Lesermeinungen zur Hexenverbennung "Politik darf kein Gerichtsurteil aufheben"

Düsseldorf · Die Frage, ob zwei 1738 verbrannte Hexen durch den Düsseldorfer Stadtrat rehabilitiert werden sollen, spaltet nicht nur die Politik, sondern auch unsere Leser. Einige halten das Urteil nach den damaligen Gesetzen für rechtskräftig, andere sprechen sich für eine Rehabilitierung aus. Eine dritte Gruppe von Lesern zweifelt am Sinn der Diskussion.

"Man kann nicht jedes Unrecht der Vergangenheit aufarbeiten", schreibt Holger Trometer auf Facebook. So wie ihn treibt viele Leser die Frage um, ob ein damals rechtskräftiges Urteil überhaupt aufgehoben werden darf.

Unter dem Synonym "Kellermeister" ergänzt ein Kommentator die Diskussion: "Urteile können immer nur nach den Gesetzen der jeweiligen Zeit erlassen werden. Und Hexerei war im Mittelalter eben strafbar. Würde der Prozess neu aufgerollt, würde die Schuld der Angeklagten zweifelsfrei durch Geständnisse bewiesen, müssten unbestechliche Richter wieder zum selben Urteil kommen."

Klaus Lückerath setzt sich hingegen für das Gedenken an die Opfer ein: "Tausender unschuldiger Frauen wurde in den Jahren der Hexenverfolgung der Prozess gemacht. So fürchterlich diese Greuel auch waren, es ist alles in einer Zeit geschehen, in der ein völlig anderes Rechtsempfinden herrschte. Den Opfern sollte man gedenken." Eine rechtliche Aufarbeitung des Falls hält der Leser für völlig überzogen.

Manuela Putz fordert auf Facebook die Rehabilitierung der Hexen als Mittelweg: "Selbstverständlich darf die Politik kein Gerichtsurteil aufheben. Dennoch wäre eine öffentliche Rehabilitationserklärung zugunsten der Frauen und zu lasten der Folterer sinnig."

Unter dem Synonym "Bonifatius" setzt sich ein weiterer Leser für die vollständige Aufarbeitung des Hexenprozesses ein: "Nach den damals geltenden Gesetzen wurden im dritten Reich Menschen anderer Religion oder Weltanschauung vergast. Man kann das nicht einfach ignorieren, und wenn man das Eine hinnimmt, wird neues Unrecht auch wieder nach den geltenden Gesetzen begangen und gerechtfertigt." Trotzdem gibt er auch zu bedenken: "Ob es allerdings sinnvoll ist wenn man sich jetzt mit der Aufarbeitung von Hexenprozessen befasst, ist doch sehr fraglich. Da gibt es sicherlich wichtigere Probleme."

Eine dritte Gruppe von Lesern findet die gesamte Diskussion unsinnig. "Liebe Politikerinnen und Politiker, bitte widmet Euch als Gegenleistung für unsere Steuergelder wichtigeren Themen als gefällte Urteile aus dem Jahre 1738. Das ist nicht wirklich effektiv", schreibt so "appollo1104" und Gabriela Brodesser fragt auf Facebook: "Hat Düsseldorf keine anderen Probleme? sind die Politiker unterfordert?"

Etwas Positives aus der Situation zu gewinnen versucht hingegen Martin Rath: "Dass die lokale Politik sich damit beschäftigt, zeugt davon, dass es gerade nichts wirklich Wichtigeres zu tun gibt."

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