In Burundi schwer verletzt Neusser retten Ordensschwestern

Neuss/Burundi · Zwei schwer verletzte Augustiner-Schwestern aus Burundi werden seit Sonntag in Düsseldorf behandelt. Rebellen in Polizeiuniformen hatten sie in einen Hinterhalt gelockt und beschossen. Erst als der Vatikan sich einschaltete, klappte der Transport nach Deutschland.

Misshandelte Nonnen aus Burundi nach Neuss ausgeflogen
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Misshandelte Nonnen aus Burundi nach Neuss ausgeflogen

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Die Gesichter der beiden afrikanischen Frauen waren zerschossen. Eine von ihnen hatte ein Auge verloren. Die andere hatte das Kinn zertrümmert. Aber Beatrice Nzinahora (42) und Yolande Ntibishimirwa (36) leben und sind endlich angekommen in Deutschland, am Sonntag um 4 Uhr morgens auf dem Düsseldorfer Flughafen.

Die beiden Schwerverletzten sind Schwestern des Augustinerinnen-Ordens, der 40 Kilometer entfernt von der burundischen Hauptstadt Bujumbura das Hospital Sankt Augustinus betreibt. Sie gerieten in einen Hinterhalt von burundischen Rebellen in Polizeiuniformen, die ihr Auto auf einer Straße in der Nähe der Hauptstadt Bujumbura stoppten und auf sie schossen.

Als ihr Flugzeug auf dem Düsseldorfer Flughafen landete, warteten schon Notarzt, Rettungssanitäter und Neusser Augustiner-Schwestern. Was sie sahen, hatten nach Einschätzung des Malteser-Einsatzleiters Sebastian Rosen selbst die Erfahrenen von ihnen noch nicht erlebt. Die Rettungskräfte brachten die Afrikanerinnen zunächst zur Intensivstation des Neusser Etienne-Krankenhauses, gestern wurden die beiden in die Düsseldorfer Uni-Klinik verlegt. "Es liegen Verletzungen vor, die wir nicht behandeln können", teilte ein Arzt aus Neuss unserer Zeitung mit. Mittlerweile ist der Anschlag zehn Tage her. In dem Hospital Sankt Augustinus, in dem die Schwestern arbeiteten, geht nun die Angst um.

Schwester Beatrice und Schwester Yolande leiten das Gesundheitszentrum der Augustinerinnen in Gihanga in der Nähe der burundischen Hauptstadt Bujumbura. Sie arbeiten in der Geburtenhilfe, in der Aids-Betreuung und in der Krankenpflege. Die "Engel von Bujumbura" werden sie dort genannt. Die Neusser Augustinerinnen haben in dem Land 1966 zwei Missionsstationen eingerichtet, so auch das Gesundheitszentrum Sankt Augustinus. Mittlerweile haben die Neusser Schwestern die Leitung zwar an die einheimischen Schwestern abgegeben, aber die Unterstützung aus Neuss besteht bis heute.

Am 12. August trifft ein Fax bei den Neusser Augustinerinnen im Kloster Immaculata ein. Absender ist Simon Ntamwana, Bischof von Burundi. Er berichtet von dem Anschlag auf die Schwestern (eine dritte wurde leicht verletzt) und bittet um Hilfe. Schwester Praxedis, Generaloberin der Augustinerinnen im Neusser Mutterhaus, und die Malteser organisieren den Transport der Schwerverletzten nach Deutschland. "Es ist ein Wunder, dass sie überlebt haben", sagt Schwester Praxedis. "Und es ist ein Wunder, dass der Transport nach Deutschland geklappt hat."

Das Auswärtige Amt war für die Organisation des Transports wegen der burundischen Staatsangehörigkeit der Schwestern nicht zuständig. Ebenso sagte die belgische Fluglinie Brussels Airlines ab, die als einzige Direktflüge von Burundi nach Europa anbietet. Die medizinischen Berater meldeten Zweifel an der Transportfähigkeit an und schätzten das Risiko als zu hoch ein.

Schwester Praxedis schaltet die Deutsche Bischofskonferenz ein. So geht der Fall an den Vatikan. Tage vergehen. Als die Malteser schon einen Autotransport durch Afrika und Europa organisieren wollen, meldet der päpstliche Gesandte in Burundi, der Apostolische Nuntius Franco Coppola, dass sich die Hilfsorganisation "International SOS" bereit erklärt habe, ein Flugzeug nach Burundi zu schicken. Die Besatzung macht sich Ende der vergangenen Woche auf den Weg und kehrt in der Nacht zu Sonntag zurück. Der Vatikan besorgt eine Nachtlandeerlaubnis für Düsseldorf. Bei ihrer Ankunft sind die beiden Schwestern wach, aber müde und sprechen mit den Neusser Schwestern ein Gebet.

Die Kosten für den Transport liegen nach Auskunft von Sebastian Rosen bei rund 80 000 Euro. Was die komplizierten Behandlungen in der Uni-Klinik kosten, ist noch unklar. "Wir wollen versuchen, dass sie wieder normal leben können", sagt Generaloberin Praxedis. Der Vatikan wird einen Teil der Kosten übernehmen. "Wir hatten Hilfe von ganz oben", sagt sie dazu. "Und von noch weiter oben."

(RP)
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