Düsseldorf Pogromnacht-Gedenken mit Gottesdienst und Prozession

Düsseldorf · Der linksrheinische Seelsorgebereich erinnert mit einer besonderen Veranstaltung an die Reichspogramnacht am 9. November 1938. So lädt Dechant Michael Dederichs am Vorabend des Jahrestages, am Samstag, 8. November, 19 Uhr, zu einem Wortgottesdienst in die St. Antoniuskirche, Luegallee, ein.

Die Predigt steht unter dem Thema "Die größte Katastrophe ist das Vergessen." Kantor Markus Hinz wird dazu auf der Christus-König-Orgel Auszüge aus dem Kreuzweg von Gabriel Marcel spielen.

Nach dem Gottesdienst geht die Gemeinde in einer Prozession zum Haus Adalbertstraße 22 und den dort auf dem Gehweg eingelassenen Stolpersteinen. In dem Haus wohnte bis 1937 das jüdische Ehepaar Adolf und Frieda Herzfeld. Es gelang den Beiden noch, in die Niederlande zu emigrieren, wurden aber dort von den Nazis aufgegriffen und ins Lager Westerborg deportiert, anschließend, Anfang Februar 1943, nach Auschwitz und dort ermordet.

"Der Gedenkgottesdienst soll jedes Jahr fortgeführt werden", sagt Dechant Dederichs. "Wir werden dann jeweils im Anschluss ein anderes Haus, in dem Menschen jüdischen Glaubens gewohnt haben, besuchen."

In Oberkassel wurden vor zwölf Häusern "Stolpersteine" zur Erinnerung an die einstigen Bewohner verlegt. Es handelt sich um aus Beton gegossene Steine. Sie haben auf der Oberseite eine zehn mal zehn Zentimeter große Messingtafel, in die mit Schlagbuchstaben "Hier wohnte ..." sowie Name, Geburtsjahr, Todestag und -ort der von den Nazis Ermordeten eingestanzt sind. Sie werden über Patenschaften finanziert und sind im übertragenen Sinn als Mahnmal gegen das Vergessen gedacht - nicht mit dem Fuß soll man stolpern, sondern mit dem Kopf. Trotz Eile und Hektik einen Augenblick an die denken, die sich einst in ihrem Stadtteil, in ihren Häusern sicher fühlten bis zu dem Tag, als sie von einem unmenschlichen Regime aus dieser Geborgenheit gerissen wurden.

Anfang des Jahres 2000 begann der Kölner Künstler Gunter Demnig die von ihm gefertigten "Stolpersteine" auf Initiative der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte zu verlegen.

(hiw)
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