„Lobby für Demokratie“ Neuer Verein will Demokratie stärken

Düsseldorf · Die Erfolge der Rechtspopulisten sorgen für Widerspruch: Der Verein „Lobby für Demokratie“ will für eine freiheitliche Gesellschaft kämpfen. Zugleich beteiligen sich Düsseldorfer Kulturschaffende an einer bundesweiten Kampagne.

 Sie gründen eine „Lobby für Demokratie“: Dirk Sauerborn (v.l.), Bea Kallen, Uli Steller, Wilfried Johnen, Jürgen Gocht und Boris Bartels

Sie gründen eine „Lobby für Demokratie“: Dirk Sauerborn (v.l.), Bea Kallen, Uli Steller, Wilfried Johnen, Jürgen Gocht und Boris Bartels

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Ein Düsseldorfer Verein mit bekannten Gründungsmitgliedern möchte die Demokratie in Deutschland stärken – und ein Zeichen gegen Rechtspopulismus setzen. Der Zusammenschluss mit dem Namen „Lobby für Demokratie“ wird am Montag im Landtag seine Gründungsversammlung feiern. Zu den bislang rund 200 Mitgliedern gehören Tonhallen-Intendant Michael Becker, Sabine Tüllmann (Bürgerstiftung), Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Hatice Durmaz (Rat muslimischer Studierender und Akademiker).

Auch Politiker sind vertreten, wobei sich der Verein als unabhängig von Parteien versteht. Zu den Mitgliedern zählen etwa Ex-NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) und die NRW-Chefin der Grünen, Mona Neubaur. Schirmherr des Gründungstreffens ist NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP).

Die vier Initiatoren stammen aus Düsseldorf und kennen sich über „Klar im Kopf“, ein Präventionsprojekt der Jugendberufshilfe gegen Extremismus.. Sie hatten im Frühjahr gemeinsam beschlossen, dass eine lokale Reaktion auf das weltweite Erstarken des Rechtspopulismus nötig sei. Der Name des Vereins sei in doppeltem Sinne sein Programm, sagt Wilfried Johnen, ehemaliger Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Nordrhein und einer der Initiatoren.

„Wir wollen Lobbyismus für die Demokratie basierend auf dem Grundgesetz betreiben“, sagt Johnen. „Wir verstehen uns aber auch als Lobby in dem Sinne, dass wir einen Platz für alle Menschen bieten, die den verbalen Angriffen von Rechtspopulisten widersprechen wollen.“

Der Verein will am Montag eine Plakatkampagne vorstellen, auch über eine Internetseite sowie die sozialen Medien will er Präsenz zeigen – und Menschen ermutigen, sich öffentlich zur Demokratie zu bekennen. Geplant ist ab dem Frühjahr eine Vielzahl von weiteren Aktivitäten. So will der Verein Bildungsangebote an Schulen ausrichten, um den Wert der Grundrechte und eines Zusammenlebens in einer freiheitlichen Gesellschaft zu vermitteln. Außerdem will man Menschen unterstützen, sich bei Politikern Gehör zu verschaffen.

Den Gründern ist eine breite Basis wichtig, die sich auch beim Glauben zeigt: Mit dabei sind Vertreter von Jüdischer Gemeinde, Kreis der Muslime und den christlichen Kirchen. Ausdrücklich sind alle Mitglieder als Personen und nicht als Amtsträger dabei. Der Verein will über die Stadtgrenzen hinaus wirken – und hat sogar schon Kontakte zu Düsseldorfs Partnerstadt Chemnitz geknüpft. Am Freitag präsentiert sich eine Initiative mit ähnlicher Stoßrichtung im Schauspielhaus: Mehr als 50 Kulturinstitutionen, Verbände, Organisationen sowie freie Kunst- und Kulturschaffende haben die „NRW-Erklärung der Vielen“ gezeichnet, die Teil einer bundesweiten Kampagne ist.

Sie richtet sich gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung und „für eine gerechte, offene und solidarische Gesellschaft“. Zu den Düsseldorfer Unterzeichnern gehören Schauspiel-Intendant Wilfried Schulz sowie Bettina Masuch (Tanzhaus NRW).

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