgeordnete Jarzombek und möglicherweise auch der unzufriedene Nachbar erwartet.

(anch)
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