Düsseldorf Neues Heim für jugendliche Flüchtlinge

Düsseldorf · In ein ehemaliges Altenheim in Mörsenbroich ziehen bis zu 70 unbegleitete minderjährige Asylbewerber ein. Durch diese neue Erstaufnahme soll das Kinderhilfezentrum entlastet werden. Vier Wohlfahrtsverbände teilen die Betreuung.

 Sozialdezernent Burkhard Hintzsche und Jugendamtsleiter Johannes Horn in der Küche einer Wohngruppe.

Sozialdezernent Burkhard Hintzsche und Jugendamtsleiter Johannes Horn in der Küche einer Wohngruppe.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Platzmangel bei der Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen soll in den kommenden Tagen beendet werden. Ab Freitag ziehen zunächst 55 männliche Jugendliche ab 14 Jahre in eine neue Einrichtung in Mörsenbroich. Es handelt sich um ein ehemaliges Altenheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das die Stadt für fünf Jahre gemietet hat. Die Jugendlichen kommen aus dem Kinderhilfezentrum an der Eulerstraße, in dem seit September eine Turnhalle und ein Besprechungsraum zu Schlafsälen umfunktioniert worden waren - die stark überbelegte Einrichtung war wegen diverser Vorfälle, unter anderem einer mutmaßlichen Vergewaltigung einer Zwölfjährigen im Januar, in die Schlagzeilen geraten. Außerdem ziehen die Flüchtlinge aus dem Kinderspielhaus an der Dorotheenstraße aus.

Die neue Einrichtung ist die erste Anlaufstelle für Flüchtlinge, die ohne Eltern unterwegs sind und vom Jugendamt in Obhut genommen werden - ihre Zahl hat sich in Düsseldorf erheblich gesteigert. Sie bleiben dort für bis zu acht Wochen. In dieser Zeit werden erste Amtsangelegenheiten erledigt, außerdem wird geklärt, in welcher Wohnform sie anschließend leben sollen; die Möglichkeiten reichen von Wohngruppen mit intensiver Betreuung bis zu einer eigenen Wohnung. Bis zum Erreichen der Volljährigkeit ist das Amt für die Flüchtlinge verantwortlich, erst dann stellt sich auch die Frage, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. Das Kinderhilfezentrum - die eigentliche Inobhutnahme-Stelle der Stadt - ist auch weiter für Flüchtlinge zuständig, soll allerdings vor allem Jungen unter 14 Jahren und Mädchen betreuen.

Sozialdezernent Burkhard Hintzsche, Jugendamtsleiter Johannes Horn, und der DRK- sowie Gesundheitsausschuss-Vorsitzende Olaf Lehne stellten die Räumlichkeiten am Montag vor. Das 1972 eröffnete Altersheim wurde in den vergangenen drei Monaten modernisiert. Es bietet Platz für sieben Wohngruppen mit jeweils bis zu zehn Jugendlichen, die in Ein- und Zweibettzimmern wohnen. Jede Gruppe verfügt auch über eine Küche und einen Gemeinschaftsraum - die Verantwortlichen wollen eine Enge wie in den vergangenen Monaten vermeiden. Erstmals gibt es auch barrierefreie Wohnplätze. Mit der Jugendberufshilfe sollen die Jugendlichen das Umfeld des Heims selbst gestalten.

Die Einrichtung wird von vier Trägern gemeinsam betrieben. Durch diese - nicht alltägliche - Zusammenarbeit will man unter anderem dem Mangel an Fachkräften entgegentreten - gute Pädagogen sind derzeit schwer zu bekommen. Vorgesehen sind sieben Fachkräfte pro Wohngruppe, zudem zwei Honorarkräfte. Die Betreuer arbeiten im 24-Stunden-Dienst. Bis alle Stellen besetzt sind, schließen Mitarbeiter des Amts die Lücken. Für die Einrichtung wird auch ein Wachdienst engagiert. Er soll darauf achten, dass nur die Bewohner Zugang erhalten.

Für den Jugendamtsleiter ist das neue Heim ein "Meilenstein" in der Versorgung von Flüchtlingen. Er will die Netzwerke von Sportvereinen und Künstlern aktivieren, um zusätzliche Angebote zur Tagesgestaltung zu schaffen. "Wir holen Leute in die Einrichtung, die was machen", sagt Johannes Horn.

(arl)
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