Dreijähriger aus Düsseldorf Nick wartet auf ein Herz

Düsseldorf · Die Situation des kleinen Nick spitzt sich zu. Dauerhafte Infusionen und Medikamente halten ihn in einer Gießener Spezialklinik seit Monaten am Leben. Nur eine Herztransplantation kann ihn retten.

"Manche Tage dehnen sich wie eine Ewigkeit", sagt Tanja Ludwig-Sobotta. "Gegen Abend steigt die Spannung, denn die Herzen kommen in der Regel nachts. Und dann wacht man morgens enttäuscht auf, weil das Telefon wieder nicht geklingelt hat." Die Mutter des dreijährigen Nick hält das Wechselbad der Gefühle nun schon seit zehn Monaten aus. So lange wie ihr Sohn musste bisher kaum ein Kind in der Universitätsklinik Gießen auf ein neues Herz warten.

"Er ist ein Kämpfer"

Als unsere Zeitung im Februar 2010 über Nicks Schicksal berichtete, war seine Düsseldorfer Familie noch voller Hoffnung, es würde bald ein neues Organ für den Kleinen gefunden werden. Weil sein Herz zu groß und seine Herzmuskeln schwer geschädigt sind, ist Nick auf eine Transplantation dringend angewiesen. Bis es soweit ist, halten ihn dauerhafte Infusionen und Medikamente am Leben. Aber noch immer hat die Zeit zwischen Bangen und Hoffen kein Ende. Noch immer bleibt Tanja Ludwig-Sobotta während der Woche bei ihrem Sohn im Krankenhaus. Tauscht am Wochenende den Platz mit ihrem Mann und kümmert sich zu Hause um die beiden anderen Söhne (13 und 15).

"Wir alle sind tapfer und warten sehnlichst darauf, dass unsere Familie endlich wieder zusammen ist", sagt die Mutter. "Aber der tapferste Kämpfer ist Nick. Er kann sich kaum noch an sein Zuhause erinnern, was auch gut ist. Wenn die Kinder älter sind, ist es schlimmer." Sie habe ihren Sohn gut gewappnet für das, was ihm bevorsteht. Nick erzählt allen, bald bekäme er eine Naht und ein paar Schläuche. Und dann schlage ein neues Herz in seiner Brust und er dürfe endlich zu seinen Brüdern. "Manchmal zerreißt es mich fast", sagt seine Mutter. "Ich bin froh, dass er noch kein Zeitgefühl hat. Mir passiert es jetzt in der Klinik öfter, dass ich einen Tunnelblick kriege und nur noch weiße Wände sehe."

Dann wieder gibt es Momente, in denen sie Kraft schöpft. So wie neulich, als Nick ganz im Vertrauen auf die Magie der "Bibi Blocksberg"-Bücher meinte: "Ich könnte mir doch mein Herzchen hexen!" Tanja Ludwig-Sobotta will Aufmerksamkeit wecken für die Not aller Menschen, die für ihr Überleben auf ein neues Organ warten. "Wer nicht selber betroffen ist, macht sich darüber keine Gedanken und schiebt das Problem weit weg", sagt sie, "das war bei mir nicht anders. Mir ist auch klar, dass Eltern im Angesicht des Todes ihres Kindes überfordert sind mit dem Ansinnen, seine Organe zu spenden. Aber ich bitte inständig darum, sich einmal in die Lage der Betroffenen zu versetzen. Das Thema braucht unbedingt mehr Öffentlichkeit."

Der durch Nicks Krankheit auch finanziell schwer belasteten Familie täte etwas Unterstützung gut, "auch weil unser Nick später als transplantiertes Kind einen schweren Weg vor sich hat", so die Mutter.

(RP)
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