Krisenmanagement in Düsseldorf Neues Lagezentrum für den Rettungsdienst steht

Düsseldorf · Gesundheitsamt und Feuerwehr arbeiten eng mit den Krankenhäusern zusammen. Eine neue Software soll bei der großen Herausforderung helfen.

 Die Düsseldorfer Krankenhäuser (hier das EVK) lassen Besucher nur noch aus triftigem Grund hinein.

Die Düsseldorfer Krankenhäuser (hier das EVK) lassen Besucher nur noch aus triftigem Grund hinein.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Düsseldorf stellt sich auf den Ernstfall ein. Gemeint ist damit die Zunahme von Corona-Patienten, die auf einer Intensivstation versorgt oder zumindest beatmet werden müssen. Mitglieder des städtischen Krisenstabes haben am Dienstag mit den Leitern der Düsseldorfer Krankenhäuser im Rahmen einer Telefonkonferenz die Struktur der Zusammenarbeit in der nahen Zukunft besprochen. Ein neues Lagezentrum, in dem Experten von Gesundheitsamt und Feuerwehr arbeiten und die Krankheitsfälle auf die Krankenhäuser verteilen, hat seinen Dienst aufgenommen.

Aktuell gibt es in Düsseldorf 130 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. 88 Rachenabstriche wurden im Diagnostikzentrum vorgenommen, dazu noch 15 mobile Abstriche. Bis 16 Uhr gab es 908 Anrufe beim städtischen Info-Telefon (0211-899 6090). Das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) behandelt momentan zehn Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Vier Patienten liegen auf der Intensivstation und sind in einem ernsten Zustand. Sechs Patienten sind in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung, benötigen aber keine intensivmedizinische Betreuung oder Beatmung. Seit dem 26. Februar wurden zwölf Corona-Patienten von der Uni-Klinik aufgenommen, zwei konnten bereits entlassen werden.

Die Stadt hat mit den Krankenhäusern vereinbart, dass diese ihre Intensivbetten und Beatmungsmöglichkeiten dem Lagezentrum mitteilen – und täglich melden, wie viele sie davon wirklich bespielen können oder wie viele wieder frei sind. Dieser Ist-Zustand soll dann bei der Steuerung der Krankentransporte maßgeblich sein. Das Programm „Ivena“, ein digitales Konzept zur Patientenzuweisung, soll umgehend angeschafft werden. Die Verfügbarkeiten in den Krankenhäusern werden darin angezeigt und Fehlfahrten weitgehend ausgeschlossen. Im Lagezentrum finden zwei Mal täglich Sitzungen statt, in denen die Lage beurteilt wird. Es ist sieben Tage die Woche besetzt. Von hier aus fließen auch Informationen zum Krisenstab der Kassenärztlichen Vereinigung, so dass auch die niedergelassenen Mediziner eingebunden sind.

Laut Klaus Göbels, dem Leiter des Gesundheitsamts, setzen die Krankenhäuser weitgehend die Anweisung des Landes um, Patienten abzuweisen, deren Behandlung oder Operation jetzt nicht dringend erforderlich ist. Ebenso würden Besucher nur aus triftigem Grund eingelassen, die Kantinen seien geschlossen. Es gebe ausreichend Schutzkleidung für Ärzte und Pflegepersonal. Dies gilt auch für den Notdienst Düsseldorfer Ärzte im EVK, wie Geschäftsführerin Dorit Schindler versichert. Die Ärzte bekämen auch Viren-Schutzmasken ausgehändigt, sollten sie aber wieder mitbringen – es gebe zu viele Diebstähle. Eine Ärztin hatte Gegenteiliges behauptet.

Niedergelassene Ärzte bemängeln, dass sie lediglich aus der Zeitung erfahren hätten, dass im Diagnosezentrum nur noch Menschen auf das Coronavirus getestet werden, die der „kritischen Infrastruktur“ zugehören (Ärzte, Pflegepersonal, Awista, Rheinbahn etc). Göbels kündigt für Mittwoch ein Rundschreiben an.

Die Linie sei nun so: Corono-Verdachtspersonen sollten nach Rücksprache mit ihrem Arzt zu Hause bleiben und bei Komplikationen den Rettungsdienst unter 112 rufen. Personen der Risikogruppe (Ältere, bereits schwer Kranke) würden bei begründetem Corona-Verdacht von einem Arzt besucht, den die Feuerwehr fahre. Dann würde ein „mobiler Abstrich“ gemacht. Wer unter Atemnot leide, komme auf jeden Fall ins Krankenhaus, Menschen mit milderen Verläufen sollten einfach nur zu Hause bleiben.

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