Mord an Augustine O. Parkhaus-Mord: „Wir wissen nichts“

Düsseldorf · Augustine O. ist 40 Jahre alt geworden. Seit 150 Tagen ist er tot, wurde an seinem Arbeitsplatz in einem Parkhaus an der Berliner Allee erstochen. Die Polizei glaubt: Er hat etwas gesehen, was er ihn nicht sehen sollte. Aber auch das ist nur eine Theorie. Motiv, Tatwaffe, Spuren: Fehlanzeige.

 Augustine O. wurde erstochen.

Augustine O. wurde erstochen.

Foto: Polizei Düsseldorf

Der Mörder könnte ein auffallend kleiner Mann gewesen sein. Fotospezialisten haben anhand des Videomaterials aus einer Überwachungskamera ausgerechnet, dass Minuten nach der Messerattacke auf Augustine O. ein etwa 1,60 Meter großer Mann mit einer riesigen Sporttasche am Parkhaus entlang lief. "Vielleicht war er der Täter. Vielleicht war er ein Augenzeuge", sagt Guido Adler, Leiter der Mordkommission. "Sicher ist gar nichts in diesem Fall."

150 Tage nach dem Verbrechen an dem Wachmann, der in Nigeria geboren wurde und nach seiner Einwanderung Mitte der 1990er Jahre die deutsche Staatsangehörigkeit bekam, wird Adler nächsten Mittwoch im ZDF nach dem Mörder suchen. "Aktenzeichen xy...ungelöst" hat die wenigen bekannten Fakten zu einem Film verarbeitet.

Die Mordkommission hofft nicht nur auf weitere Zeugen aus Düsseldorf. "Womöglich ist der kleine Mann von dem Überwachungsvideo schon in anderen Städten bei der Polizei aufgefallen." Etwa als Einbrecher.

Das ist eine der Theorien der Mordkommission: Der kleine Mann könnte in der großen Tasche Werkzeug dabei gehabt haben, wollte im Parkhaus Autos aufbrechen oder irgendwo einbrechen und fühlte sich von Wachmann Augustine O. gestört. Er könnte aber auch Beute mitgebracht haben, um sie einem Hehler — vielleicht dem zweiten Mann vom Überwachungsvideo — gegen Geld zu übergeben, und Augustine O. musste sterben, weil wer den Deal gesehen hat.

Nach umfangreichen Nachforschungen im Umfeld des Wachmanns schließt die Mordkommission aus, dass sein Tod geplant war. Seine Familie hatte Augustine O. in Nigeria zurückgelassen, aus einer Ehe in Deutschland hat er eine Tochter, lebte unauffällig in Nettetal und engagierte sich in einer christlichen Gemeinde, war sogar Laienprediger. Früher soll er gelegentlich aufbrausend gewesen sein, hat Guido Adler gehört. Aber nach allem, was er über Augustine O. weiß, "wäre die Polizei arbeitslos, wenn Alle so wären wie er beschrieben wird — er war offenbar ein guter Mensch".

Am 11. April 2011 hat Augustine O. gegen 20 Uhr mit einem Bekannten telefoniert — sein letztes Lebenszeichen. Nach einem Kontrollgang im Parkhaus vermerkte er "keine Vorkommnisse" im Journal. Und kurz vor halb eins in der Nacht schleppt er sich blutüberströmt auf die Parkhauszufahrt, wo er sterbend zusammenbricht. Sekunden danach werden zwei Männer am Treppenhaus-Eingang auf der Bahnstraße gesehen, der kleine mit der Tasche und ein etwa 35-jähriger südländischen Typs. Im Abstand von 20 Sekunden gehen sie an einer Videokamera an der Oststraße vorbei in Richtung Graf-Adolf-Straße. Wenig später kehrt der Mann mit der Tasche zurück, schaut sich mehrfach um. Haben ihn die Martinshörner der bereits alarmierten Polizei irritiert?

Guido Adler hält das für möglich. "Die Polizei war sehr schnell unterwegs." 30 Bände umfasst die Akte der Mordkommission inzwischen. Alle Autofahrer, die in der Mordnacht ihren Wagen im Parkhaus stehen hatten, mussten zum DNA-Test, alle Videos aus den Überwachungskameras rund um das Parkhaus und im Bereich der Oststraße ausgewertet werden.

Eine heiße Spur war bislang nicht dabei. Und die Videokameras im Parkhaus, wo Augustine O. vermutlich direkt vor dem Wachdienst-Büro angegriffen und tödlich verletzt wurde, waren außer Betrieb.

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