Düsseldorf "Die Oper ist zu günstig"

Düsseldorf · Oberbürgermeister Thomas Geisel regt höhere Eintrittspreise an. Dafür würde aber die politische Mehrheit fehlen.

 Kosten Tickets zu Opern wie "Don Carlos" bald mehr? Das könnte sich zumindest der Oberbürgermeister vorstellen.

Kosten Tickets zu Opern wie "Don Carlos" bald mehr? Das könnte sich zumindest der Oberbürgermeister vorstellen.

Foto: Hans Jörg Michel

Thomas Geisel hat im Interview mit der RP die Ticketpreise der Oper in Frage gestellt und angeregt, diese zu erhöhen — und stößt damit nun auf Widerstand. Sowohl die Kulturpolitiker im Stadtrat als auch die Verantwortlichen der Oper verteidigen die Eintrittspreise. Diese seien keineswegs zu niedrig.

"Die anhand eingehender Analysen entwickelten Ticketpreise sind angemessen und marktgerecht", heißt es in einer Stellungnahme der Oper auf Anfrage unserer Redaktion. Zwischen 17 und 100 Euro müssten Besucher derzeit für ein Ticket bezahlen. Erst mit Beginn der Spielzeit 2017/18 seien die Preise kürzlich zudem angepasst worden: Sie variieren seither je nach Platzkategorie und danach, welches Stück aufgeführt wird und an welchem Tag. Das funktioniert bei vielen Opernhäusern so.

Mit ihrem Preismodell will die Düsseldorfer Oper wettbewerbsfähig bleiben — auch im Vergleich mit anderen Häusern, vor allem im Umland. So zahlt man in Köln für eine Karte zwischen 12 und 99 Euro, Bonn verlangt Preise zwischen 11 uns 101 Euro und in Essen kosten Tickets zwischen 22 und 65 Euro. Teurer sind die großen Häuser wie die Semperoper in Dresden (zwischen 5 und 210 Euro) und die Berliner Staatsoper (zwischen 20 und 172 Euro je Ticket).

Da ist noch Luft nach oben, findet offenbar dennoch das Stadtoberhaupt. Mit Blick auf den angeschlagenen Haushalt und neue Sparzwänge sagte er, er sei sich nicht sicher, ob es richtig sei, wenn der Preis für kulturelle Angebote höchster Qualität — wie die der Oper — so viel kosteten wie eine durchschnittliche Fortuna-Eintrittskarte.

"Man darf einen Ticketpreis natürlich nicht für zehn Jahre festsetzen, sondern muss ihn regelmäßig überprüfen. Aber genau das passiert bei der Rheinoper auch", sagt der Vorsitzende des Kulturausschusses, Friedrich G. Conzen (CDU). Da die Preise gerade erst durch den Aufsichtsrat, dessen Mitglied er ist, überprüft worden seien, sehe er keinen Handlungsbedarf. "Geld sparen, indem die Kulturangebote teurer werden, ist zudem keine Option."

Auch andere Politiker äußern sich kritisch zu Geisels Anmerkung: "Die Einnahmen durch die Ticketpreise nehmen im Etat der Oper einen verschwindend geringen Teil ein. Damit wird man keine Einsparungen im Düsseldorfer Haushalt vornehmen können", sagt Clara Gerlach von den Grünen. Sie erwarte substanziellere Vorschläge vom Verwaltungsvorstand.

Die Linke spricht sich ebenfalls gegen höhere Preise aus. Manfred Neuenhaus von der FDP betont, dass die Eintrittspreise nicht Gegenstand einer politischen Debatte sein dürften. "Die Oper arbeitet wirtschaftlich gut und in hoher Eigenverantwortung", sagt er. Wie hoch die Preise sein müssten, liege im Ermessen des Hauses. "Dass das Gebäude nun Geld kostet, dafür kann die Hausleitung wenig."

Neuenhaus spielt damit auf einen neuen Kostenpunkt im Haushalt an: Kürzlich wurde bekannt, dass die Oper für mehr als 18 Millionen Euro saniert werden muss. Diese Summe kommt zu der jährlichen Bezuschussung von rund 27 Millionen Euro für die Kulturstätte hinzu, durch die die Oper unter anderem ihre Preise halten kann.

Rückendeckung bekommt Geisel deshalb aus seiner Partei: "Den Menschen, die sich ein Abo leisten, tut es nicht weh, mehr zu bezahlen. Mit Blick darauf, wie hoch die Oper bezuschusst wird, kann man darüber nachdenken, dort Preise zu erhöhen", sagt Cornelia Mohrs, kulturpolitische Sprecherin der SPD. Angebote für Studenten oder Bezieher des Düsselpasses müssten aber ermäßigt bleiben.

(lai)
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