Leitsystem geht am 27. Februar in Betrieb Neuer Staualarm für Düsseldorf-Pendler

Düsseldorf · Auf den Autobahnen rings um Düsseldorf wird am 27. Februar ein Verkehrs-Leitsystem in Betrieb genommen, das vor allem Reisende mit Ziel Landeshauptstadt schneller ans Ziel bringen soll. Sie erfahren schon auf dem Weg in die Stadt, ob es in der City Staus gibt.

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Foto: ddp

Autofahrer rätseln seit einigen Tagen über Zuwachs im Schilderwald an den Autobahnen. So ist im Kaarster Kreuz auf der blauen Tafel, die den Weg nach Düsseldorf weist, ein weiterer Hinweis montiert, dessen Richtungspfeil ebenfalls nach Düsseldorf weist. "Noch haben die Schilder keine Funktion, die werden sie erst bekommen, wenn die damit verbundenen Tafeln am 27. Februar freigeschaltet werden", erläutert Bernd A. Löchter von StraßenNRW.

Dann aber soll für den Großraum Düsseldorf verkehrstechnisch ein neues Zeitalter anbrechen. Düsseldorfs Oberbürgermeister Erwin will auf der A 57 an der Raststätte Geismühle den Startschuss für ein System geben, das Pendlern eine staufreiere Fahrt nach Düsseldorf bieten soll. 19 elektronisch gesteuerte Tafeln an den wichtigsten Autobahnen rings um Düsseldorf sowie sieben innerstädtische Signalanlagen sollen Autofahrern rechtzeitig Staus oder Sperrungen signalisieren und die Verkehrsteilnehmer auf weniger belastete Routen umleiten. Wenn an einer elektronischen Schilderbrücke der gelbe Pfeil aufleuchtet, muss der Autofahrer nur dem Weg der Pfeile folgen. In Düsseldorf stehen bereits innerstädtische Variotafeln auf der B 8, der Danziger Straße, dem Kennedydamm, am Südring, am Mörsenbroicher Ei, an der Münchener Straße und am Heerdter Dreieck. Auf ihnen fehlt aber der gelbe Pfeil, der auf den Autobahnen zum Einsatz kommt.

Erstmals in der Region werden Verkehrsdaten nun von innerstädtischen Routen mit den Zählungen der auf Autobahnen verlegten Induktionsschleifen abgeglichen. Bislang waren die Informationssysteme von Stadt und Land nicht miteinander vernetzt.

Warum das so wichtig ist, erläutert Michael Schreckenberg, Professor für die Physik von Transport und Verkehr an der Universität Düsseldorf: "Die Lageberichte bei StraßenNRW basieren bislang alleine auf den Autobahndaten. Innerstädtische Routen werden noch nicht berücksichtigt. Wenn aber zum Beispiel am Nordfriedhof Düsseldorf ein Ampelrechner ausfällt, hat das Auswirkungen auf Autobahnen in der gesamten Region."

Die intelligenten Hinweistafeln sind Teil des Projekts "Dmotion", das im Rahmen einer Forschungsinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie eine Vernetzung von Verkehrsdaten anstrebt. So sollen die Informationen, die in den intelligenten Verkehrstafeln verarbeitet werden, in naher Zukunft auch von Handys, Navigationsgeräten oder Internetplattformen genutzt werden können.

Dementsprechend sind auch private Unternehmen, wissenschaftliche Institute sowie die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule in Aachen und die Leibniz-Universität Hannover in das Projekt eingebunden.

Das System hat seine Bewährungsprobe bereits bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 rings um Köln bestanden. Damals wurden so Fußballfans mit elektronischen Schildern und gelben Pfeilen mehr oder weniger störungsfrei ins WM-Stadion gelotst. Auch im Ruhrgebiet ist unter dem Nahmen "Ruhrpilot" ein vergleichbares Projekt angelaufen.

Allerdings helfen die Hinweistafeln bislang nur Autofahrern weiter, die bereits unterwegs in Richtung Stau sind. "Da gibt es dann nur noch wenig Alternativen", sagt Schreckenberg. Zudem bestehe die Gefahr, dass zu viele Autofahrer den Empfehlungen folgen. Die Folge beschreibt Schreckenberg so: "Je mehr Informationen man in den Verkehr eingibt, desto mehr Staus erzeugt man. Die einzelnen Staus werden dabei nur kürzer." Für die weitere Entwicklung solcher Systeme komme es darauf an, Verkehrsteilnehmern auch Prognosen über die künftige Stauentwicklung an die Hand zu geben — und dies möglichst noch vor Antritt der Fahrt. Schreckenberg hofft daher, dass die Daten des Düsseldorfer Projekts bald auch über die Internet-Seiten von StraßenNRW abzurufen sind.

2,5 Millionen Fahrten werden jeden Werktag auf den Straßen der Landeshauptstadt zurückgelegt. 400 000 Pendler fahren täglich mit dem Pkw nach Düsseldorf. Viele von ihnen werden dankbar sein, wenn sie zum Beispiel künftig schon am Kaarster Kreuz und nicht in Düsseldorf erfahren, dass die Rheinknie-Brücke gesperrt ist.

(RP)
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