Düsseldorf Performance: Künstler schimpfen im Namen des Worringer Platzes

Düsseldorf · Hannelore Bohm fand für die Kritiker des Worringer Platzes böse Worte: Maulesel, Plumpskuh, Dummbart oder Nullchecker. Diese und andere Beleidigungen sprach die Besucherin im Glaskasten auf dem Worringer Platz ins Mikrofon. Sie erklangen draußen auf dem Platz neben dem Hauptbahnhof aus einem versteckten Lautsprecher in einem Blumenkübel. Bei den Menschen, die dort auf eine Straßenbahn warteten, sorgte das für irritierte bis amüsierte Blicke.

 Andrea Knobloch und Ingke Günther (von links) luden zur Schimpfwort-Performance auf den Worringer Platz.

Andrea Knobloch und Ingke Günther (von links) luden zur Schimpfwort-Performance auf den Worringer Platz.

Foto: Achim Hüskes

Bohm war eine von rund 50 Besuchern einer skurrilen Performance, zu der die Künstlerin Andrea Knobloch jetzt geladen hatte. Sie ist gemeinsam mit Oliver Gather "Gastwirt" in dem Glaskasten, der Rezeption des "Gasthofs Worringer Platz", den es eigentlich nicht gibt, sondern nur, wenn zum Beispiel ein Hotel in der Nachbarschaft seine Räume zur Verfügung stellt. Die Künstler wollen mit ihren Aktionen den Platz beleben und ins Gespräch bringen. Die Stadt fördert das Projekt. Und weil der Worringer Platz immer wieder als Schandfleck, Schmuddelecke oder Fehlplanung beschimpft wird, lud Knobloch zur Zurück-Schimpf-Performance. "Der Platz hat die Nase voll", meint sie. Der Worringer Platz sei eben keine Piazza, sondern ein Verkehrsknotenpunkt. "Er ist gut, wie er ist."

Rund 50 Besucher folgten der Einladung. Sie durften selbst mitschimpfen – und aus einer großen Auswahl von Kraftausdrücken wählen. Aus Gießen war Ingke Günther zu Gast, die ihr Archiv aus mehr als 1800 Schimpfworten mitgebracht hatte. Aus einer Lostrommel wählten die Besucher ihre Begriffe, Biertischstratege etwa, oder Fliegenfänger oder Bettnässer. Günther und der Performance-Künstler "Sir lady bug beetle" halfen bei der Auswahl. Wenn jemand zu lange nachdachte, gab Günther einen freundlichen Schubser. "Lassen Sie den Zufall mithelfen!" Im improvisierten Tonstudio schimpften die Besucher dann los. Draußen gab es Bowle, auch für die Menschen, die ihre Tage auf dem Platz verbringen.

Ob die Aktion dem Platz etwas gebracht hat? Die Künstler wollen die Aufnahmen der Schimpfworte jedenfalls behalten – und vielleicht bei der nächsten Debatte über den angeblichen Schandfleck wieder ins Spiel bringen.

(RP)
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