Suche nach wirksamen Gegenmitteln Papageien plagen Gärtner

Düsseldorf · Halsbandsittiche, eine Papageienart, haben sich stark vermehrt. Mehr als 1000 dürfte es in der Stadt mittlerweile geben - und Obst mögen sie besonders gern. Baum-Eigentümer suchen fieberhaft nach wirksamen Gegenmitteln.

 Irgendwo da oben müssen sie sein: Manfred Dietrich kämpft per Megafon gegen die Sittiche.

Irgendwo da oben müssen sie sein: Manfred Dietrich kämpft per Megafon gegen die Sittiche.

Foto: RP/ Thomas Busskamp

Sie sind grün. Sie sind laut. Sie wollen fressen. Und sie wissen auch, wo - bei Manfred Dietrich zum Beispiel. In Dietrichs Stockumer Garten haben sich die Papageien breitgemacht. Genauer gesagt: Halsbandsittiche, eine Papageienart. Die grünen Vögel besetzen regelmäßig Kirsch- und Apfelbäume und halten dort Festschmaus. Zurück bleibt ungenießbarer Obstsalat: zerhackte, angeknabberte Trümmer. Und ein verärgerter Manfred Dietrich.

Ernte gefürchtet

Seit Monaten geht das schon so, fast täglich. Die Apfelbäume hat vor 80 Jahren sein Großvater gepflanzt. Jetzt fürchtet der Enkel um die Ernte. "Dabei haben die Äpfel ein so herrliches Aroma", schwärmt Dietrich, "und man kann sie bis ins Frühjahr lagern." Natürlich nur, wenn die Vögel etwas übriglassen. Doch ein Dutzend Papageien entwickelt gehörigen Appetit.

"Wir haben bestimmt schon 40 Kilo zerstörte Früchte aus dem Garten getragen", sagt Dietrich. Die Sittiche, die als tierische Einwanderer seit gut 20 Jahren in Düsseldorf leben, sind für ihn vor allem eins: Schädlinge. Anders sieht das die Stadt, an die sich Dietrich hilfesuchend gewandt hat. Eine Bekämpfung sei verboten, schrieb das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen an Dietrich. Und "jagdbares Wild" seien Sittiche auch nicht - Fazit: Baumnetze oder "Vergrämungsmaßnahmen" seien das Mittel der Wahl.

Freilich nicht für Manfred Dietrich. Beim Aufspannen des ersten Netzes wäre sein Sohn beinahe von der Leiter gestürzt. Seitdem sei ihm das zu gefährlich, sagt er. Bleibt die Vergrämung. Das Ordnungsamt riet Dietrich zu Knallkörpern. "Das Feuerwerk habe ich mir und den Nachbarn erspart", sagt der Rentner. Dass die Stadt dem Obstschaden untätig zusehe, ärgere ihn sehr.

Auch Biologen sehen in den Papageienvögeln ein Problem. "Wegen ihrer starken Vermehrung verdrängen die Sittiche einheimische Arten, zum Beispiel Spechte", sagt Bernd Marcordes, Vogel-Kurator im Kölner Zoo. Möglichkeiten, gegen die Sittiche vorzugehen, gebe es derzeit keine: "Sie gehören eben zur heimischen Tierwelt." Viele Düsseldorfer Stadtteile werden inzwischen von den Sittichen heimgesucht - Urdenbach und Himmelgeist etwa, aber auch Lörick und Niederkassel.

Bekämpfung per Megafon

Eine Hauptflugroute aber führt von Volks- und Hofgarten, dem Schlafrevier der Papageien, bis nach Kalkum. Und Manfred Dietrich hat das Pech, mitsamt seinen Obstbäumen fast genau an dieser Route zu liegen. Inzwischen rückt er den grünen Plagegeistern per Megafon zu Leibe. Das Gerät pfeift und piept ohrenbetäubend - und beeindruckt die Sittiche offenbar. Zumindest etwas.

Manfred Dietrich ist jedenfalls vorsichtig optimistisch: "Es scheint, als kämen sie jetzt etwas seltener." Noch besteht Hoffnung für Manfred Dietrichs Äpfel.

(RP)
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