Düsseldorf Paul-Ehrlich-Institut kritisiert XCell

Als zuständige Bundesoberbehörde hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf den Tod eines Babys nach einer Stammzelltherapie im Düsseldorfer XCell-Center reagiert.

 Die umstrittene Klinik hatte ihren Sitz im Dominikuskrankenhaus in Heerdt.

Die umstrittene Klinik hatte ihren Sitz im Dominikuskrankenhaus in Heerdt.

Foto: RP, Thomas Busskamp

In einem Gutachten, das der Landesregierung NRW sowie der RP vorliegt, stellt das PEI fest: "Nach derzeitigem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse hat der bestimmungsgemäße Gebrauch von Stammzellpräparaten im Gehirn durch die Firma XCell-Center schädliche Wirkung, die über ein nach den Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft vertretbares Maß erheblich hinausgehen."

Das PEI stuft die Anwendung dieser Arzneimittel daher als bedenklich im Sinne von § 5 Absatz 2 AMG ein. Dem Gesetz nach ist es verboten, bedenkliche Arzneimittel in den Verkehr zu bringen oder bei einem anderen Menschen anzuwenden. Nach Eingang dieses Gutachtens hat die zuständige Landesbehörde — die Bezirksregierung Köln — reagiert: XCell unterlässt seither die umstrittene Therapie, bei der Stammzellen ins Gehirn gespritzt werden.

Trotz der Warnung vieler seriöser Stammzellforscher konnte XCell vor knapp einem Jahr in Köln und Düsseldorf deutschlandweit als einzige Privatklinik die wenig erforschte Therapie für Schwerstkranke anbieten. So wurde dort auch der eineinhalbjährige Junge mit schweren Behinderungen für rund 18 500 Euro behandelt, der kurz darauf verstarb.

Das Problem bisher: XCell bewegte sich in einer gesetzlichen Grauzone. Denn bis 2012 sind Stammzelltherapien auch ohne Zulassung bei der europäischen Arzneimittelbehörde möglich. Eine Lücke, die XCell für sich zu nutzen wusste. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die verantwortliche Ärztin, die den Jungen behandelt hatte.

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