Winterbrauchtum in Niederkassel So starten die Tonnenbauernpaare in die Session

Niederkassel · Esfandiar Modjahedpour und Sabine Becker haben sich zu einer zweiten Amtszeit entschlossen. Das Kindertonnenbauernpaar ist dagegen ein Neuzugang. Worauf sich die närrischen Repräsentanten freuen.

 Die Tonnenbauernpaare vor dem Brauhaus Albrecht (v.l.): Esfandiar Modjahedpour, Sabine Becker, Maximilian Martin und Carla Schemmann.

Die Tonnenbauernpaare vor dem Brauhaus Albrecht (v.l.): Esfandiar Modjahedpour, Sabine Becker, Maximilian Martin und Carla Schemmann.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Mit dem traditionellen Schlachtfest im Festsaal der Auferstehungskirche startete die Niederkasseler Tonnengarde, seit 135 Jahren im Karneval eine feste Größe, in die Session 2022/2023. Das Publikum bejubelte das neue Tonnenbauernpaar sowie das Kindertonnenbauernpaar der anstehenden Session. Musikalisch wurde es von Giovanni Costello und seiner Band in jecke Stimmung gebracht. Thomas Demske, Pächter der D-Schänke in Alt-Niederkassel, verwöhnte die Gäste kulinarisch.

Am Wochenende präsentierten sich die designierten Tollitäten vor dem Brauhaus Johann Albrecht öffentlich dem Narrenvolk, wobei das Tonnenbauernpaar bereits aus der Session 2021/2022 bekannt war. Wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hatten die Narren zuletzt auf zahlreiche karnevalistische Höhepunkte verzichtet. Vor diesem Hintergrund traten Esfandiar Modjahedpour und Sabine Becker gerne nun noch einmal an.

„Wir hatten soviel vorbereitet, zum Beispiel ein eigenes Lied aufgenommen, was nie richtig auf der Bühne zur Geltung kam, da wollten wir einfach die zweite Gelegenheit nutzen“, sagt Sabine Becker. „Zudem wollen wir für die Menschen ein Signal der Zuversicht und Hoffnung setzen und hoffen, dass wir möglichst viele, auch die, die oft vergessen werden, erreichen“, ergänzt Esfandiar Modjahedpour. Das Tonnenbauernpaar ist zuversichtlich, dass die Session trotz der Unwägbarkeiten wie Corona-Pandemie und Kriegsentwicklung mit ihren Höhepunkten wie geplant stattfinden kann.

Den rheinischen Optimismus unter dem Motto „Es ist noch immer gut gegangen“ hat Tonnenbauer Esfandiar Modjahedpour, der von Freunden stets nur „Essi“ genannt wird, als Düsseldorfer Jong des Jahrgangs 1969 gleichsam in die Wiege gelegt bekommen. Zusammen mit seinen Eltern, die im evangelischen Krankenhaus als Ärzte tätig waren, wuchs er mit seinem Bruder zunächst auf der Kronenstraße auf. Bereits der Vater war begeisterter Anhänger des rheinischen Winterbrauchtums und stand mit seiner Familie am Rosenmontag oft stundenlang jubelnd am Straßenrand.

Nach Studium, Promotion und Weiterbildung zum Kieferorthopäden zog er mit seiner Frau 2013 nach Niederkassel, wo das Paar die gemeinsame Praxis NK6 eröffnete. Seit 2018 ist „Essi“ Modjahedpour, zu dessen Hobbys die Fortuna, der Fanclub Frönde Neerkassel sowie Kunst und Sport zählen, Mitglied der Tonnengarde Niederkassel.

Die künftige Tonnenbäuerin Sabine Becker ist ebenfalls in Düsseldorf geboren und wohnt mit ihrer Familie und Hund Luke mitten im Dorf, wo sie für eine Beratungsgesellschaft tätig ist. Die gesamte Familie ist durch und durch jeck und seit zwölf Jahren in der Tonnengarde engagiert. Ehemann Markus Becker war 2011 Tonnenbauer und errang mit dem Lied „Zwischen Schlüssel, Dorfschänke und Meuser“, bei dem er von seiner Frau begleitet wurde, viele Sympathien. Tochter Emily tanzte lange in der Tanzgarde der Garde und Sohn Phil war 2017 Kindertonnenbauer. Ihre Freizeit verbringt Sabine Becker am liebsten mit Kochen, Sport und Reisen.

Im Gegensatz zum Tonnenbauernpaar hatte das bisherige Kindertonnenbauernpaar keine Lust mehr auf eine Verlängerung. Mit frischem Elan wollen jetzt der 14-jährige Maximilian Martin sowie die zwölfjährige Carla Schemmann die Aufgabe übernehmen. „Bei der Präsentation war ich schon ein bisschen nervös, aber das Publikum hat mich freundlich aufgenommen, da war die Aufregung schnell weg“, sagte Maximilian, der seit 2018 in der Niederkasseler Tonnengarde ist. Der Schüler des St.-Ursula-Gymnasiums verfügt zwar über eine feine Zunge – sein Lieblingsessen sind getrüffelte Tagliarini, seine berufliche Zukunft sieht er jedoch eher als Fußball-Profi oder Ingenieur.

Mitten im Karneval geboren, stand Carla, die ebenfalls das St.-Ursula- Gymnasium besucht, bereits mit vier Jahren im Tonnengardenkostüm auf der Bühne. Seit ihrem sechsten Lebensjahr tanzt sie in der Kindergarde der Tonnengarde. „Besonders freue ich mich auf den Tonnensonntag mit dem Tonnenrennen“, sagte Carla.

(bs)
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