Umstrittene Röhre Pfusch beim Bau der CO-Pipeline?

Düsseldorf · Morgen beschäftigt sich der Umweltausschuss des Landtages mit der umstrittenen Kohlenmonoxid-Leitung. Die Pipeline-Gegner haben eine Dokumentation vorgelegt, die Baumängel belegen soll. Bayer und die Landesregierung weisen die Vorwürfe zurück.

Bürger wehren sich gegen Pipeline
7 Bilder

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Die Dokumentation der Initiative "Baustopp der Bayer-Pipeline" ist 23 Seiten lang. Sie enthält 20 Farbfotos, die Szenen vom Bau der umstrittenen Kohlenmonoxid-Leitung zeigen. Die Bilder sollen als Beweis dienen. "Statt mit äußerster Sorgfalt vorzugehen, wurde die Co-Pipeline nachlässig und unprofessionell verlegt", sagt Dieter Donner, der Sprecher der Pipeline-Gegner. "Die Baumängel sind offensichtlich."

Wurde bei der Verlegung der CO-Pipeline gepfuscht? Ein Vorwurf, der schwer wiegt. Morgen befasst sich der Umweltausschuss des Landtags mit der Mängel-Liste der Pipeline-Kritiker. Die Sondersitzung findet auf Antrag der Grünen statt.

Die Bürgerinitiativen wollen neun Verstöße gegen die Bauvorschriften festgestellt haben. So sieht die "Technische Regel für Rohrfernleitungen" vor, dass die Rohrstränge bei Arbeitsunterbrechungen durch Stopfen oder Deckel verschlossen werden müssen. Die Bilder zeigen angerostete Leitungen, die offen im Erdreich enden. Auch bei den Schweißarbeiten sollen Vorschriften verletzt worden sein.

Besonders große Bedenken hegen die Pipeline-Gegener gegen die eingebauten Sicherungssysteme. So sollen die sogenannten "Geo-Grid-Matten", die die Leitung bei Bauarbeiten vor Bagger-Schaufeln schützen, nur gering belastbar sein. Tests der Stadt Duisburg hatten ergeben, dass schon kleine Baumaschinen Grid-Matten zerstören konnten.

Auch ein "Schnüffel-Schlauch", der einen Gasausaustritt an der Leitung registrieren soll, sei nicht ordnungsgemäß angebracht worden, behaupten die Gegner und liefern dafür ein Belegfoto.

Die CO-Pipeline sollte eigentlich schon im Herbst 2007 fertiggestellt werden. Doch zahlreiche Einsprüche und Planänderungen verzögerten den Bau immer wieder. Die Leitungsstrecke ist 67 Kilometer lang. Etwa neun Kilometer sind bis heute nicht verlegt.

Die Firma Bayer hat die Kritik der Pipeline-Gegner in einer Stellungnahme als "absurd" zurückgewiesen. Nur eine sichere Pipeline, die reibungslose funktioniere, sei auch wirtschaftlich, heißt es in einer Erklärung. Deshalb seien "Sicherheit und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch, sondern ein Bündnis". Bei den Bildern handele es sich lediglich um "Momentaufnahmen", die Interpretation sei "laienhaft".

Auch die Landesregierung hält von der "Pfusch-am-Bau-Theorie" nicht viel. "Bei den auf den Fotos dargestellten Sachverhalten handelt es sich nicht um Baumängel, die die Sicherheit der CO-Leitung in Frage stellen", heißt es in einer Beurteilung von NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Der Bau der Leitung erfolge "gemäß dem Planfeststellungsbeschluss und dem einschlägigen technischen Regelwerk".

Die Grünen werfen Bayer und der Landesregierung vor, die Sorgen der Kritiker nicht ernst zu nehmen. "Sie stecken einfach den Kopf in den Sand behaupten, alles sei in Ordnung", sagt Johannes Remmel, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen. Bei den Fotos handele es sich schließlich nicht um Fälschungen.

Dieter Donner, der Sprecher der Pipeline-Gegner, kündigte gestern an, die Initiativen würden notfalls bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, um die Inbetriebnahme der Kohlenmonoxid-Leitung zu stoppen. Michael Schreckenberg, Professor für die Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen, warnte davor, ein möglicher Unfall sei nicht zu beherrschen. "Ich kann nicht erkennen, wie eine große Zahl von CO-Vergifteten in NRW medizinisch versorgt werden kann."

(RP)
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