Düsseldorf PFT: Sperrzone für Brunnen vergrößert

Düsseldorf · In Gerresheim hat sich die Chemikalie in den vergangenen zwei Jahren weiter ausgedehnt. Im Stadtnorden reicht die Verbotszone noch. Die letzte Versuchsreihe für eine Sanierung beginnt in diesem Monat.

 Die Versuchsanlage für PFT-Filter vor den Kleingärten wird betreut von (v.r.) Inge Bantz, Marion Klumbies vom Umweltamt und von Gregor Uhe.

Die Versuchsanlage für PFT-Filter vor den Kleingärten wird betreut von (v.r.) Inge Bantz, Marion Klumbies vom Umweltamt und von Gregor Uhe.

Foto: Bauer

Ein Wettlauf mit der Zeit ist die Säuberung des Grundwassers von perfluorierten Tensiden (PFT): Die Fachleute des Umweltamtes können mit der Erprobung von Sanierungsmethoden kaum Schritt halten mit der weiteren Ausdehnung der als gesundheitsgefährdenden Chemikalie im Grundwasser. Deshalb soll in Gerresheim die Zone, in der das Benutzen von Grundwasserbrunnen untersagt ist, weiter ausgedehnt werden. "Die Königsberger Straße wird die Grenze sein", sagte Inge Bantz, stellvertretende Leiterin des Umweltamtes. Bisher reichte die Verbotsgrenze bis zum Zamenhofweg/Siedlerweg.

Sie war 2010 festgelegt worden, als feststand, dass nach einem Brand einer Halle neben dem Gelände der ehemaligen Glashütte PFT mit Löschschaum in den Boden gelangt war. Und auch am Flughafen war PFT entdeckt worden, das mit Löschschaum nach dem Brand eines Flugzeugs und bei regelmäßigen Übungen der Feuerwehr ins Erdreich gekommen war. Das Gebiet, in dem kein Brunnenwasser benutzt werden kann, ist laut Bantz dort noch ausreichend.

Stadtverwaltung und Flughafen ist bewusst, dass nur ein Abpumpen und ein Säubern des belasteten Grundwassers die weitere Ausdehnung von PFT erst einmal bremsen und letztlich verhindern kann. Aber bisherige Testreihen mit einer Versuchsanlage in Gerresheim brachten noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse, sagte Bantz. Sie hofft aber, dass mit einer neuen Versuchsreihe, die ab Mitte August etwa fünf Monate laufen soll, der Durchbruch geschafft und ein maßgeschneidertes, effektives Filterverfahren entwickelt werden kann.

Die Schwierigkeit beim Herausfiltern von PFT: "Es gibt kein Patentrezept und kein Standardverfahren, weil es eine Vielzahl von Arten perfluorierter Tenside gibt, die alle anders reagieren", sagt Gregor Uhe. Er ist Projekt-Manager der Firma Cornelsen, die im Auftrag von Stadt und Land NRW Filterverfahren entwickeln soll. So seien die PFT-Arten in Düsseldorf nicht mit denen in den Stauseen bei Brilon zu vergleichen, in denen erstmals PFT entdeckt worden war. Uhes Firma hat dafür Sanierungsverfahren entwickelt, "die aber in Düsseldorf nicht greifen", sagt der Fachmann. Ein Grund: Es gebe PFT-Arten mit langen und mit kurzen Molekülketten. Während das PFT in den Seen aus langkettigen Molekülen bestand, "haben wir es in Düsseldorf mit einem Gemisch von kurzkettigen PFT-Molekülen zu tun." Bei denen sei eine bekannte Methode — das Filtern durch Ionentausch — ziemlich unwirksam. "Sie können aber gut von Aktivkohle zurückgehalten werden", sagt Uhe. Das hätten die ersten Versuchsreihen in Gerresheim ergeben. Für die wurde verschmutztes Wasser aus einem Grundwasserbrunnen hochgepumpt und durch unterschiedliche Filter geleitet. "Wir testen unterschiedliche Produkte, die von Firmen angeboten werden."

Eine weitere Schwierigkeit ist die Beschaffenheit des Grundwassers, in dem sich PFT ausbreitet. Sie ist bereits innerhalb der Stadt unterschiedlich. So ist in Gerresheim beispielsweise der Eisenanteil groß. "Die Eisenmoleküle verstopfen die Poren der Aktivkohle, das Grundwasser kann nicht mehr durch die Kohle strömen und dabei PFT abgeben", erklärt Uhe. Deshalb werde bei dem neuen Testlauf auch eine Vorfiltrierung für Eisen erprobt.

Die Testergebnisse in Gerresheim können auch in weiten Teilen für die Sanierung der Bereiche in Lohausen und Kaiserswerth verwendet werden, "weil dort ein ähnliches Gemisch von PFT-Arten zu finden ist", sagt Bantz. Sie rechnet mit einem Erfolg der Testreihe und mit einem Beginn der Sanierung Ende 2014.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort