Computerspiele in Düsseldorf Neues Zentrum für Games als Wirtschaftsfaktor

Düsseldorf · Der neu gegründete „Fusion Campus“ in Düsseldorf soll über Landesgrenzen hinweg Unternehmen aus der Welt der Videospiele mit anderen Branchen vernetzen. Das Know-how kann von Industrie bis Gesundheitssektor genutzt werden.

 Ministerpräsident Armin Laschet kam zur Eröffnung des Fusion Campus am Sitz von Ubisoft Blue Byte in Flingern. Mitarbeiterin Mai-Vy Thach erklärt ihm das Spiel Anno 1800.

Ministerpräsident Armin Laschet kam zur Eröffnung des Fusion Campus am Sitz von Ubisoft Blue Byte in Flingern. Mitarbeiterin Mai-Vy Thach erklärt ihm das Spiel Anno 1800.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Düsseldorf soll zu einem Zentrum für die Videospiel-Branche werden. Mit dem am Dienstag eröffneten „Fusion Campus“ soll sich die Wirtschaftskraft des Sektors besser entwickeln. Bei der Eröffnung der Büros am Sitz des Mitgesellschafters und Computerspielherstellers Ubisoft Blue Byte an der Luise-Rainer-Straße sprach Ministerpräsident Armin Laschet davon, dass mit der Eröffnung „die Rolle Nordrhein-Westfalens als Games-Standort Nummer eins“ ausgebaut werde.

750.000 Euro gibt das Land als Förderung zum Start dazu. „Mit diesem Kompetenzzentrum werden wir für die Branche eine wichtige Lücke schließen: Denn nun können wir nicht nur kreative und ambitionierte Entwicklerstudios fördern, sondern ihnen auch eine bessere Vernetzung mit anderen Wirtschaftszweigen anbieten.“

Das sei nicht nur für die Entwicklung von Unterhaltungsspielen von Bedeutung, sondern auch für spielerische Anwendungen in Unternehmen und Institutionen. Der Standort Düsseldorf biete da ein gutes Umfeld. Laschet betonte zudem, die Bedeutung der Gaming-Branche als Innovationsmotor, da technisches Know-how und Kreativität auf besonders intensive Weise zusammenkämen.

Hauptgesellschafterin und Geschäftsführerin wird Stefanie Waschk, die jetzt ihr Team zusammenstellt. Sechs Mitarbeiter sollen es in diesem Jahr noch werden. Tragen solle sich das Geschäftsmodell vor allem über Beratungsverträge. Zudem sollen innovative Ideen strategisch entwickelt werden.

Dazu wird in Kürze ein Wettbewerb für Start-ups aufgesetzt. Mentoring und auch finanzielle Hilfe kündigt Waschk an. „Unser Ziel ist es, ein Hub zu entwickeln. Wir wollen die Unternehmen richtig an die Hand nehmen und ihnen bei uns auch Räume zum Arbeiten geben.“ Als Vergleich dient ihr der „Startplatz“ im Medienhafen, ebenfalls Zentrum für Start-ups ist. 

Außerdem gilt: „Wir wollen Brücken bauen, von der Gaming-Industrie zu Wissenschaft, zu anderen Wirtschaftsbranchen und dem Nachwuchs.“ Das Know-how der Gaming-Branche finde schon heute viele Anwendungsfälle, in der Bildung, dem Gesundheitswesen oder auch der industriellen Fertigung. Als Beispiele nennt Waschk Übungen für Schlaganfall-Patienten oder einfachere Bedienfelder für Industrieroboter.

Was die Welt der Computerspiele jenseits des Spielerischen ermöglicht, demonstrierte Patrick Reschke dem Ministerpräsidenten. Der Unternehmer aus Monheim hat mit Northdocks das Programm „Firefighter VR“ für die Feuerwehr entwickelt, in dem digital und in 3D Extremsituationen trainiert werden können. Zu den Kunden zählt etwa die Betriebsfeuerwehr von Henkel.

Möglichst realistisch bildet Northdocks Umgebungen ab, damit zum Beispiel Kunden aus der Industrie die Abläufe an einer virtuellen Werksanlage schulen können. Zur Bedeutung des neuen Fusion Campus sagte Reschke: „Für uns und andere geht es da vor allem um Sichtbarkeit. Übrigens auch innerhalb der Gaming-Branche, die von unseren Entwicklungen ebenfalls profitieren könnte.“

Von der möglichen Strahlkraft des Projekts sprach zudem Benedikt Grindel, Managing-Director von Ubisoft Blue Byte mit 420 Mitarbeitern in Düsseldorf. „Wir wollen in der Weltklasse mitspielen.“ Er führte aus, dass 80 Prozent der späteren Jobs der Kinder von heute noch gar nicht entwickelt seien. Und für diese Innovation sei der Fusion Campus gedacht. Die Kultur der Gamesentwicklung solle erneuert werden. „Das ist ein innovatives Vorzeigeprojekt, auch im internationalen Vergleich.“

Neben Blue Byte ist Gladstone Capital als Gesellschafter eingestiegen. Geschäftsführer Matthias Hocke sagt: „Wir interessieren uns für Start-ups sowohl aus dem Software- wie aus dem Bildungsbereich. Der Fusion Campus ist für uns eine willkommene Gelegenheit, uns in dieser Hinsicht weiter zu engagieren und zu vernetzen.“

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