Niedrigwasser setzt Sportverein zu Den Ruderern im Rhein fehlt das Wasser

Nur noch 78 Zentimeter zeigt die Pegeluhr an. Das Training muss deshalb ausfallen.

 Marc Stallberg, Rudertrainer des RC Germania, sitzt wegen Niederigwasser auf dem Trockenen.

Marc Stallberg, Rudertrainer des RC Germania, sitzt wegen Niederigwasser auf dem Trockenen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Marc Stallberg ist frustriert. Das extreme Niedrigwasser des Rheins mag zwar einige Spaziergänger freuen. Vor allem wenn sie Kuriositäten am breiten Uferstreifen finden, der sonst vom Wasser des europaweit verkehrsreichsten Strom überspült wird. Auf diese Weise wurde schon ein Stoßzahn eines Mammuts gefunden.

Weil Stallberg aber kein Kuriositätensammler ist, lässt ihn das völlig kalt. Beim täglichen Blick in den Düsseldorfer Hafen ist ihm auch bislang nichts Besonderes aufgefallen. „Ich hätte mit mehr geklauten Fahrrädern im Hafen gerechnet, aber am Ufer liegt nichts. Der Hafen ist relativ sauber“, sagt Stallberg. Doch die Sauberkeit des Hafenbeckens hat ihm noch nie große Sorgen gemacht. Vielmehr sorgt er sich um den Trainingsmöglichkeiten seiner Leistungsruderer.

Stallberg ist Trainer beim Ruderclub Germania (RCG) und normalerweise im Sommer mit den jungen Leuten, die Regatta fahren, tagtäglich auf dem Hafenwasser. Im Sommer 2018 ist das aber nur noch eine entfernte Erinnerung, wenn nicht gar ein Traum. Mittlerweile fühlen sich die Wassersportler wie Fische auf dem Trockenen. „Das letzte Wassertraining konnten wir vor fast drei Wochen durchführen. Seitdem geht nichts mehr“, ärgert sich Stallberg. „Als Ersatztraining sind wir im Kraftraum und auf dem Ruderergometer. Das ist eigentlich Teil unseres Winterprogramms.“

Schon die letzte Trainingseinheit auf den laut Pegeluhr auf 78 Zentimeter gesunkenen Rheinwassers war grenzwertig. „Wir konnten nur mit Einern und Zweiern trainieren. Sie haben die geringste Tauchtiefe“, so Stallberg. „Würden wir jetzt noch im Hafen rudern, würden wir unsere Ruder am Grund zerschreddern, mit den Booten auf Grund laufen und fette Löcher in die Bordwände bohren. Totalschäden wären programmiert.“ Die Boote sind zwar versichert, aber da würde keine Versicherung einspringen. Nicht, weil Summen zwischen 10.000 Euro für einen Einer und 40.000 für einen Achter fällig würden, sondern weil es grob fahrlässig wäre, jetzt noch im Hafen zu rudern.

Zum Glück entgehen die Ruderer derzeit sowieso der Versuchung, ihre Boote zu Wasser zu lassen. Der Schwimmsteg des Wassersportleistungszentrums an der Kesselstraße liegt deutlich auf dem Trockenen. Das Wasser ist meterweit entfernt, es gibt keine Chance, die schlanken Rennboote unfallfrei zum Schwimmen zu bringen. Zum Glück von dieser Trainingszwangspause nicht betroffen sind die RCG-Topathleten wie U23-Vizeweltmeisterin Leonie Menzel, die zur Ruderin des Monats Juli gewählt wurde, oder Nationalmannschaftsruderer Anton Schulz. Sie trainieren alle am Bundes- und Olympiastützpunkt in Dortmund, um sich auf die Ruder-Weltmeisterschaften in den verschiedenen Altersklassen vorzubereiten.

Um die Trainingsmisere des Wassersportleistungszentrums, zu dem auch Ruderer des Wasser-Sport-Vereins Düsseldorf (WSVD) und die Kanuten vom Wassersportverein Rheintreue gehören, zu beenden, reicht das leichte Tröpfeln vom Himmel in Düsseldorf nicht. „Das kommt ja auch nur den Rheinanwohnern unterhalb von Düsseldorf zu Gute“, erklärt Stallberg.

„Es müsste jetzt mindestens eine Woche lang in den Alpen und Baden-Württemberg heftig regnen, dann steigt auch der Rheinpegel in Nordrhein-Westfalen wieder.“ Doch dazu besteht bislang wenig Hoffnung. Die Wettervorhersage für den Bodensee, durch den der Rhein ja fließt, verspricht allerdings alles andere als Regen.

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