Düsseldorfer Schuhmacher Nordin Haj Haddou Ein Schuh macht 68 Stunden Arbeitszeit

Düsseldorf · Nordin Haj Haddou fertigt rahmengenähtes Schuhwerk nach Maß. Als einmal ein Scheich zu Besuch war, brachte er seine Bodyguards mit. Rund 2500 Euro kostet ein Paar Schuhe aus der Schuhmacherei „Soulier d’Or“.

 „Zeige mir deine Schuhe und ich sage dir, wer du bist“  – ist das Motto von Schuhmacher Nordin Haj Haddou.

„Zeige mir deine Schuhe und ich sage dir, wer du bist“  – ist das Motto von Schuhmacher Nordin Haj Haddou.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Das gleichförmige Surren einer Schleifmaschine erfüllt Nordin Haj Haddous Schuhmacherei „Soulier d’Or“. In der Luft liegt der Geruch von Leder und Schuhcreme. Während sich in einem Teil des Ladenlokals an der Beuthstraße goldverzierte Regale unter der Last teurer Markenschuhe biegen, arbeitet im anderen Teil der Schustermeister an neuen Maßanfertigungen und Reparaturen.

Haj Haddou gehört zu den Schuhmachern von Düsseldorf, die rahmengenähtes Schuhwerk nach Maß herstellen. Bei dieser Machart verbindet ein doppelt vernähter Lederstreifen, der sogenannte Rahmen, Oberleder und Futter des Schuhs mit der Sohle. Das macht den Schuh besonders langlebig, erklärt der Schuhmacher – „und die Produktion besonders aufwendig“.

„Die Herstellung eines maßgefertigten Schuhs nimmt etwa 68 Arbeitsstunden in Anspruch“, erklärt Haj Haddou. Bevor er mit der Arbeit beginnen kann, muss er für jeden neuen Kunden einen Leisten anfertigen. In seiner Werkstatt bedecken diese Fußnachbildungen aus Buchenholz eine ganze Wand. „Deshalb vergehen vom ersten Besuch des Kunden bis zum fertigen Schuh in der Regel zwei Monate“, schätzt der Schuhmacher. Rund 2500 Euro muss der Käufer schlussendlich für ein Paar Schuhe auf den Tisch legen.

Haj Haddou glaubt, dass diese Investition sich auszahlt. Sein Motto: “Zeige mir deine Schuhe und ich sage dir, wer du bist.“ Der Handwerker sagt: „Jeder meiner Schuhe ist ein Unikat und hat deshalb auch seinen ganz eigenen Charakter.“ Die Einzelstücke ziehen besondere Kundschaft an: Auch ein Scheich, der im Breidenbacher Hof residierte, soll ihm schon einen Besuch abgestattet haben. „Er wollte unbedingt nach Ladenschluss vorbeikommen“, erinnert er sich, „und plötzlich war mein Geschäft von mehreren Bodyguards umstellt.“

Neben Schustermaschinen, Leisten und diversen Werkzeugen schmücken Regale voller Markenschuhe die Wände des Soulier d’Or. Auf dem obersten Brett steht neuerdings Nordin Haj Haddous größter Stolz: Schuhe der Marke Alden. Seit 1884 stellt die Firma in Neuengland Schuhe in Handarbeit her. Männern, die gern etwas mehr in ihre Garderobe investieren, ist die Marke vermutlich ein Begriff.

Filmfans kennen sie vielleicht, weil der berühmteste Archäologe der Kinogeschichte sie trug: Alden-Stiefel des Models 405. Vor Kurzem erteilte das US-Unternehmen dem Düsseldorfer Schuhmacher die Lizenz zur Reparatur und Herstellung ihres Schuhwerks. Zwischen 775 und 1200 Euro kostet ein Paar der feinen Treter. Die Schuhe werden aus Cordovan gefertigt, einem Pferdeleder. „Zur Herstellung des Cordovans wird nur die Haut des Hinterteils der Pferde verwendet“, erklärt Haj Haddou, „so entsteht aus dem Leder eines Pferdes ein einziges Paar Schuhe.“

Neben kostspieligen Herrenschuhen hat der Schuhmacher auch einige Artikel für Frauen im Sortiment. „Männer verhalten sich jedoch beim Schuhkauf ganz anders als Frauen“, sagt Nordin Haj Haddou. „Während die Dame zu jedem Outfit ein anderes Schuhwerk braucht, kauft der Herr wenige, aber dafür ausgewählte hochwertige Paare. Die begleiten ihn im besten Fall aber ein Leben lang.“

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