Streit um Radrennen OB Elbers will die Tour

Düsseldorf · Auch wenn der Oberbürgermeister dafür ist: Ob das Radrennen in Düsseldorf starten soll, ist strittiger denn je – denn die ARD und ZDF sind unschlüssig, ob sie das Rennen übertragen. Knackpunkt für alle Parteien sind die Kosten.

 Der neue Oberbürgermeister will die Tour de France nach Düsseldorf holen.

Der neue Oberbürgermeister will die Tour de France nach Düsseldorf holen.

Foto: AFP, AFP

Auch wenn der Oberbürgermeister dafür ist: Ob das Radrennen in Düsseldorf starten soll, ist strittiger denn je — denn die ARD und ZDF sind unschlüssig, ob sie das Rennen übertragen. Knackpunkt für alle Parteien sind die Kosten.

Oberbürgermeister Dirk Elbers hat sich am Donnerstag im Gespräch mit der Rheinischen Post noch einmal für den Start der Tour de France in Düsseldorf stark gemacht: "Wir bleiben da am Ball," sagte der Rathaus-Chef.

Er rechnet mit enormen Umsätzen für Hotels und Gastronomie und schätzt den Werbewert für Düsseldorf durch die TV-Übertragung auf mindestens 50 Millionen Euro. Sollten allerdings die Kosten in einen Bereich von sechs bis neun Millionen Euro klettern, wie von einigen Experten vermutet, wäre auch für Elbers die Schmerzgrenze erreicht. Elbers: "Dann würde ich sagen: Finger weg!" Wie die Vertreter anderer Parteien will auch Elbers eine präzise Aufstellung dessen, was für die Stadt wirklich an Kosten anfällt.

Das Problem Doping schreckt ihn nicht: Das könne man nie ausschließen, aber es dürfe einen nicht davon abhalten, solche Events in die Stadt zu holen, meinte der Oberbürgermeister. Ob es wirklich zu einer großen Übertragung im deutschen Fernsehen kommt, ist derzeit indes unsicher. Gestern hieß es bei der ARD, man werde erst in einigen Tagen bekannt geben, ob man überhaupt live überträgt.

Im Rathaus ist derweil heftiger Streit darüber ausgebrochen, wer über die wahren Kosten für die Bewerbung um den Prolog der Tour de France informiert war. Und wann diese Infos geflossen sind.

Helle Empörung

Wie berichtet, hat die Politik sehr aufgeregt auf einen Bericht in der RP reagiert, wonach allein die Bewerbungsgebühr für den Start der Tour 2,5 Millionen Euro kosten sollte. Eine entsprechende Beschlussvorlage für den Sportausschuss, mit der die Bewerbung nochmals unterstützt worden wäre, wurde auf Wunsch von CDU und FDP zurückgezogen. Vor allem, weil darin von weiteren, nicht kalkulierbaren Kosten die Rede war.

Das Papier stammt aus dem Dezernat von Werner Leonhardt, weil er unter anderem für Sport zuständig ist. Zusammengestellt wurde es jedoch von der Sportagentur. In der Politik hat diese Beschlussvorlage helle Empörung hervor gerufen. Ein Ratsmitglied: "Ein Papier wie aus Erwins Zeiten. Wir sollten es nur durchwinken." Das jedoch werde es nicht geben.

Gestern wehrte sich die Sportagentur innerhalb der DMT, die für Events wie DTM-Präsentation, aber auch den Tour-Start verantwortlich ist und aus deren Etat die Summen kommen müssten. DMT-Sprecher Marco Lippert: "Die aktuelle Diskussion überrascht, da sämtliche Sportveranstaltungen inklusive der Kosten von unseren Gremien mehrheitlich getragen wurden."

Mit "Gremien" meint Lippert die Gesellschafterversammlung der DMT, in der Helmut Rattenhuber für die Stadt sitzt, und den Aufsichtsrat. Dort sind Parteienvertreter dabei, die aber verpflichtet sind, Stillschweigen zu bewahren. Also waren die meisten Mitglieder der Ratsfraktionen nicht über die Kosten für den Tour-Start informiert.

Lippert weiter: "Jeder der sich jetzt kritisch äußert, muss wissen, dass er damit einen wesentlichen Teil der Sportstadt Düsseldorf in Frage stellt. Breite Zustimmung ist grundlegende Voraussetzung bei der Wahl des Austragungsortes. Bereits vor drei Jahren hat sich die Stadt für die Tour de France beworben. Und nun sind wir unter den letzten Drei von Hunderten." Einige dieser knapp 300 Bewerber sind aber möglicherweise auch abgesprungen, weil das Doping-Risiko zu hoch ist, sagte Alex Grömminger, Kommunikations-Chef der Sport-Search-Berater IFM Sports.

Dass es beim Prolog im Schnitt mehr als eine Million TV-Zuschauer gibt, bestätigen die Zählungen mehrerer Agenturen. Als die 8. Etappe 2005 durch Pforzheim fuhr, standen 3,3 Millionen Zuschauer am Wegesrand.

(RP)
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