Düsseldorfer Umweltinitiativen „Das Niemandsland ist nur so stark wie seine Mitglieder“

Serie | Oberbilk · Der Nachbarschaftsverein Niemandsland bietet in kollektiv betriebenen Gebäuden Projektwerkstätten und einen Treffpunkt für Interessierte an. Auch Kultur kommt hier nicht zu kurz.

 Im Niemandsland in Oberbilk wird im Hinterhof auch gejammt. Der Düsseldorfer Verein ist auch neue Residence der Musik-Gemeinschaft River Jam.

Im Niemandsland in Oberbilk wird im Hinterhof auch gejammt. Der Düsseldorfer Verein ist auch neue Residence der Musik-Gemeinschaft River Jam.

Foto: Niemandsland e.V.

In einem Hinterhof in Oberbilk liegt seit Jahrzehnten das Niemandsland. „Wir sind sozial-ökologisch mit einem kulturellen Touch ausgerichtet“, erzählt Simone, die seit etwa 2019 Mitglied im Verein ist. Der wurde 2001 gegründet, nachdem die Gebäude und die Freifläche in der Heerstraße 19 bereits seit den späten 1980er-Jahren von Gleichgesinnten genutzt werden.

In mehreren Gebäuden, in denen vieles aus natürlichen Materialien selbst gebaut ist, sind diverse Angebote untergebracht: Eine Fahrradwerkstatt, die von April bis Oktober geöffnet ist, befindet sich im Erdgeschoss des unbeheizten Stalles. Dies funktioniert auf Selbsthilfe-Basis: Mit Anleitung können Menschen ihr Fahrrad wieder reparieren.

Hier können auch Veranstaltungen stattfinden, an einer Theke gibt es dann Getränke. Eine steile, alte Holztreppe führt in das Obergeschoss. Der hohe Raum ist für größere Gruppen geeignet. „Hier finden Treffen der Klimagerechtigkeitsbewegung zu, auch Konzerte finden hier hin und wieder statt oder Trommelkurse“, erklärt Michael.

Künstler Rudolf Mocka bietet donnerstags einen Töpferkurs an. Bei schönem Wetter wird dann auch draußen gewerkelt. In einem Nebengebäude ist die Holzwerkstatt untergebracht. Hier können gebrauchte Möbel repariert oder neue hergestellt werden.

Gerade im Entstehen ist aktuell eine Gartengruppe, die sich um die Hochbeete und Grünfläche im Hof kümmert. „Wir planen außerdem eine Dachbegrünung auf der Werkstatt und dem offenen Schuppen“, erzählt Simone.

Ein wichtiger Bestandteil des Nachbarschaftsvereins ist der Umsonstladen. Samstags können Menschen hier kostenlos Spiele, Kleidung, Schuhe, Bücher, Küchenutensilien und vieles mehr finden – und auch abgeben. Der Laden drückt mit dem sozialen Ansatz und der Abfallvermeidung viele Grundprinzipien des Vereins aus.

Lange Zeit war im Vorderhaus die Ökoma untergebracht, ein Bio-Laden, der im vergangenen September schließen musste. Seit April gibt es jetzt ein neues Konzept: Die „Öko-Regionale“ wird hier Produkte von über 20 regionalen Höfen anbieten, außerdem ist das „Café-Regional“ angeschlossen. Der Laden hängt nicht direkt mit dem Niemandsland zusammen, aber der Kontakt zum Hinterhof soll wieder enger werden. „Wenn wir Menschen finden, die regelmäßig kochen, können wir wieder einen Mittagstisch mit frischen Waren aus dem Laden anbieten“, sagt Michael. In der Vereinsküche in einem weiteren Gebäude dürfe allerdings nichts gewerblich angeboten werden. „Für Vereinsgäste wäre es aber möglich, das Essen anzubieten.“

Auch Kultur kommt nicht zu kurz: Beim Pangeja Project soll „Musik die Kulturen der Welt verbinden“. Hier kann man Instrumente erlernen und gemeinsam jammen. Das geht auch bei der Musik-Gemeinschaft River Jam, die seit rund einem Jahr Resident im Niemandsland ist und regelmäßige, öffentliche Jam Sessions anbietet.

Aktuell hat der Verein rund 40 Mitglieder. Um Vollmitglied zu werden, muss man zunächst als Fördermitglied beitreten. Das Plenum entscheidet dann, ob man auch voll (oder als Projektmitglied) einsteigen darf. „Das Niemandsland ist immer nur so stark wie seine Mitglieder“, fasst Simone zusammen. Infos zu den Terminen gibt es unter www.niemandsland.org.

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