Sängerin kommt nach Düsseldorf Patricia Kaas mag die 30er Jahre

Düsseldorf · Sie ist die populärste Sängerin Frankreichs. Im Dezember wird die "französische Madonna" mit ihrer perfekt inszenierten Bühnenshow "Kabaret" nach Düsseldorf kommen. Wir sprachen mit ihr über die Show, die zugleich eine Hommage an die Heldinnen der 30er Jahre ist.

 Die Sängerin Patricia Kaas ist offenbar wieder allein.

Die Sängerin Patricia Kaas ist offenbar wieder allein.

Foto: AP

Ein schwerer Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft. Patricia Kaas hat es sich in ihrer Garderobe gemütlich gemacht. Sie sitzt auf einem Ledersofa, über das eine Pelzdecke drapiert ist, und signiert mit schwungvoller Handschrift ein großformatiges Album. Währenddessen übernimmt Hund Tequila mit Schnüffeln und Schwanzwedeln die Begrüßung. Seit Regisseur Claude Lelouch ihr die Malteserhündin 2002 bei Dreharbeiten zum Film "And Now . . . Ladies & Gentlemen" schenkte, sind Patricia und Tequila unzertrennlich.

In ihrem schlichten, ärmellosen Kleid aus fließendem Stoff wirkt Frankreichs populärste Sängerin, die wegen ihrer kühlen Erotik und ihres Perfektionismus auf der Bühne zuweilen mit Madonna verglichen wird, zart, ja fast zerbrechlich. Man traut ihr die Worte von "Addicte aux héroines" nicht zu, einem Song, der — wie der Vorspann zu einem Film — das Thema des gesamten Programms vorgibt: "Ja, ich liebe es, mich zu verlieren im Fluss des Sex, in der Wörterflut der Anais Nin, der Schriftstellerin des Intimen und Ausschweifenden."

Noch weniger scheint es zu dieser scheu wirkenden Person zu passen, dass sie die musikalische Hommage an ihre Heldinnen wie ein Glaubensbekenntnis fortsetzt mit: "Ich vergöttere Marlene, die fulminante Kriegerin, meinen Fetisch im Mieder. Ich erliege den erotischen, avantgardistischen Pinselstrichen der Tamara de Lempicka. Ich liebe es, mir das sinnliche Gift der Suzy Solidor zu injizieren. Ich folge den Schritten der Martha Graham, Choreografin des Begehrens."

Plötzlich blickt sie auf, und da sind sie, umrahmt von dramatischem Make-up, diese faszinierenden, tiefblauen Katzenaugen. Von "La Kaas" hat man vor ihrem Auftritt beim diesjährigen "Eurovision Song Contest" länger nichts gehört. "Also", stellt sie mit fester Stimme klar, "für die Leute waren es vier Jahre Pause, für mich nur zwei, weil ich lange auf Tour war. Vielleicht hing es damit zusammen, dass ich 20 Jahre Karriere hinter mir hatte oder dass ich 40 geworden bin. Ich wollte einfach einmal durchatmen und mir ein bisschen Zeit nehmen, um Dinge zu tun, die viele langweilig finden: zu Hause und im Garten sein, Freunde und Verwandte treffen, nichts Spezielles. Einfach leben."

So hatte auch das neue Bühnenprogramm "Kabaret", das Musik, Tanz, Theater und Film miteinander verbindet, Zeit zu reifen. Die Zusammenstellung der Songs mit französischen, deutschen und englischen Texten hat sich eher zufällig ergeben. "Als ich die Titel auswählte", so erinnert sie sich, "kam mir der Gedanke, dass es zur Zeit der großen Cabarets auch den Jazz in Saint Germain gab und den Tango in Buenos Aires. Daraus entstand die Idee, eine Hommage an die 30er Jahre zu machen, aber mit dem Sound von heute." Und was interessiert sie an dieser Zeit? "Die Atmosphäre, diese Stimmung zwischen den Kriegen, das Verruchte, die Prostitution und natürlich diese starken Frauen, die keine Angst hatten zu sagen, was sie fühlten. Sie hatten alle eine ähnliche Ausstrahlung, ein bisschen kühl."

Ihre Augen blitzen, wenn sie von diesen Frauen spricht: "Wenn Coco Chanel eine Frage nicht beantworten wollte, sagte sie einfach: ,Non.'" Und an Marlene Dietrich faszinieren sie verschiedene Eigenschaften: "Das Fatale, die Bisexualität, ihre Stärke." Fragt man sie nach ihrer eigenen Stärke, antwortet Kaas selbstbewusst: "Ja, ich bin eine starke Frau. Inzwischen habe ich gelernt, dass Schwäche zu zeigen auch ein Zeichen von Stärke ist. Ich habe meine Eltern früh verloren und musste meine Entscheidungen alleine treffen. Aber erst jetzt gestatte ich mir, auch einmal zu sagen: ,Ich schaffe es nicht.'"

(RP)
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