Düsseldorf Orts-Apotheken erhalten Gütesiegel

Düsseldorf · Immer mehr Patienten bestellen ihre Medikamente online, besonders die nicht verschreibungspflichtigen Sachen. Die sind für stationäre Apotheken ein großes Geschäft. Es droht ein Apothekensterben, zehn Prozent sind schon dicht.

 Norbert Hoff, Apotheker und Beiratsmitglied des neuen Siegels (v.l.) die Apothekerinnen Heike Kim-Aun, Irene Schuster mit Jörn Hüsgen vom Deutschen Kundeninstitut, dem Initiator des Projekts "Top-Apotheke"

Norbert Hoff, Apotheker und Beiratsmitglied des neuen Siegels (v.l.) die Apothekerinnen Heike Kim-Aun, Irene Schuster mit Jörn Hüsgen vom Deutschen Kundeninstitut, dem Initiator des Projekts "Top-Apotheke"

Foto: Melanie Zanin

Genau wie der stationäre Handel sind auch die Düsseldorfer Apotheken von der Konkurrenz aus dem Internet bedroht. Die Lage hat sich in den vergangenen Monaten noch einmal deutlich verschärft. Denn der Europäische Gerichtshof befand kürzlich, dass sich ausländische Versandapotheken nicht an die für Präsenzapotheken gültige Festpreisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel in Deutschland halten müssen (EuGH vom 19.10.2016, Az-C-148/15). "Ein Urteil, das den Wettbewerb zwischen Versandapotheken und Präsenzapotheken in der Bundesrepublik stark verzerrt", sagt Jörn Hüsgen vom Deutschen Kundeninstitut.

Konkret haben die Apotheker in der Region Existenzängste. Besonders kleinere Betriebe könnten den Umsatzanstieg der großen Versandapotheken nicht wegstecken, sagt Hüsgen. Tatsächlich machen die Internetbetriebe immer mehr Geschäft in der Region mit Medikamenten. Bei den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln haben die Internethändler heute nur einen Anteil von 1,3 Prozent. Bei den nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten liegt er aber bereits bei fast 14 Prozent - Tendenz stark steigend.

In absoluten und relativen Zahlen ist das Apothekensterben schon messbar. Nach Angaben der Apothekenkammer Nordrhein ist die Zahl der Betriebe in der Region seit 2007 um rund zehn Prozent gesunken. Der Trend ist in Düsseldorf als wachsende Stadt zwar gebremst. Dennoch gibt es mit noch 180 Apotheken bereits fünf weniger als noch vor fünf Jahren. Erst vor wenigen Wochen schloss die Uhlandapotheke an der Grafenberger Allee.

Franz-Josef Cüppers, Vorsitzender der Apothekervereinigung, ist die Sorge groß. Er fordert ein Verbot des Versands für verschreibungspflichtige Medikamente. Arzneimittel seien keine Waren wie andere. "Die Kunden müssen kompetent über Wirkungen, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen informiert werden", sagt Cüppers, der selbst eine Apotheke an der Lorettostraße betreibt. Auch die aufwendigen Notdienste übernähmen die Online-Apotheken nicht.

Ähnlich argumentieren die Düsseldorferinnen Heike Kim-Aun (Licht-Apotheke in Flingern) und Irene Schuster (Stifts-Apotheke in Gerresheim). Sie haben sich jetzt der Initiative "Top Apotheke" angeschlossen. Dabei zertifiziert ein Institut die Orts-Apotheken im Groben nach den Kriterien Beratung, Service, Angebot und Kundennähe. Die einzelnen Bewertungsstufen sind das Ergebnis einer Kundenbefragung in ganz Deutschland. Positiv bewertete Apotheken dürfen nach der Prüfung das Siegel des Instituts als Qualitätsausweis führen. Neben den genannten Betrieben führen das Label in Düsseldorf noch die Fortuna-Apotheke an der Kölner Landstraße und die Franziskus-Apotheke an der Eugen-Richter-Straße in Mörsenbroich. Prinzipiell können auch weitere Apotheken im ganzen Land das Siegel erhalten.

Dem Bewertungskatalog für das Gütesiegel war eine repräsentative Meinungsumfrage unter Apotheken-Kunden vorangegangen. 82 Prozent der Deutschen halten demnach ihre Apotheke vor Ort für wichtig oder sehr wichtig. Vor allem schätzen sie laut der Studie die schnelle Versorgung mit Medikamenten - entweder sofort zum Mitnehmen oder per kostenloser Lieferung noch am selben Tag (91,9 Prozent), auch nachts und am Wochenende oder an Feiertagen - sowie die persönliche Beratung des Apothekers (84 Prozent).

(tb.)
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