Der Japan-Tag in Düsseldorf Phantasie-Figuren am Rheinufer

Düsseldorf · Ohne diese drei unterschiedlichen Personengruppen wäre der Japan-Tag nicht das, was er ist: Die Cosplayer, die sich als Figuren aus Manga-Comics verkleiden, die Bogenschützen, die traditionelle Kampfkunst zeigen, und die Freiwilligen, die alles zusammenhalten.

 Miki und Mari Uchima arbeiten jedes Jahr ehrenamtlich beim Japan-Tag.

Miki und Mari Uchima arbeiten jedes Jahr ehrenamtlich beim Japan-Tag.

Foto: Bretz, Andreas

Fast 600 Kilometer sind es von ihrer Heimat Augsburg nach Düsseldorf, aber diesen Weg ist der Japan-Tag Nicole Diebold und Nicole Baumgartner allemal wert. "Das ist eines der großen Ereignisse in Deutschland für uns Cosplayer." Cosplay ist die Kurzform von "Costume Play" ("Kostüm-Spiel"). Bei diesem Hobby verkleiden sich die Fans so originalgetreu wie möglich als Figuren aus Manga-Comics und japanischen Anime-Trickfilmen. Nicole Diebold, im wirklichen Leben Leiterin einer Bäckerei, hat sich in das aufwändige Kleid einer kriegerischen Vampirin aus dem Manga "Trinity Blood" gehüllt. "Es macht mir auch Spaß, in einen fremden Charakter zu schlüpfen", sagt sie: "Diese Figur ist sehr stolz, sehr hilfsbereit, aber auch ein wenig aggressiv."

Ihre Freundin Nicole Diebold trägt die Kleidung eines "Sky Pirate", also eines Himmelspiraten, mit Piratenkostüm und Fliegerbrille. Solche Elemente gebe es in einigen Mangas und Animes, erklärt sie. Beide Kostüme haben die jungen Frauen mühevoll selbst gemacht "Aber", sagen sie: "Es ist auch einfach toll, wenn das, was man selbst gemacht hat, dann bei den anderen gut ankommt."

Geschwister-Paar hilft seit Jahren ehrenamtlich

Ohne sie ginge kaum etwas: Überall sah man am Samstag die vielen ehrenamtlichen Helfer des Japan-Tages zwischen den Massen am Rheinufer umher huschen. Sie waren immer dort, wo sie gebraucht wurden. Die Geschwister Miki und Mari Uchima waren zwei von ihnen und halfen vor allem am gut besuchten Kinderzelt aus. "Oft gibt es Sprachprobleme, da können wir übersetzten", erklärt Mari Uchima (18), die den vielen Kindern beim Basteln und Malen der japanischen Schriftzeichen half.

Ihre 15-jährige Schwester las im Zelt typische japanische Kindergeschichten vor und beantwortete viele Fragen deutscher Kinder zur Geschichte des fernen Landes. "Am Japan-Tag herrscht immer eine tolle Stimmung in der Stadt, da helfen wir doch gerne", sagt die Deutsch-Japanerin. Teile ihrer Familie leben auf der Insel Okinawa im Süden Japans. "In den Sommerferien fahren wir immer dorthin, so dass wir den Kontakt zu unserer zweiten Heimat erhalten." In Düsseldorf leben die beiden seit drei Jahren. "So lange arbeiten wir auch schon als Ehrenamtliche beim Japan-Tag", sagt Miki Uchima. Den Weg ins Ehrenamt fanden sie über ihre Mutter. "Sie ist die Vorsitzende des japanischen Clubs in Düsseldorf. Daher wissen wir auch, wie wichtig unsere Funktion heute für einen reibungslosen Ablauf ist."

Kyudo begeistert die Besucher

Insgesamt zehn japanische Budo-Kampfsportkünste wurden am Samstag auf der Sportbühne am Johannes-Rau-Platz präsentiert, darunter auch Kyudo (übersetzt: der Weg des Bogens)— das traditionelle japanische Bogenschießen. Für Yuri Hirayanagi war die Demonstration ihrer Künste eine ganz besondere Veranstaltung. "Ich bin zum dritten Mal dabei und finde die Atmosphäre jedes Mal wieder toll", sagt die 31-Jährige. Schon lange ist der traditionelle Sport ihr größtes Hobby. Gelernt hat sie das Bogenschießen in Japan. "Ich bin in Tokio zur Schule gegangen. Nebenbei habe ich dort meine Technik im Bogenschießen verbessert."

Nach ihrer Rückkehr setzte die 31-Jährige einige Jahre aus, bis sie vor drei Jahren im Kyudoverein Neandertal wieder aktiv wurde. "Die Konzentration und das völlige Vergessen des Alltags sind das, was mich fesselt", erklärt sie ihre Faszination. "Beim Bogenschießen hat man keinen Gegner, man kämpft gegen sich selbst. Die Herausforderung ist, die Ruhe zu finden und sich völlig auf das Schießen und den Bogen einzulassen." Der über zwei Meter lange Bogen ist aus mehreren verleimten Bambus- und Holzpleißen zusammengesetzt und entspricht unverändert dem mittelalterlichen Vorbild.

Er erfordert eine über Jahrhunderte überlieferte Schießtechnik. "Man hebt den Bogen bis über den Kopf, zieht ihn mit rechts auf, und gleichzeitig drückt die linke Hand ihn nach vorne", erklärt sie. Was sich einfach anhört, gelingt jedoch auf Anhieb kaum einem der Besucher. "Übung macht den Meister", tröstet Hirayanagi den einen oder anderen. Der gelungene Schuss entstehe aus der Einheit zwischen Geist, Körper und Bogen. "Durch diesen ganzheitlichen Ansatz fasziniert Kyudo immer mehr Menschen in Deutschland."

(RP/top/ila)
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