Probleme in der Weihnachtszeit Droht Düsseldorf ein Paketchaos?

Düsseldorf · Bis zu 60.000 Pakete liefert allein die Post im Advent pro Tag aus, vor den Paket-Shops bilden sich in diesen Tagen lange Schlangen. Verbraucherschützer verzeichnen immer mehr Beschwerden. Verdi fordert mehr Zusteller.

 Auf den Straßen sind in der Weihnachtszeit noch mehr Paket-Zusteller als sonst unterwegs.

Auf den Straßen sind in der Weihnachtszeit noch mehr Paket-Zusteller als sonst unterwegs.

Foto: Nicole Lange

Wegen der wachsenden Beliebtheit von Online-Bestellungen zu Weihnachten steuert die Stadt auf einen neuen Pakete-Rekord zu. Die Zahl der allein von DHL ausgelieferten Sendungen steigt seit Jahren an, im Bundesschnitt um etwa sieben bis acht Prozent pro Jahr, wie Sprecher Rainer Ernzer sagt. Auch in Düsseldorf gehe der Trend klar nach oben: „Es kommt jedes Jahr noch etwas drauf, und wir müssen unser Netz immer besser ausbauen.“

Außerhalb des Weihnachtsgeschäftes sind in Düsseldorf täglich 200 Paketzusteller des Unternehmens unterwegs und liefern 35.000 Pakete aus, aktuell sind es rund 250 mit 40.000 Paketen. In der heißen Phase kurz vor dem Fest werde man wohl mit 300 Personen rund 60.000 Pakete ausliefern. Das seien aber noch nicht genug Mitarbeiter, kritisiert die Gewerkschaft Verdi: „In der Weihnachtszeit muss jeder Zusteller im Grunde pro Tag doppelt so viele Sendungen ausliefern“, sagt Gewerkschaftssekretär Thomas Großstück. Die Paketdienste müssten frühzeitig vor der Weihnachtszeit genug zusätzliche Kräfte einstellen – und diesen eine Perspektive bieten: „Die zusätzlichen Zusteller werden nur für kurze Zeit eingestellt, wenn die Arbeit dann zu hart ist, kündigen sie sehr schnell. Die Fluktuation ist unglaublich hoch.“

Viel zu tun gibt es aber nicht nur für die Zusteller: So sind in diesen Tagen lange Schlangen vor Paketshops zu sehen: Viele Menschen wollen Pakete verschicken, andere eine umgeleitete Sendung abholen. Ernzer wehrt sich aber gegen den Vorwurf, viele Zusteller klingelten gar nicht, sondern ließen aus Zeitgründen nur eine Benachrichtigung im Briefkasten. „Die Zusteller haben dadurch keinen Zeitgewinn, weil sie die Aufkleber für die Benachrichtigung ausdrucken und auf Wunsch des Kunden einen neuen Zustellversuch machen müssen.“ Insgesamt werden laut Ernzer „deutlich unter 5 Prozent“ der Sendungen später in Filialen abgeliefert.

Beliebt sind auch die mehr als 20 Packstationen in Düsseldorf, an die man liefern lassen kann – wenn ein Fach frei ist. Die Wahrnehmung, dass viele Stationen gerade vor Weihnachten dauerhaft voll sind, mag Ernzer nicht bestätigen: „Natürlich ist Düsseldorf ein Hotspot, und da sind vor Weihnachten die Kapazitäten auch ein Thema.“ Die Stationen seien aber groß und bei Bedarf teils erweiterbar. Dazu kommen zehn Amazon-Locker: Der Versandhändler hat solche Stationen, aus denen man seine Sendungen rund um die Uhr abholen kann, überwiegend an Tankstellen aufgestellt.

Die Verbraucherzentrale verzeichnet derweil eine zunehmende Zahl an Beschwerden über Paketzustellungen – das könnte aber auch am wachsenden Markt liegen. Das Projekt „Post-Ärger“ soll einen Überblick bringen, was Kunden am meisten stört. Der häufigste Beschwerdegrund sind demnach schief gelaufene Zustellungen, etwa wenn nur ein Kärtchen im Briefkasten landete, obwohl die Empfänger zu Hause waren. Aber auch der zunehmende Lieferverkehr sorgt für Ärger, etwa durch das Zweite-Reihe-Parken, sagt Projektleiterin Iwona Husemann.

Den Lieferverkehr in der Innenstadt minimieren will das Düsseldorfer Unternehmen ABC-Logistik: Für fast 100 Partner sammelt es in seinem Lager die Pakete und liefert sie außerhalb der Stoßzeiten einmal täglich aus – mit Euro-6-Lkw oder Elektrofahrzeugen. „Auch bei uns kommen in der Weihnachtszeit besonders viele Pakete an“, sagt Unternehmenschef Holger te Heesen. Während derzeit nur Geschäftskunden das System in Anspruch nehmen können, will er demnächst auch bei Privatlieferungen einsteigen: Man sei in Gesprächen mit der Stadt und Unternehmen, um künftig auch Sendungen zu sammeln und zu liefern, die sich Arbeitnehmer in ihr Büro bestellt haben.

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