Kommen und Gehen in Düsseldorf Nur die großen Größen

Bilk · Sabrina und Andreas Dietz haben an der Bilker Allee die Boutique „Hirschlein“ eröffnet. Hier werden Frauen fündig, auch wenn sie keine Modelmaße haben.

 Bei Andreas und Sabrina Dietz gibt es alles in Übergröße.

Bei Andreas und Sabrina Dietz gibt es alles in Übergröße.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die Idee, eine Boutique für Damenmode in großen Größen aufzumachen, war schon länger da. Als das kleine Ladenlokal an der Bilker Allee 35 frei wurde, haben Sabrina und Andreas Dietz zugegriffen. Am 1. Oktober 2020 hat das Paar dort „Hirschlein“ eröffnet – und einen Volltreffer gelandet.

„Bezahlbare und vor allem tragbare Damenmode in großen Größen“, fasst Andreas Dietz das Angebot und gleichzeitig die Philosophie von „Hirschlein“ zusammen. Den Begriff Übergrößen hört das Paar nicht so gern. „Jedes Land hat seine eigenen Größen, die sehr variieren“, erklärt Andreas Dietz. Übergrößen würde bedeuten, „alles, was im Bereich 44plus oder XL liegt, falle aus der Norm. Dabei gibt es viele Frauen, die mit kleinen Größen nicht klarkommen“, ist der Geschäftsmann überzeugt. Sie hätten es schon schwer genug, passende Bekleidung zu finden, da brauche es nicht noch eine negativen Kategorisierung.

„Früher sind wir immer nach Holland gefahren, um schöne Kleider für meine Frau zu finden“, erinnert er sich. „Kaum zu glauben, aber die deutschen Großhändler führten lange keine großen Größen, und wenn sie welche hatten, exportierten sie die Sachen ins Ausland. Deshalb gibt es in vielen Geschäften kaum Damenmode, die über die üblichen Größen hinausgeht“, bedauert Dietz.

Paradox findet das Paar diese Vorgehensweise immer noch. „Warum sollen Frauen, die keine 36er- oder 40er-Figur haben, nicht auch gut geschnittene Kleider tragen dürfen?“, fragt Sabrina Dietz. Lange hat sie nebenher im Bereich Braut- und Abendmode in großen Größen gemodelt. „Natürlich möchten wir Schnitte, die zu uns passen und Hosen, die gut sitzen“, sagt die Düsseldorferin.

Das Ehepaar Dietz hat noch eine weitere Zielgruppe im Blick. „Frauen, die an Lipödem erkrankt sind, brauchen Mode, in der sie sich wohl fühlen, die nicht einschnürt, locker sitzt und trotzdem noch gut kleidet“, erklärt Sabrina Dietz. Sie weiß, wovon sie spricht. Denn sie hat Lipödem, sehr schmerzhafte Fetteinlagerungen. „Zum Glück sind bei mir nur die Beine betroffen“, sagt sie. Wo und in welchem Ausmaß sich das Fett einlagert, ist ganz unterschiedlich. Ebenso wie sehr es sich auf die vornehmlich daran erkrankten Frauen auswirkt. Obwohl in Deutschland rund drei Millionen Frauen davon betroffen sind, übernehmen die Kassen erst seit diesem Jahr die notwenigen OPs in besonders schweren Fällen.

Wer trifft denn die Auswahl, was am Ende im Laden verkauft werden soll? „Wir beide“, antwortet Sabrina Dietz und gibt zu: „Mein Mann sagt oft, komm das nehmen wir noch mit, selbst wenn ich das Teil nicht ausgesucht hätte.“ Andreas Dietz meint dazu: „Ich glaube, man muss den eigenen Geschmack abwägen mit dem, was den Kundinnen gefallen könnte.“ Dazu gehören auch trendige Schuhe in großen Größen und Accessoires. Bleibt noch eine Frage offen: Wie kam das Ehepaar Dietz auf den Namen „Hirschlein“? „Zum einen, weil wir beide Hirsche lieben. Zum anderen, weil wir finden, dass es majestätische Tiere mit einer besonderen Ausstrahlung sind“, erklärt Andreas Dietz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort