Düsseldorf Ein Hotel für Samtpfoten

Düsseldorf · In Pempelfort machen Katzen im "Pfötchensitter" Ferien - Vollpension und Kratzbaum inklusive.

 Miriam Kuhl hat in den Räumen des Hotels Kletterlandschaften aus Kratzbäumen geschaffen.

Miriam Kuhl hat in den Räumen des Hotels Kletterlandschaften aus Kratzbäumen geschaffen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein Gast betritt die Hotel-Lobby. Er trägt einen silbergrauen Pelz, ist äußerst zurückhaltend und so leise, als würde er Pantoffeln tragen. Er schaut sich kurz um, ob er vielleicht Gesellschaft findet und zieht sich wieder lautlos in sein Zimmer zurück. Der Gast heißt Ralphi, ist sechs Jahre alt und zählt zur Rasse "Main Coon" - ein prachtvoller Großkater und Stammgast im Katzenhotel "Pfötchensitter" in Pempelfort. "Wir sind ausgebucht", verkündet Hotel-Managerin Miriam Kuhl. Na ja, ein oder zwei Gäste könnte sie vielleicht noch aufnehmen - "aber nur, weil alle Bewohner ausgesprochen freundlich sind." Das kann nicht jedes Hotel behaupten.

Ein Katzenhotel - vielen Menschen, die mit einem Stubentiger leben, bietet dieser Ort die Möglichkeit, gelassen in die Ferien zu fahren. "Denn eine Katze lässt sich ja nicht einfach mitnehmen wie ein Hund", so Miriam Kuhl, "aber länger allein bleibt sie eben auch nicht gern." Früher habe man geglaubt, dass die Tiere Einzelgänger seien, denen die Abwesenheit ihrer Menschen nichts ausmachen würde. "Heute weiß man: Sie sind gesellige Wesen, die verkümmern, wenn sie zu viel allein sind."

 In knapp 20 Schüsseln wird das Essen für die vierbeinigen Gäste der "Pfötchensitter" vorbereitet.

In knapp 20 Schüsseln wird das Essen für die vierbeinigen Gäste der "Pfötchensitter" vorbereitet.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Dieser Erkenntnis folgend, eröffnete Miriam Kuhl vor drei Jahren "Pfötchensitter". Die Germanistin kannte das Problem: Wohin mit dem geliebten Tier, wenn der Urlaub naht? So entstand zunächst die Geschäftsidee, Katzen in ihrem Zuhause zu betreuen, wenn sie während einer Kurzreise ihrer Menschen allein blieben. "Vor allem, wenn mehrere Tiere in einem Haushalt leben, kann das gut funktionieren." Diesen Service bietet sie auch heute noch an, zwei Mal am Tag fahren sie und ihre sechs Mitarbeiterinnen dann mit Futter zu den Daheimgebliebenen - Streicheleinheiten gibt's außerdem. Aber die meisten Gäste kommen zu ihr ins Hotel. "Vor allem an Weihnachten oder Ostern ist bei uns Hochsaison."

So ein Exemplar wie Ralphi, den graziösen Riesen, muss Victor Hugo im Sinn gehabt haben, als er schrieb: "Gott erschuf die Katze, damit der Mensch einen Tiger zum Streicheln hat." Ralphi hat bisher regelmäßig Ferien im Hotel gemacht - Vollpension und Kratzbaum inklusive. Nun ist er Dauergast, denn seine Besitzer haben ein Baby bekommen und kaum noch Zeit für ihren Kater. Deshalb sucht Miriam Kuhl für ihn ein neues Zuhause: "Ralphi ist sehr sanft und sehr verschmust. Er braucht viel Zuwendung." Die neuen Besitzer müssten einen Vertrag unterschreiben, in dem sie versichern, dass er niemals im Tierheim landet.

Soeben steuert er auf Samtpfoten einen der zahlreichen Kratzbäume an. Aber was heißt hier Kratzbaum? Was Miriam Kuhl ihren Gästen bietet, hat nichts zu tun mit den üblichen Exemplaren zum Krallenwetzen. Wahre Kletterlandschaften finden Katzen in jedem Raum ihres Hotels, mit Kuschelhöhlen zum Rückzug und Aussichtsplattformen. Für den besseren Überblick sind alle Zimmer außerdem mit "Catwalks" ausgestattet, einem Stegesystem in luftiger Höhe.

Über die wandert gerade ein kleiner, Sahneweißer Kater mit winzigen Knicköhrchen. Er ist erst ein halbes Jahr alt und soeben für eine Woche ins Hotel eingezogen. Neugierig erkundet er die Räume, schaukelt in einer Mini-Hängematte, geht auf Entdeckungstour und sucht Kontakt zu den anderen Bewohnern. Nur in einem Einzelzimmer scheitert er vor einer verschlossenen Gittertür, hier wohnt ein Gast, der äußerst schüchtern ist, "außerdem hat diese Katze Diabetes, da muss ich überprüfen können, ob sie genug frisst", erklärt Miriam Kuhl.

Der Schreibtisch der Chefin steht mitten im Hotel, damit sie in alle Räume schauen kann. Streit schlichten muss sie zwischen ihren Gästen fast nie: "Da die Katzen nicht in ihrem Zuhause sind, verteidigen sie auch nicht ihr Reich. Machtkämpfe kommen nur äußerst selten vor." Sanfte Samtpfoten, eben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort