Landtagswahl in Düsseldorf Welche Partei die meisten Wähler an die Grünen verlor

Analyse | Düsseldorf · Die Analyse der Landtagswahl in Düsseldorf erlaubt interessante Einblicke. Vor allem die Wählerwanderung ist diesmal spannend: Die Grünen haben Stimmen von vielen Parteien gewonnen – vor allem von einer, die man nicht sofort erwartet.

 Spitzenkandidatin Mona Neubaur spricht bei der Wahlparty auf der Wiese vor dem KIT.

Spitzenkandidatin Mona Neubaur spricht bei der Wahlparty auf der Wiese vor dem KIT.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Nach der Landtagswahl wurde viel über Gewinner und Verlierer gesprochen. Nun liegt die detaillierte Analyse des Düsseldorfer Ergebnisses vor, und sie gibt neue spannende Einsichten in die politischen Trends. Interessant sind vor allem die Wählerbewegungen. Nur eine der sechs Bundestagsparteien hat demnach im Vergleich zu der vorherigen Landtagswahl 2017 an Stimmen in Düsseldorf gewonnen: die Grünen.

Die Öko-Partei, die ein Rekordergebnis erzählt hat, gewann gewaltige 35 200 Stimmen dazu und kam insgesamt auf 56 200. Alle anderen Bundestagsparteien haben in unterschiedlichem Maße verloren.

Wo haben die Düsseldorfer, die grün gewählt haben, vor fünf Jahren ihr Kreuz gemacht? Die Zahlen zeigen Zugewinne von allen Bundestagsparteien außer der AfD. Die oft geäußerte Vermutung, die Grünen würden besonders das SPD-Klientel ansprechen, widerlegen die Zahlen aber: Nur 4400 frühere SPD-Wähler haben grün gewählt. Die Zahl der früheren CDU-Wähler bei den Grünen ist mit 7200 höher.

Der größte Zugewinn kam von einer Partei, die oft als Antipol wahrgenommen wird: die FDP. 17 400 bisherige FDP-Wähler haben sich für die Grünen entschieden. Das ist die größte Bewegung zwischen zwei Parteien insgesamt. Eine weitere Partei hat überproportional an die Grünen verloren: 4900 bisherige Linkspartei-Wähler wählten grün.

Bei der CDU ist das Bild differenzierter. Auch hier sorgt die FDP mit einem Wanderungssaldo von 7100 Stimmen für den größten Zugewinn; die CDU hat aber insgesamt 6800 Stimmen verloren. Größere Verluste gab es neben den Grünen auch in Richtung Nichtwähler (5200).

Das Wahlamt errechnet die Bewegungen anhand von Befragungen und statistischen Verfahren. Die Auswertung gibt auch eine Antwort darauf, woran die SPD gescheitert ist: Keine andere Partei hatte so massive Probleme bei der Mobilisierung. 21 700 Düsseldorfer, die 2017 SPD gewählt haben, sind zu Hause geblieben. Auf Platz zwei folgt hier die AfD, die 6200 Anhänger ins Lager der Nichtwähler verloren hat.

Bei der Wahl war die CDU mit 32,9 Prozent (NRW: 35,7) in Düsseldorf stärkste Kraft, lag aber – wie auch die SPD (Düsseldorf: 21,7/NRW: 26,7) – wie üblich unter Landesschnitt. Die Grünen (Düsseldorf: 24,3/NRW: 18,2) erreichen traditionell in Düsseldorf bessere Werte als in Gesamt-NRW. Die AfD kam auf 4,1 Prozent (NRW: 5,4), die Linke auf 2,4 Prozent (NRW: 2,1).

Die Wahlbeteiligung lag mit 58,5 (NRW: 55,5) über Landesschnitt, war aber dennoch sehr niedrig. Die sogenannte Wahlausschöpfung zeigt, was das für das Ergebnis bedeutet. Hierbei werden die Anteile der Parteien nicht wie üblich auf die gültigen Stimmen, sondern auf die Wahlberechtigten bezogen – die Nichtwähler werden also sichtbar. Demnach erreichte die CDU eine Ausschöpfung von 19,2 Prozent, die Grünen von 14,1 Prozent. Die SPD lag bei 12,6 Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort