Düsseldorf Papierfabrik wird bis Jahresende abgerissen

Düsseldorf · Der Erbpachtvertrag ist unterschriftsreif. Jetzt sind Gutachter auf dem Areal unterwegs. Die Rialto Capital AG plant dort ein Büro- und Logistikzentrum.

 Verwüstet und nicht mehr zu retten: Die alte Papierfabrik an der Fringsstraße wird noch in diesem Jahr abgerissen.

Verwüstet und nicht mehr zu retten: Die alte Papierfabrik an der Fringsstraße wird noch in diesem Jahr abgerissen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

So mächtig und beeindruckend wie die 45.000 Quadratmeter umfassenden Ziegelmauern der alten Papierfabrik wird die Neuansiedlung wohl nicht werden, die Markus Mertens mit seiner Rialto AG an der Fringsstraße plant. Aber durch Vandalismus und Brandstiftung ist jegliche Idee, die alte Fabrik zumindest teilweise zu erhalten, vom Tisch.

Ein Ende des Vandalismus ist nun abzusehen: Der Erbpachtvertrag, den der Kölner Investor mit den Neuss-Düsseldorfer-Häfen abschließen muss, um auf dem riesigen Areal überhaupt tätig werden zu können, liegt jetzt "in der finalen Fassung" vor, sagte Mertens unserer Redaktion. Weil das Papier beim Hafenbetreiber noch durch die Gremien muss, rechnet Mertens mit der Unterzeichnung zwar erst im Herbst. Aber nach den jüngsten Gesprächen kann er schon aufs Tempo drücken. "Im Juni erwarten wir das Gutachten, auf dessen Basis wir dann die Abrissgenehmigung beantragen werden." Wenn die erteilt ist, soll der Abriss der mehr als 100 Jahre alten Papierfabrik noch vor dem Jahresende über die Bühne gehen.

Die Eile ist auch eine Frage des Geldes. Mertens hat das Areal im Herbst vom Insolvenzverwalter der Firma Hermes gekauft und mit dem vertraulich gebliebenen Kaufpreis auch die Verpflichtung zur Sicherung des riesigen Komplexes übernommen. Inzwischen hat er rund 30.000 Euro allein in Stahlplatten investiert, mit denen sämtliche Zugänge in die Gebäude verschlossen sind. Gut zwei Mal pro Woche müssen davon einige ersetzt werden, weil sie mutwillig und mit großem Kraftaufwand aufgebrochen werden.

Die kriminelle Energie, mit der die Eindringlinge vorgehen, hat Mertens überrascht. "Das ist jedes Mal ein Einbruch", sagt er. Und der geht mit Sachbeschädigungen aller Art einher: Mal werden Brände gelegt - 13 in diesem Jahr, allein drei über Pfingsten und zuletzt gestern Abend - , mal Fenster eingeworfen und die Wände besprüht. Die Graffiti haben den neuen Eigentümer ursprünglich einmal fasziniert. "Die sind zwar auch nicht legal, aber da sind einige tolle Kunstwerke bei." Als er die Fabrik vor dem Kauf besichtigte, hatte er deshalb sogar überlegt, mit Teilen der Gebäude auch die Malereien zu erhalten. Das ist durch die Brandschäden aber nun erledigt. Die dafür verantwortlichen Täter wurden nie ermittelt.

Die Gebäudesicherung - von der der Insolvenzverwalter vor einem Jahr unserer Redaktion gesagt hatte, sie sei "einfach nicht möglich" - liegt Mertens aber auch am Herzen, um die Eindringlinge vor ihrem eigenen Leichtsinn zu schützen. Im März war ein 15-jähriger Sprayer in dem Gebäude mehrer Meter tief abgestürzt und hatte sich schwer verletzt. "Die Vorstellung, dass dort etwas Schlimmes passiert, ist schon belastend", sagt Mertens.

Auch deshalb wird er froh sein, wenn das Gelände nach dem Abriss an Attraktivität zumindest für Sprayer und Randalierer verliert. Auf dem 25.000 Quadratmeter großen Grundstück sollen Büros entstehen, ein Office- und Logistikzentrum in zeit- und zweckgemäßer Industriearchitektur. Den Bauantrag will die Rialto AG stellen, sobald der Abriss genehmigt ist. "Wir hoffen, dass uns auch die Stadt in unserem Bemühen unterstützt, die jetzige Situation zügig zu beenden."

(RP)
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