Düsseldorf OB Geisel will Düsseldorfs Wohngebiete nachverdichten

Düsseldorf · Düsseldorf hat nicht viel Fläche - jedenfalls gemessen an der Zahl derer, die in der Stadt wohnen wollen. Mehr Fläche herzaubern geht nicht - Nachverdichtung heißt das Zauberwort, mit dem OB Geisel mehr Menschen auf den gleichen Quadratmetern unterbringen will.

 Art-Invest Real Estate will dieses Bürogebäude an der Friedrichstraße 56/ Ecke Fürstenwall errichten.

Art-Invest Real Estate will dieses Bürogebäude an der Friedrichstraße 56/ Ecke Fürstenwall errichten.

Foto: ART-Invest, DWG, Rendertaxi

Um den Herausforderungen der schnell wachsenden Stadt gerecht zu werden, will Geisel (SPD) in den kommenden Jahren besonders auf das Recycling von Flächen und alten Gebäuden setzen - und auf eine Nachverdichtung bestehender Wohngebiete. Die wichtigsten Projekte stellte er gestern auf der Münchner Immobilienmesse Expo Real einem großen Publikum vor. "216 Quadratkilometer Fläche sind für eine Stadt nicht viel", sagte Geisel. "Wir müssen sie effizient nutzen und dürfen nichts vergeuden."

 An der Verweyenstraße in Kaiserswerth sollen durch Nachverdichtung 190 statt 110 Wohnungen entstehen.

An der Verweyenstraße in Kaiserswerth sollen durch Nachverdichtung 190 statt 110 Wohnungen entstehen.

Foto: DWG

So sollen etwa im Projekt der Düsseldorfer Wohnungsgesellschaft DWG an der Verweyenstraße in Kaiserswerth durch Nachverdichtung 190 statt 110 Wohnungen entstehen. Die Bebauung biete dafür Raum, "die stammt aus einer Zeit, als es viel Platz und wenig Steine gab". Inzwischen seien die Bedingungen umgekehrt. Die Aachener Wohnungsgesellschaft schafft durch Nachverdichtung 103 Wohnungen mehr zwischen Bochumer und Recklinghauser Straße (Rath).

Weitere Neubauprojekte gibt es etwa an der Worringer Straße, wo Bema und ABC-Gruppe bis 2019 rund 400 Wohnungen auf dem früheren Güterbahnhofsgelände fertigstellen wollen. In Unterbach werden auf dem Grund eines früheren Rewe-Distributionslagers 317 Wohnungen entstehen, darunter Mehrgenerationenwohnen und eine Kita. Erwartungsgemäß präsentierte Geisel zudem neue Ansichten des Grand Central des Investors Catella auf dem Paketpost-Areal (1000 Wohnungen) und das Projekt auf dem Gelände der früheren Autoverladestation am Hauptbahnhof, wo Investor GBI neben Hotels auch Studentenwohnungen plant. 2017 soll zudem die Bebauung des alten Gefängnis-Geländes an der Ulmer Höh beginnen: Investor Dornieden will die 200 Einheiten des ersten Abschnitts bis 2019 fertigstellen.

 Frankonia will im Projekt "Heimathafen" 400 kleiner geschnittene Wohnungen an der Speditionstraße bauen.

Frankonia will im Projekt "Heimathafen" 400 kleiner geschnittene Wohnungen an der Speditionstraße bauen.

Foto: rendertaxi AC architecture.visualisation

Im linksrheinischen Bürogebiet Seestern setzt die Stadt jetzt auf gemischte Nutzung: Aus Büros sollen durch Abriss und Neubau teilweise Wohnungen werden, 230 sind vorgesehen. Und eines der von der Lage her attraktivsten Neubauprojekte dürfte der "Heimathafen" (ehemals: Königskinder) am Medienhafen sein. Jahrelang habe es wegen der benachbarten Industrie Konflikte gegeben, so Geisel: "Aber wir haben eine Vereinbarung getroffen, die beide Nutzungen kompatibel macht." 400 kleine Wohnungen will Frankonia nun dort errichten.

Im Bürobereich sorgte Geisel mit einer Ansicht für Begeisterung, die so wohl gar nicht verwirklicht wird: Er präsentierte eine frühe Visualisierungsidee für das alte Parkhaus der Commerzbank an der Kasernenstraße, das jetzt der Investor Hines gekauft hat. Das Projekt sei aber in einem frühen Planungsstadium. Zu den spannendesten Büro-Projekten gehört auch das geplante Wohn- und Geschäftshaus an der Friedrichstraße, das ein ehemaliges WestLB-Gebäude ersetzen soll. Das Unternehmen Interboden hat das Gebäude Kaistraße 3 im Medienhafen gekauft und will es bis 2018 revitalisieren - hier sind 1000 Quadratmeter Gastronomie angedacht. Demnächst könnten weitere Projekte hinzukommen: Geisel bot zum Abschluss mehrere städtische Grundstücke zur Entwicklung an. Ausgeschrieben sind zwei Baufelder an der Speditionstraße - und das ehemalige Straßenverkehrsamt an der Heinrich-Erhardt-Straße.

Hunderte Zuhörer drängten sich während der Rede um den Düsseldorfer Stand, unter ihnen NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, Geisels Dortmunder Amtskollege Ullrich Sierau und EU-Kommissar Günther Oettinger. Anschließend gab es viel Lob für Geisel: "Er verkauft Düsseldorf sehr gut", sagte Klaus Franken, Managing Partner bei Catella, der die Grundstücke am Hafen spannend fand: "Man müsste aber schauen, wie teuer das dort wird. Es wäre schön, wenn auch dort das Handlungskonzept Wohnen zur Anwendung kommen könnte." Immobilien-Experte Marcel Abel (JLL) bezeichnete die Präsentation als "etwas lang, aber absolut rund". Auch Ratsherr Andreas Hartnigk (CDU) war zufrieden: "Es ist sehr deutlich geworden, wie sich die Stadt weiter entwickeln muss." Allerdings dürfe Verdichtung nicht das einzige Mittel bleiben.

(RP)
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