Keine Spur der Eltern Neugeborenes in Klinik ausgesetzt

Düsseldorf · Ein offenbar erst wenige Stunden alter Säugling ist von seiner Mutter in der Frauenklinik der Heinrich-Heine-Universität ausgesetzt worden. Das Mädchen, das von einer Ärztin den Namen Ida bekam, ist gesund und wird in der Kinderklinik betreut. Die Kripo sucht nach der unbekannten Mutter.

 Sina Kafaii ist Rekord-Blutspender in der Uni-Klinik.

Sina Kafaii ist Rekord-Blutspender in der Uni-Klinik.

Foto: Thomas Busskamp

Kaum jemand nahm am späten Freitagnachmittag Notiz von der jungen Frau, die zielstrebig am Warteraum der Ambulanz vorbei in die Frauenklinik ging. Und niemand ahnte, dass die Blondine in Jogginghose und Weste weder Patientin noch Besucherin war, sondern in der Universitätsklinik ihr Baby aussetzen wollte.

Krankenschwestern der Station F1 entdeckten wenig später eine Tasche, die an der Verbindungstür zwischen Klinik und Ambulanz abgestellt worden war. Darin: ein schlafendes kleines Mädchen, eingewickelt in ein rotes Badetuch, gebettet auf ein weißes Damen-Sweatshirt. Auch eine Nachricht war in der Tasche: Sie wisse, dass sie falsch handele, doch sie habe keine Wahl, hatte die Mutter des Kindes geschrieben. Sie sei zu jung für ein Kind und stecke mitten in einer Ausbildung.

Sofort nahmen die Schwestern den Säugling in Obhut, alarmierten eine Ärztin aus der Kinderklinik. Die stellte fest: Das Baby ist zwar nicht fachgerecht entbunden worden, die Nabelschnur war unprofessionell durchtrennt. Doch ansonsten ist das kleine Mädchen, das offenbar erst wenige Stunden zuvor geboren wurde, kerngesund. Die Ärztin gab dem Säugling spontan einen Namen: Das Findelkind heißt nun Ida und wird in der Kinderklinik der Uni betreut.

Dass die Polizei so sicher ist, in der jungen blonden Frau Idas Mutter zu suchen, liegt an ihrer Tasche. Die war einer Patientin aufgefallen, weil sie ein ungewöhnliches hellblau-braun-lilafarbenes Muster hatte. In einer solchen Tasche war Baby Ida gefunden worden.

Die Polizei sucht nun nach der jungen Frau, die auf etwa 20 Jahre geschätzt wird. Ihr langes blondes Haar hatte sie am Freitag zu einem Zopf gebunden, trug zur blauen Jogginghose mit weißen Streifen eine dunkle Weste und einen langärmligen Pulli. "Wir suchen sie als Mutter", sagte Polizeisprecherin Susanna Heusgen.

Dass sich die junge Frau durch ihr Handeln strafbar gemacht hat, ist für Juristen keineswegs erwiesen. Denn laut Paragraf 221 Strafgesetzbuch macht sich der Aussetzung schuldig, wer einen Anderen "in eine hilflose Lage versetzt oder ihn in einer hilflosen Lage im Stich lässt". Dafür drohen Gefängnisstrafen von fünf Monaten bis zu fünf Jahren. In der Uni-Frauenklinik aber konnte die junge Mutter sicher sein, dass ihr Kind dort nicht nur schnell gefunden, sondern auch fachgerecht betreut würde.

In die Suche nach ihr ist das Jugendamt eingeschaltet, das inzwischen auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht für Findelkind Ida hat. Wenn die Mutter ihre Entscheidung vom Freitag rückgängig machen will, wird die Behörde prüfen, ob sie Ida wiederhaben kann. Wird die Mutter nicht gefunden, kommt Baby Ida vorläufig bei Pflegeeltern unter.

Hinweise an die Kriminalpolizei unter Telefon 0211 8700.

(RP)
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