Auftritt in Düsseldorf Otto begeistert in der Philipshalle

Düsseldorf · Der 61-jährige Komiker hat auf seiner Tour in Düsseldorf Station gemacht. Im Publikum waren viele junge Menschen. Neue Witze hatte Otto kaum im Programm, aber die Zuschauer hingen an seinen Lippen. Am Ende gab es tosenden Beifall und Ovationen im Stehen.

Otto Waalkes auf der Bühne in der Philipshalle, im Hintergrund eine Ottifanten-Puppe. Mehr als zwei Stunden stand er allein auf der Bühne.

Otto Waalkes auf der Bühne in der Philipshalle, im Hintergrund eine Ottifanten-Puppe. Mehr als zwei Stunden stand er allein auf der Bühne.

Foto: RP, Christoph Göttert

Mehr als zwei Stunden steht Otto Waalkes allein auf der Bühne, bis auf einen ziemlich entbehrlichen, erstaunlich kurzen Auftritt von Mirco Nontschew. Otto redet und singt, spielt Puppentheater und imitiert Stimmen. Er gestikuliert mit Fahnen, erzählt Witze und trägt Gedichte vor. Wenn ein Sketch vorbei ist, rennt Otto nach hinten, legt die Gitarre ab oder setzt sich einen neuen Hut auf. Dann sprintet er so schnell er kann nach vorn und macht weiter.

Nicht alle Nummern sind lustig, aber die Energie, die Otto auf der Bühne freisetzt, ist gewaltig. Die Zuschauer hängen gebannt an seinen Lippen, lachen über jede Grimasse und jede noch so mäßige Pointe. Am Ende gibt es tosenden Beifall und Ovationen im Stehen.

Otto Waalkes, 61 jahre, ist wieder auf Tour. Er ist derzeit gut im Geschäft: Bei RTL tritt er zur besten Sendezeit auf, er dreht auch wieder Kinofilme, zuletzt "Otto's Eleven". Das hat ihm eine neue Zuschauergeneration beschert: Viele junge Menschen sind im Publikum, Paare, Familien mit Kindern, daneben alte Fans mit Otto-Kappen, die alle Schnapsmarken von "Wir wollen heute feiern" herunterrattern können.

Eines wird in der Philipshalle schnell klar: Otto ist wiederentdeckt worden, entwickelt hat er sich kaum. Wenn man nicht auf der Videowand sehen könnte, dass sich der Mann auf der Bühne dem Rentenalter nähert, könnte man sich über weite Strecken in einer Aufzeichnung aus den 70er oder frühen 80er Jahren wähnen, als es noch keine Comedians gab, sondern "Blödelbarden", und Otto der erfolgreichste unter ihnen war. Im Fernsehen war er ein Straßenfeger, im Kino schauten sich fast neun Millionen Menschen "Otto — der Film" an.

Sein Repertoire hat er seitdem nicht geändert: Er trägt immer noch Limericks vor und spielt "Bilden Sie mal einen Satz mit", wie es Robert Gernhardt 1981 vorgemacht hat. Er singt "Dänen lügen nicht" und erzählt das Märchen von Hänsel und Gretel im Stil von Herbert Grönemeyer oder Udo Lindenberg. Er macht auch immer noch den Sketch mit dem Englischunterricht, wenn auch nicht mehr mit Peter, Paul und Mary, sondern jetzt für die Internet-Generation. "Facebook" übersetzt er mit "Fassbier" und "upload" mit "abfüllen". Das ist furchtbar flach, und besser sind Ottos Scherze nie gewesen.

Trotzdem tobt der Saal. Denn auf der Bühne ist Otto ein Meister: Was einfach so dahergeblödelt wirkt, passt haargenau. Otto spielt mit dem Publikum, manchmal dressiert er es geradezu. Wenn er das Märchen von Robin Hood erzählt, jaulen die Zuschauer auf Befehl wie Schakale oder gackern wie Möwen. Wenn er naiv-traurig erzählt, dass er als Kind nichts zu Weihnachten bekommen habe, rufen die Zuschauer unwillkürlich mitleidig "Oh". Otto hält diese Spannung über den ganzen Abend — ein großartiger Auftritt.

Am Ende bejubeln die Zuschauer auch eine beeindruckende Energieleistung.

(RP)
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