Neues Ballettzentrum in Düsseldorf Opposition warnt vor Investor

Düsseldorf · SPD und Grüne trommeln weiter dagegen, dass ein Investor das neue Ballettzentrum errichten soll. Sie wollen, dass die Stadt selbst baut. Derweil meldet sich auch der Chef des Tanzhaus NRW zu Wort - er will ebenfalls Geld für einen Umbau.

Am Donnerstag trifft der Stadtrat eine wichtige Vorentscheidung über den Bau des neuen Balletthauses am Steinberg in Bilk. Alles deutet darauf hin, dass sich eine Mehrheit für den Antrag der Stadtspitze findet, das Gebäude nach Möglichkeit von einem privaten Investor bauen und für 30 Jahre von der Stadt mieten zu lassen.

CDU und FDP unterstützen diesen Plan. Sie erhoffen sich, dass das Tanzzentrum dadurch günstiger, schneller und in besserer Qualität gebaut wird, als wenn die Stadt selbst den Bau realisiert. Diese Ansicht ist umstritten. Die Opposition unterstützt zwar ausdrücklich den Neubau für das Ballett der Rheinoper, kritisiert aber seit Wochen die angestrebte öffentlich-private Partnerschaft (PPP) in scharfem Ton. Sie fordert, dass die Stadt das Gebäude ohne Investor auf eigene Kosten baut.

Die SPD warnte am Dienstag noch einmal, dass die Zusammenarbeit mit einem Investor große Risiken berge. Bei ähnlichen Projekten seien die Kosten stets explodiert, sagte Gudrun Hock. Als Beispiel nannte sie das Burgwächter Castello, dessen Baukosten einst mit 18,7 Millionen Euro geplant gewesen seien und sich dann auf 28,2 Millionen Euro erhöht hätten.

Auch bei der Alten Paketpost am Hauptbahnhof seien die Kosten deutlich gestiegen. Statt geplanter 39,7 Millionen Euro habe die Stadt am Ende 57,3 Millionen Euro zahlen müssen. Hock wirft der Stadtspitze vor, dass die Wirtschaftlichkeitsberechnung für das Balletthaus "hingetrickst" sei; die Risikokosten beim Bau durch einen Investor seien nicht eingerechnet, wichtige Zahlen wie die spätere Miete fehlten. Der wahre Grund für die Zusammenarbeit mit einem Investor sei, dass CDU und FDP bei dieser Variante im Wahlkampf keine neuen Schulden verteidigen müssten, so Hock. "Hinterher müssen wir das ausbaden."

Die SPD schlägt vor, dass die Stadt das Balletthaus von ihrer Immobilientochter IDR bauen lässt. Auch die Grünen protestieren gegen eine PPP - und inszenierten gestern eine Foto-Aktion vor dem Rathaus. Sie wollen morgen in den Rat einen Änderungsantrag einbringen, um andere Optionen für den Bau offenzuhalten (was nach Angaben von Kulturdezernent Hans-Georg Lohe ohnehin der Fall ist, weil sich der Stadtrat erst im Dezember endgültig entscheiden müsse). Die CDU hingegen hat sich nach einem Besuch des Dezernenten in der Fraktion einstimmig entschieden, der Ausschreibung zuzustimmen - genau wie die FDP.

Dezernent Lohe sagt, dass die Stadt sich gegen Risiken im Vertrag mit dem Investor absichern werde. Überraschend schaltete sich gestern auch der scheidende Chef des Tanzhaus NRW, Bertram Müller, mit einem offenen Brief in die Diskussion ein. Müller schrieb, er begrüße den Bau des Balletthauses. Es sei aber "politisch unfair und sachlich unangemessen", dass der seit Jahren drängende Umbau des Tanzhaus NRW nicht ebenfalls auf den Weg gebracht werde.

Der Ausbau des ehemaligen Straßenbahndepots an der Erkrather Straße sei seinerzeit nicht fertiggestellt worden, wie auch die Stadtverwaltung wisse. Müller fordert, dass die Stadt auch das Tanzhaus NRW angemessen ausstatte. In den vergangenen Jahren seien Museen, Oper und Schauspielhaus besser ausgestattet worden. Jetzt sei es fair, den Tanz insgesamt zu fördern. Der Bau solle 1,6 bis 1,8 Millionen Euro kosten.

(EW)
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