Düsseldorf Opernehe: Düsseldorf braucht Duisburg

Düsseldorf · Das Gutachten von Unternehmensberatern liegt vor. Damit geht das Ringen um die Zukunft der Opernehe in die entscheidende Phase. Ein Ausstieg Duisburgs hätte katastrophale Folgen. Eine Fortsetzung ist deshalb wahrscheinlich. Dafür drohen massive Kürzungen.

 Intendant Christoph Meyer (links) und Ballettchef Martin Schläpfer hoffen auf eine Fortsetzung der Operngemeinschaft.

Intendant Christoph Meyer (links) und Ballettchef Martin Schläpfer hoffen auf eine Fortsetzung der Operngemeinschaft.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die Unternehmensberater der Firma Actori haben ihr Gutachten zur Rheinoper gestern vorgelegt. Zunächst erhielt es nur die Spitze um Intendant Christoph Meyer, am Freitag wird es dem Aufsichtsrat vorgestellt. Die Unternehmensberater, die auf Kulturinstitute spezialisiert sind, haben verschiedene Szenarien für die Zukunft durchgerechnet — mit und ohne Beteiligung von Duisburg.

Damit beginnt die heiße Phase der Verhandlungen. Düsseldorf und Duisburg müssen bis Ende des Monats entscheiden, ob und wie sie die Operngemeinschaft über 2014 hinaus fortsetzen wollen. Der lange drohende Ausstieg von Duisburg gilt inzwischen als unwahrscheinlich, ist aber nicht ausgeschlossen. In jedem Fall wollen die Duisburger erheblich sparen. Sie möchten ihren jährlichen Zuschuss zur Spielzeit 2014/15 um eine Million kürzen und wie schon in den vergangenen Jahren Tarifsteigerungen nicht mehr mittragen, wodurch der Oper de facto in jedem Jahr mehr als eine halbe Million Euro verloren gehen würde.

In Düsseldorf sieht man dieses Vorhaben mit Sorge: Denn schon jetzt ist die Last in der Operngemeinschaft ungleich verteilt. Düsseldorf lässt sich die Oper pro Jahr 31,5 Millionen Euro kosten, Duisburg gibt elf Millionen. Das Gutachten soll den Kulturpolitikern beider Städte bei der Entscheidung helfen, wie der Großbetrieb mit seinen rund 870 Mitarbeitern in die Zukunft geführt wird. In Verhandlungskreisen rechnet niemand damit, dass das Gutachten die Ausgangslage entscheidend verändert.

Ein erster Entwurf hatte der Oper bescheinigt, dass sie mit dem Zweistädte-Modell effizient arbeitet, weil viele Aufgaben geteilt werden können. Dies bestätigte interne Berechnungen der Oper. Mit einem Ausstieg von Duisburg fielen solche Synergieeffekte weg. Für die Düsseldorfer Verhandlungsführer gilt es deshalb als oberstes Ziel, dass die Opernehe über die Spielzeit 2014/15 hinaus weiterbesteht. Denn was andernfalls passiert, ist ungewiss: Bei einem Abschied Duisburgs müsste die Düsseldorfer Oper neu organisiert werden, Intendant Christoph Meyer hätte ein Sonderkündigungsrecht.

Mehr ausgeben für die Oper will Düsseldorf, das sich einen moderaten Sparkurs verordnet hat, aber andererseits auch nicht. Die Oper ist schon jetzt das teuerste Düsseldorfer Kulturhaus — weitere Mehrzahlungen sind den Bürgern schwer zu vermitteln. Darüber hinaus will man einen Präzedenzfall vermeiden. Die Stadtspitze fürchtet, dass dann auch in anderen Angelegenheiten die verhältnismäßig wohlhabende Landeshauptstadt Kosten für andere übernehmen soll, etwa für das NRW-Forum, aus dessen Förderung das Land aussteigen will.

In Duisburg ist der Wille zur Fortsetzung der traditionsreichen Operngemeinschaft vorhanden. Der scheidende Kulturdezernent Karl Janssen, der vor einem Jahr den geplanten Ausstieg verkündet hatte, sprach sich kürzlich für eine Verlängerung aus: "Wenn sich Duisburg von einem solch substanziellen Baustein wie es die Rheinoper ist, verabschiedet, dann geht die Stadt im kulturellen Bereich kaputt." Die Politik sieht es ähnlich. Allerdings: Für große Zugeständnisse fehlt das Geld.

Entschieden ist noch nichts. Mit Spannung wird deshalb erwartet, wie die Unternehmensberater ihre andere Aufgabe erfüllt haben: Sie sollten Sparpotenzial finden. Denn die Verhandlungen könnten darauf hinauslaufen, dass das Kulturhaus im Zweistädte-Modell fortgeführt wird, sich aber massiv einschränken muss. Es würde wohl besonders die Opernsparte treffen. Ballettdirektor Martin Schläpfer hat für seine Vertragsverlängerung die Zusage erhalten, dass sein Zuschuss nicht gekürzt wird.

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