Düsseldorf PFT: Stadt verspricht, Proben zu nehmen

Düsseldorf · Am Stand der mobilen Redaktion der RP in Kaiserswerth war die Stimmung aufgeheizt. Die Menschen verlangten nach besserer Aufklärung und mehr Sicherheit. Und die Verwaltung reagierte. Zu spät, meinten viele.

 Bei der Mobilen Redaktion mit den RP-Redakteuren Torsten Thissen (r.) und Michael Brockerhoff (3.v.r.) äußerten Bürger ihre Sorgen wegen der PFT-Verschmutzung.

Bei der Mobilen Redaktion mit den RP-Redakteuren Torsten Thissen (r.) und Michael Brockerhoff (3.v.r.) äußerten Bürger ihre Sorgen wegen der PFT-Verschmutzung.

Foto: bernd Schaller

Die Stimmung im Düsseldorf Norden ist angespannt. Viele Menschen kamen deshalb zur Mobilen Redaktion der Rheinischen Post in Kaiserswerth, und es ging ihnen in der Hauptsache darum, aufgeklärt zu werden. Die Belastung des Grundwassers mit Perfluorierten Tensiden (PFT) beschäftigt die Menschen sehr. So auch Waltraut Thieke, die sich einfach informieren wollte. Sie hat zwar keinen Grundwasser-Brunnen und baut keine Gemüse in ihrem Garten an, aber: "Ich kaufe bei Hofläden in der Umgebung Bio-Gemüse. Ich bin unsicher", sagt sie.

Sabine Schnieders ist als Kleingartenbesitzerin direkt betroffen. "Für kleine Kinder war es ein Genuss, direkt vom Strauch Johannisbeeren zu pflücken und zu essen", berichtet sie und fragt, ob das gefährlich war. Inge Bantz, stellvertretende Leiterin des Umweltamtes, versucht zu beruhigen: "Akut besteht keine Gefahr. Nur wenn sich über viele Jahre hinweg PFT im Körper anreichern kann, könnte die Gesundheit beeinträchtigt sein."

Aber die Besucher bleiben besorgt, wollen Klarheit über die Gefährdung. Da macht Inge Bantz ein Angebot: Wenn Gartenbesitzer eine Analyse des Brunnenwassers und des Erdreichs wünschten, könnten sie sich beim Umweltamt melden. "Wir schicken dann einen Gutachter, der auf Kosten des Amtes Proben nimmt und untersucht." Das sei auch im Sinne der Stadt, die ein dichtes Probennetz für die Einschätzung der Sanierungsmöglichkeiten braucht. Aber vorsichtshalber dürfe das Brunnenwasser nicht benutzt werden, damit nicht PFT aus dem Grundwasser durch das Gießen in die oberen Erdschichten gelange, erklärt Bantz.

Das ärgert Ulrike Holzmüller, die für einen Grundwasserbrunnen im eigenen Garten etwa 1800 Euro investiert und damals darüber die Stadt informiert hat. "Und jetzt dürfen wir das Grundwasser nicht mehr nutzen und müssen teures Trinkwasser verwenden." Ähnlich geht es Klaus Scholz, der am Wacholderweg in Lohhausen wohnt. Wobei er zu einer Gruppe von Lesern gehört, der es mehr um das große Ganze ging. "Immer wieder ärgern wir uns über den Flughafen. Wir müssen den Lärm aushalten, den Gestank des Kerosins, den Verkehr — und jetzt kommt auch noch die Belastung unseres Wassers hinzu. Wer bezahlt uns denn unsere Mehrkosten für die Verwendung des Trinkwassers", fragte er. Die Stimmung war aufgeheizt.

Aber auch Inge Bantz musste eingestehen, dass es ein Recht auf Grundwassernutzung nun einmal nicht gibt. Sie wehrte sich gegen den Vorwurf, die Stadt habe die PFT-Problematik zu lange verschleiert und zu wenig getan. "Die Aufbereitung von mit PFT belastetem Wasser ist schwierig und noch nicht endgültig erforscht", sagte sie und versicherte, der Verursacher werde für den Schaden aufkommen. Viele Menschen am Stand der RP blieben trotzdem skeptisch, von einer "Lex Flughafen" war die Rede.

Den meisten geht die Sanierung zu langsam voran. "Warum hat der Flughafen die belastete Erde an den bekannten PFT-Quellen noch nicht ausgebaggert, warum wurden die Stellen nicht zumindest abgedichtet, damit die Chemikalie nicht mehr in den Untergrund gelangen kann", fragte Siegfried Küsel, Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins Lohausen. Die Antwort von Bantz, das genaue Ausmaß müsse für ein gezieltes und sinnvolles Handeln noch festgestellt werden, befriedigte ihn nicht.

Empört ist Christian Weiß, dass an den Baggerseen bei Kaiserswerth vor der Verunreinigung nicht gewarnt wird: "Auch wenn das Baden dort verboten ist, weiß doch jeder, dass täglich Düsseldorfer dort schwimmen gehen." Das müsse die Stadt zur Kenntnis nehmen, dürfe sich nicht auf das allgemeine Verbot zurückziehen und nichts unternehmen. "Außerdem dürfen Surfer den See benutzen. Und die fallen schon mal ins Wasser oder schwimmen dort. Aber auch die wurden nicht gewarnt", sagt Dieter Wiese. Inge Bantz versprach, das Aufstellen von Schildern an geeigneten Stellen zu prüfen. Direkte gesundheitliche Schäden durch das Schwimmen seien aber nicht zu erwarten, beruhigte Bantz eine Besucherin der Mobilen Redaktion.

(RP)
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