Düsseldorf OB Geisel will Hoppeditz nicht antworten

Düsseldorf · Der 11.11. soll jetzt wieder ganz den Narren gehören. Der frisch gewählte Oberbürgermeister Thomas Geisel will auf die Attacken der Narrenfigur nicht (mehr) kontern. Grund: "Die Obrigkeit sollte nicht das letzte Wort haben."

Hoppeditz erwacht 2013 in Düsseldorf
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Hoppeditz erwacht 2013 in Düsseldorf

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So richtig was zu lachen sollen die Düsseldorfer am 11.11. um 11.11 Uhr wieder bekommen. Der Hoppeditz wird nach einjährigem Tiefschlaf auf dem Marktplatz vor dem Rathaus aus dem Fass klettern und den Herrschaften da oben mal ordentlich die Leviten lesen. Die Angie wird's sicher treffen, den Thommi (neuer Rathauschef) und den Dirki (dann alter Rathauschef) auch. Sehr zum Vergnügen des versammelten Volks, dass sich bei ein paar Bierchen schon in Stimmung geschunkelt hat. Der Hoppeditz ist kein rhetorischer Schönschleifer, sondern der Jeck fürs Grobe, er mag den derben Spott, schließlich zählen zu seinen Vorfahren die Hofnarren und Hans Wurste. Was ihm gefallen wird: Ab sofort soll er beim Karnevalsauftakt auch Alleinunterhalter sein. Thomas Geisel, der neue Oberbürgermeister, will auf die Anwürfe des rot-weißen Freibeuters nicht mehr antworten. "Ich habe genug Humor und Ironie, um das auszuhalten."

11.11. vor dem Rathaus
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11.11. vor dem Rathaus

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Hoppeditz Tom Bauer findet das klasse. "Es heißt ja Hoppeditz-Erwachen, es ist der Tag der Narrenfreiheit. Der Narr sagt frei heraus, was ihm auf der Zunge liegt. Ich habe mich oft gefragt, warum der Oberbürgermeister dann noch antwortet." Hermann Schmitz, legendärer Hoppeditz und heute Rosenmontagszugleiter, freut sich ebenso. Er war schon in den achtziger Jahren zum damaligen Stadtoberhaupt Klaus Bungert gegangen und hatte ihn gefragt: "Woher willst Du wissen, wat ich verzäll - und antwortest dann noch in Reimen?" Genauso lief's: Die Hoppeditz-Rede wurde brav im Rathaus abgegeben und der Oberbürgermeister konnte dem Narren dann den Spiegel vorhalten und ihm teils besserwisserisch erklären, warum er denn mit dem ein oder anderen Anwurf falsch liege. Vor allem der verstorbene OB Erwin ritt da gerne Attacken. Schmitz dagegen sagt: "Der Hoppeditz ist eine besondere Düsseldorfer Spezialität, die von anderen kopiert wurde. Wir müssen sie pflegen."

Geisel will dieses Forum nicht nutzen. "Die Obrigkeit sollte nicht das Bild beim Karnevalsauftakt prägen und schon gar nicht das letzte Wort haben", findet er und will jetzt mal mit CC-Chef Josef Hinkel darüber sprechen.

Bei diesem wird er offene Türen einrennen. Denn schon im vorigen November wollte man mit der Tradition - sie wurde irgendwann in den siebziger Jahren eingeführt - brechen. Doch da hörten die Narren aus dem OB-Büro, man wolle im Wahljahr nicht eine solche Tradition beenden. Eine Rücksicht, die sicherlich auch damit zu tun hat, dass der OB auf die attraktive Bühne, die sich ihm da bot, nur ungern verzichten wollte.

Hinkel und Tom Bauer haben mit dem Hoppeditz ganz andere Ziele. "Diese Figur muss scharfzüngig und kompetent sein. Sie darf von der Aussagekraft her den Mottowagen von Jacques Tilly nicht nachstehen", findet der CC-Präsident, der dabei auch die nationalen und internationalen Themen im Blick hat. "Es wäre doch schön, wenn der Düsseldorfer Karneval auch am 11.11. mit seinen Aussagen in der Tagesschau landet." Bauer sieht es ähnlich. Man müsse Respekt vor dem Menschen haben, aber in der Sache solle der Hoppeditz feste austeilen.

(RP)
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