Düsseldorf Plötzlich wollen alle die Seilbahn

Düsseldorf · Zunächst als Hirngespinst der CDU abgetan, plädieren nun alle Parteien im Stadtbezirk 7 dafür, das ungewöhnliche Transportmittel zur Anbindung der Bergischen Kaserne erneut prüfen zu lassen.

 Wie hier in Ankara könnte eine Seilbahn über den Gallberg hinweg das Bergische Viertel mit dem Staufenplatz verbinden.

Wie hier in Ankara könnte eine Seilbahn über den Gallberg hinweg das Bergische Viertel mit dem Staufenplatz verbinden.

Foto: Leitner Ropeways

Selten waren sich die Politiker in der Bezirksvertretung 7 so einig: Das vom Verkehrsausschuss der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten zur Anbindung der Bergischen Kaserne sei das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist. Die Taktung des Busses aus Richtung Knittkuhl zu erhöhen, um so womöglich zusätzliche Neubürger von bis zu 3000 Wohneinheiten, die auf dem alten Militärgelände entstehen könnten, in den Stoßzeiten in die Innenstadt zu bringen, sei Mumpitz. Der Bus werde wie alle anderen Verkehrsmittel im Stau stecken bleiben. Für zusätzliche Busspuren fehle auf der Bergischen Landstraße schlichtweg der Platz. Die Lösung: eine Seilbahn.

Die hatte die CDU im Vorjahr ins Spiel gebracht und wurde dafür anfangs noch belächelt. Inzwischen sind längst auch die Ampel-Parteien in die Gondel gesprungen und kritisieren das Ergebnis der Gutachter, dass die Seilbahn sich nicht lohnen würde. In der Bezirksvertretung 7 herrscht inzwischen über Parteigrenzen hinweg Einigkeit darüber, dass es der Bus allein nicht sein kann und es allemal den Aufwand wert sei, die Realisierung einer Seilbahnstrecke über den Gallberg noch mal von der Verwaltung prüfen zu lassen. Denn: Die Gutachter vom Büro Albert Speer und Partner hätten den örtlichen Gegebenheiten nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet, dem Radverkehr so gut wie überhaupt keine Beachtung geschenkt sowie weitere, für den Berufsverkehr wichtige mögliche Stationen außer Acht gelassen. Dementsprechend, so heißt es in einem Ampelantrag der BV7, solle die Streckenführung aus der Machbarkeitsstudie überarbeitet werden, so dass auch das Gerresheimer Krankenhaus, die Anwohner der Bergischen Landstraße und gegebenenfalls ein Park&Ride-Parkplatz an der A3 angeschlossen werden.

Das allein reicht Hanno Bremer von der CDU nicht, der, damit die Akzeptanz einer Seilbahn noch breiter ausfällt, zum einen grundsätzlich die Streckenführung über unbewohntem Gebiet bevorzugt - womit mögliche Einsprüche und Prozesse von Anliegern weitestgehend ausgeschlossen seien - und zum anderen die Strecke gerne noch um einen touristischen Aspekt bereichern würde: "Vom Staufenplatz zu Rennbahn und Wildpark, dann weiter zur Bergischen Kaserne und bis zur Autobahn mit P+R-Platz", konkretisiert er seine vorläufige Lieblingsroute. "Wir müssen größer denken", gibt ihm Parteifreund Rainer Klöpper Rückendeckung.

Wenn auch die Stadtteilpolitiker in Detailfragen (wie der Rennbahn-anbindung) unterschiedlicher Meinung sein sollten, so eint sie der Wunsch, die Seilbahn im Osten zu verwirklichen. Das findet nun darin Ausdruck, dass sämtliche Prüfaufträge gesammelt an den Ordnungs- und Verkehrsausschuss zur Diskussion weitergeleitet werden. In dem Block enthalten ist auch ein Vorstoß des Linken Wolfram Müller-Gehl, trotzdem eine separate Busspur stadteinwärts prüfen zu lassen, da die Realisierung der Seilbahn letztlich in den Sternen stehe. Obwohl Sönke Willms-Heyng (FDP) den eigentlichen Wunsch dadurch verwässert sieht und Elke Fobbe (SPD) dafür plädiert, die Busspur erst dann wieder hervorzukramen, sollte die Seilbahn scheitern, bleibt der Linken-Antrag im Prüfpaket.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort