Düsseldorf-Ludenberg Ortstermin am Container-Standort

Düsseldorf · Das geplante Flüchtlingsheim an der Blanckertzstraße ist umstritten. Die RP lud zur Begehung mit Bürgern und Stadt.

 Gegenüber vom Altenheim (hinten rechts) an der Blanckertzstraße will die Stadt Wohncontainer auf eine Wiese bauen lassen. Bürger und die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch (grüner Mantel) trafen sich vor Ort.

Gegenüber vom Altenheim (hinten rechts) an der Blanckertzstraße will die Stadt Wohncontainer auf eine Wiese bauen lassen. Bürger und die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch (grüner Mantel) trafen sich vor Ort.

Foto: Schaller,Bernd

Im September sollen Flüchtlinge an der Blanckertzstraße einziehen. Deshalb kochen in Ludenberg die Emotionen hoch. Mehrere Bürgerinitiativen haben sich gegründet und äußern praktische und grundsätzliche Bedenken. Auf Einladung der RP haben sich Bürgervertreter mit der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch den Standort angeschaut. Dabei gab es neue Informationen - und gegensätzliche Ansichten.

Die wichtigsten Punkte:

Der Standort Die Container sollen auf der Wiese gegenüber dem Altenheim aufgestellt werden, der benachbarte Parkplatz wird wegfallen - nicht aber, wie von Anwohnern befürchtet, der Ententeich. Nach Angaben von Koch sollen "weniger als 200" Menschen einziehen. Wie das Heim aussehen wird, hängt damit zusammen, wie lange es bleibt. Sollte die Anlage fünf Jahre stehen, wird in massiverer Weise gebaut, für zwei Jahre kommen einfachere Container. Die Details will die Stadt am Montag bekanntgeben. Klar sei: Das Heim werde nur für begrenzte Zeit genehmigt.

Das Altenheim Aus Sicht der Bürgerinitiativen scheidet der Standort aus, weil direkt gegenüber die gerontopsychiatrische Abteilung des Sana-Altenzentrums liegt, in der viele Demenz-Kranke leben. Bürger kritisieren, dass die pflegebedürftigen Alten und die oft traumatisierten Flüchtlinge nicht in Nachbarschaft leben sollten. Koch sieht darin kein Ausschlusskriterium; beide Seiten verweisen auf Experten, die ihre Ansichten bestätigten. Bei Sana teilt man die Sorge nicht. Von dort heißt es: "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehen wir für die Bewohner unseres Hauses keine objektive, akute Beeinträchtigung für das Lebensumfeld." Man werde deren Interessen vertreten, wo nötig.

Die Straße Mehrere Anwohnerinnen kritisierten, dass sich die Straße zum Angstraum entwickeln werde. Brigitta Dahlmann von der Nachbarschaftsinitiative äußerte die Sorge, dass 200 Männer einziehen würden und sich Frauen dort nicht mehr vorbei trauten. "Bei 200 deutschen Männern hätte ich genauso Angst." Koch verwies darauf, dass sich unter den Flüchtlingen keineswegs nur Männer befänden, sondern inzwischen allein zur Hälfte Kinder und Jugendliche. Sie bat die Bürger, sich nicht von Vorurteilen leiten zu lassen und berichtete von Erfahrungen an anderen Standorten, wo sich Sorgen als unbegründet erwiesen hätten. Koch sicherte auf Bitte der Anwohner zu, sich für die Instandsetzung der Straßenlampen einzusetzen.

Infrastruktur Die Beschulung der Flüchtlings-Kinder ist geklärt, in der Grundschule Knittkuhl gibt es Platz. Allerdings fehlt es an Kita-Plätzen. Die Stadt will vorübergehend Spielgruppen im Heim einrichten. Koch hofft, dass viele Ehrenamtler die Stadt bei der Betreuung unterstützen. Andreas Goßmann von der Initiative "Bergisches Viertel" kritisiert, dass man nicht vorausschauender geplant habe. Er fordert eine sofortige Erweiterung der Kita, um die Integration zu verbessern.

Kritik am Konzept Goßmann und Mitstreiter Stefan Reichert nutzten die Gelegenheit, Koch grundsätzliche Beschwerden zu überbringen. Sie fühlen sich schlecht informiert. Reichert zufolge bemüht sich die Verwaltung nicht ausreichend darum, Wohnungen - etwa im Gebiet oberhalb der Blanckertzstraße - zu mieten. Nur deshalb seien die Container nötig. Außerdem fehle es an Hilfe für anerkannte Flüchtlinge bei der Wohnungssuche. Andere Städte verfolgten bessere Modelle. Laut Koch arbeitet die Stadt intensiv an der Anmietung von Wohnungen. Der hohe Zeitdruck mache aber den Bau von Containeranlagen nötig.

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