Open Source Festival Party-Revolution mit Bonaparte

Düsseldorf · "Nachlässig, fast hängend" – mit diesen Worten beschreibt Heinrich Heine Napoleons Haltung auf dem Pferd bei seinem Einzug in Düsseldorf 1811. 200 Jahre später benennt ein junger Musiker aus Berlin sein musikalisches Kollektiv nach der französischen Familiendynastie Bonaparte. Und sein Album ironischerweise "My Horse Likes You".

 Bonaparte treten beim Open Source Festival in Düsseldorf auf.

Bonaparte treten beim Open Source Festival in Düsseldorf auf.

Foto: Melissa Hostetler

"Nachlässig, fast hängend" — mit diesen Worten beschreibt Heinrich Heine Napoleons Haltung auf dem Pferd bei seinem Einzug in Düsseldorf 1811. 200 Jahre später benennt ein junger Musiker aus Berlin sein musikalisches Kollektiv nach der französischen Familiendynastie Bonaparte. Und sein Album ironischerweise "My Horse Likes You".

Die 20 Musiker von Bonaparte kommen mit ihrem Kaiser Tobias Jundt bei ihrem Feldzug durch die Lande nach Düsseldorf. Sie sind der zweite Headliner nach Tomte beim Open Source Festival am 7. August. Die Band scheint vorab bereits Star des Festivals.

Tobias Jundt, 30 Jahre alt, führt die Party-Revolution an. Er besingt den Boykott des Konsums: "I boycott everything that's not made by my hands." ("Ich boykottiere alles, das nicht mit meinen Händen gemacht wurde.") Der Mann mit der Struwwelpeter-Perücke, den aufgesetzten Pferdeohren und dem Seargent-Pepper-Jackett ist der Herrscher seines musikalischen Reiches, das einem Trashzirkus gleicht.

Die wilde Zirkuscombo aus der deutschen Hauptstadt begeistert mit herrlich verrückten Songs, die in kein Raster passen. Sie fangen mit Händel an und hören mit Synthesizern auf, tauchen immer wieder in die 80er ein, kokettieren mit den Stones und den Beatles. Bonaparte bietet abwechslungsreichen Elektropop mit abgehackten Gitarrenriffs und beinahe dichterischen Texten. Das sind die Talente des Sängers Tobias Jundt: die Reflexion, die Philosophie, die eingänglichen Textpassagen. Er ruft auf zum Antivegetarismus, reflektiert über die Natur, den Körper, Zukunft und Geschichte. Die Band dekonstruiert das Bürgerliche.

Als Liveband ist Bonaparte ein Spektakel, musikalisch-theatral inszenieren sich die Musiker selbst, gewandet wie ein schräger Hofstaat. Mit Leopardenbustier, hohen Lederabsätzen und pinkem Satin-Umhang. Sie zelebrieren ihr Anderssein als Freakshow.

Die Bandmitglieder stammen aus Deutschland, Frankreich, den USA, der Schweiz, Panama, Mexiko, Neuseeland, Österreich, Schweden, Polen und Brasilien. Sie lernten sich 2006 in der Friedrichshainer Bar 25 kennen. 2007 veröffentlichten sie ihre erste CD auf dem Berliner Label "Staatsakt".

Auf ihrem zweiten Album "My Horse Likes You" sind Texte und Melodien einprägsamer, komplexer und witziger geworden — nicht zuletzt durch die eigenartige Beziehung zwischen Mensch und Pferd.

Tickets für das Open Source Festival am 7. August auf der Galopprennbahn: www.rp-ticket.de oder 01803303330.

(RP)
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