Düsseldorf Paar will gestohlenen Hochzeitskäfer zurück

Düsseldorf · Der 60 Jahre alte VW verschwand aus einer Tiefgarage in Lörick. Die Polizei geht von einem Diebstahl auf Bestellung aus.

In zwei Wochen hat er Geburtstag. Am 18. April ist es 60 Jahre her, dass Robbie seine erste Zulassung bekam. Wahrscheinlich hätten ihm die Budzinskis an diesem Tag keine Torte serviert. Aber ihm zumindest doch mal zart über die Chrom-Lider gestreichelt, die seine Scheinwerfer so einzigartig machen.

"Robbie gehört zur Familie", sagt Guido Budzinski. Streng genommen war Robbie sogar schon vor der Familie da. 1999 hat der Speditionskaufmann den "Ovali" - so heißen die Modelle mit dem ovalen Heckfenster bei Käferfreunden - von einem Privatmann gekauft, dem die Muse für den Oldtimer fehlte. Als Simone acht Jahre später seine Frau wurde, war Robbie schon da, gewissermaßen als Trauzeuge glänzt er auf allen Hochzeitsfotos. Und in den Flitterwochen war er mit den beiden auch. Nächsten Monat sollte er die Familie wieder zu einem großen Tag begleiten, der Kommunion von Budzinskis Tochter. Aber daraus wird wohl nichts. Und auch nicht aus den Fotos vom zehnten Hochzeitstag, zu dem das Paar den Käfer gerne noch mal mit Blumen geschmückt hätte. Seit vergangenem Donnerstag sitzen Fremde auf den Sitzen, die Budzinskis so liebevoll restauriert und gepflegt haben.

Als Simone Budzinski morgens zur Arbeit wollte, war Robbies Parkplatz in der Tiefgarage leer. "Das hat uns beiden den Boden unter den Füßen weggezogen", sagt ihr Mann. Nicht jeder kann das verstehen, denn das Auto ist versichert und den Sachwert von rund 12.500 Euro bekommen Budzinskis doch zurück. Aber für die Familie ist Robbie eben unbezahlbar. Und auch nicht bloß ein Auto, sondern "ein bisschen wie ein Hund". Und wenn ein Hund stirbt, sagt Guido Budzinski, dann ist das zwar traurig, aber irgendwie auch der Lauf der Natur. "Aber wenn er gestohlen wird, - das steckt man nicht so weg."

Die Polizei hat den polargrauen Käfer - der übrigens Robbie heißt, weil der Originallack von 1957 ein bisschen ins silbriggrüne changiert wie bei einem Seehundbaby - mit dem Kennzeichen D-TX 52H zur Fahndung ausgeschrieben. Weil der Diebstahl auch im Internet bei Käferfans und Oldtimerfreunden die Runde macht, kamen Hinweise von überall. In Belgien, in Dortmund, auch noch in Düsseldorf - überall sollte er gesehen worden sein. "Aber bislang hat sich kein Hinweis bestätigt", sagt Polizeisprecherin Anja Kynast. "Womöglich ist der Wagen längst in Einzelteile zerlegt außer Landes gebracht worden." Das geschieht nicht so selten bei Oldtimern, und wenn, dann meistens auf Bestellung.

Was die Kripo vermutet, ist Budzinskis Albtraum. Kaum einmal einen Wassertropfen hat er auf den kostbaren Lack gelassen - "Robbie hat noch nie Regen gesehen" - und so viele Stunden hat er damit verbracht, den Ovali außen und innen mit Originalteilen zu restaurieren, bis hin zur Käfer-Vase samt Plastik-Margerite. Er habe von Sammlern gehört, die sich gestohlene Schätzchen wie seinen Robbie in irgendeine Scheune stellten, um sich ganz heimlich daran zu erfreuen und sie nach Jahren dann unbemerkt zu verkaufen, sagt er, "ein bisschen, wie beim Kunstdiebstahl". Und das ist die letzte Hoffnung der Budzinskis, dass Robbie noch an einem Stück ist. "Wir wollen ihn auf jeden Fall zurück."

Michael Rasch, der Budzinskis von gelegentlichen Treffen der "Käferfreunde-Pendelachse" kennt, kann dem Paar wenig Mut machen. Sein Cabriolet, seit dem Baujahr 1977 im topgepflegten Originalzustand, verschwand an einem Sommerabend 2009 von der Kö. "Es hat nie auch nur eine Spur gegeben."

(RP)
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