Düsseldorf Nie wieder Krallenfinger

Düsseldorf · Jeder Handgriff fällt schwer, ständig fällt etwas zu Boden, vieles ist nicht mehr selbstständig zu regeln: In Deutschland leiden etwa 1,5 Millionen Menschen unter der Diagnose "Krallenfinger", die zu einer starken Einschränkung im Alltag führen kann. Diesen Menschen hilft der Chirurg und Orthopäde Daniel Stosch. Er wendet in der orthopädischen Gemeinschaftspraxis an der Königsallee eine Methode an, die schnell und einfach funktioniert und eine schmerzhafte Operation überflüssig macht.

 Daniel Stosch rät seinen Patienten von einer Handoperation ab. „Die Risiken sind viel größer als bei der neuen Methode.“

Daniel Stosch rät seinen Patienten von einer Handoperation ab. „Die Risiken sind viel größer als bei der neuen Methode.“

"Wer seine Finger und seine Hände aufgrund einer Krankheit im Alltag nicht mehr voll einsetzen kann, ist enorm gehandicapt", sagt Stosch. Vor allem Männer ab dem 40. Lebensjahr seien davon betroffen, aber auch immer mehr Frauen kämen in seine Praxis. Noch bis vor kurzem konnten "Krallenfinger" nur operativ unter Vollnarkose behandelt werden. Das hat sich geändert. "Seit Mai 2011 gibt es erstmals eine Therapiemethode, bei der mittels lokaler Injektion von mikrobieller Kollagenase die Beugekontraktur der Finger schonend behoben werden kann", erklärt der Handchirurg. Der 43-Jährige ist der einzige Arzt, wie er sagt, der diese Methode in Deutschland anwendet. Die ersten Reaktionen seiner Patienten seien positiv. "Die Mehrzahl der bisher von mir behandelten Patienten verzichtet aufgrund des Behandlungserfolges darauf, eine Fingerschiene anzulegen und ist begeistert von der schnellen Wiederbelastbarkeit der Hand und der Finger", sagt er. Nach maximal fünf Tagen ist der Patient wieder voll einsatzfähig. Außerdem habe der Betroffene keine sichtbaren und störenden Narben.

Warum Menschen im Laufe ihres Lebens an "Krallenfingern" erkranken, ist laut Untersuchung von Medizinern immer noch unklar. "Die Ursache ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt, allerdings gilt eine familiäre Vorbelastung als Risikofaktor" erklärt Stosch. In Afrika und Asien komme die Erkrankung im Vergleich zu Europa allerdings sehr selten vor. Betroffen sind meist Mittel- und Ringfinger. Außerdem bilden sich Knoten und Stränge in der Hohlhand. "Patienten klagen dann häufig, dass ihnen festes Zupacken Schmerzen bereitet." Den schnellen Behandlungserfolg von Daniel Stosch verdanken die Patienten einem Enzym namens "Kollagenase", das das vorhandene und für die Beschwerden verantwortliche Kollagen zersetzt und ausschließlich und unmittelbar am betroffenen Gewebe seine Wirkung entfaltet. "Im Vergleich zu einer traditionellen Krallenfinger-Operation sorgt die neue Injektionstherapie daher für eine deutliche Reduzierung der Behandlungsrisiken", so Stosch.

Einziger Nachteil ist der Preis der Behandlung. 1700 Euro kostet eine Spritze pro Finger. Die Wirkung hält genauso lang wie bei einer Operation. "Die Krankheit kommt sehr häufig schleichend zurück." Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in Ausnahmefällen.

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