Düsseldorfer Jonges Neuer Baas will den Streit begraben

Düsseldorf · Wolfgang Rolshoven bekam 376 Stimmen – aber rund 300 haben nicht für ihn gestimmt. Blockbildung fürchtet er dennoch nicht.

 Wolfgang Rolshoven ist neuer Baas der Jonges.

Wolfgang Rolshoven ist neuer Baas der Jonges.

Foto: Hüskes, Achim

Wolfgang Rolshoven bekam 376 Stimmen — aber rund 300 haben nicht für ihn gestimmt. Blockbildung fürchtet er dennoch nicht.

Das Stimmergebnis der Wahl ist eindeutig: Von den 720 Jonges, die in der Nacht zu gestern im Henkel-Saal dabei waren, wollten 376 Wolfgang Rolshoven (67) als neuen Baas. Das ist eine klare Mehrheit. Gegenkandidat Dietmar Schönhoff bekam 232 Stimmen, der Rest sind Enthaltungen oder ungültige Stimmen. Allerdings bedeutet das auch, dass Rolshoven ca. 300 Stimmen nicht bekam.

Eine Blockbildung fürchtet er dennoch nicht, sagte er gestern bei seinem ersten Auftritt als Baas vor Journalisten. Sein Leitspruch sei "Versöhnen statt spalten!", er gehe davon aus, dass nun Frieden einkehre in den Verein, der seit Anfang des Jahres Schlagzeilen ausschließlich wegen der internen Streitereien macht. Bis zuletzt gab es Unfrieden: Selbst die beiden Kandidaten gaben vor wenigen Tagen zu, miteinander nicht zu können. Eine Zusammenarbeit der beiden wird es daher auch nicht geben, obwohl Rolshoven gestern bekräftigte, sein Angebot der Zusammenarbeit mit Schönhoff bleibe bestehen.

Zu tun gibt es jedenfalls reichlich bei diesem Heimatverein und seinen 2500 Mitgliedern. Zuletzt war man nur mit sich selbst und den Animositäten beschäftigt, nun gibt der neue Chef eine Aufgabenliste vor: Die 80-Jahr-Feier, die eigentlich dieses Jahr fällig gewesen wäre und ausfallen musste, weil man nicht in Feierlaune war, soll 2013 nachgeholt werden. Zudem wollen sich die Jonges einbringen, wenn die Stadt Düsseldorf im kommenden Jahr ihr 725-Jahr-Jubiläum begeht. Rolshoven hat die Aufgaben auf den restlichen Vorstand verteilt, eine herausragende Rolle im Team spielen seine beiden Vizebaase Reinhold Hahlhege (61) und Wolfgang Nieburg (55), die sich gestern ebenfalls vorstellten. Gemeinsam mit Rolshoven werden sie sich auch um die Denkmalspflege kümmern — eine Art Kernkompetenz der Jonges. Rolshoven: "Düsseldorf stand kürzlich auf dem schlechtesten Platz in einem Ranking zur Qualität der Denkmalpflege in deutschen Großstädten. Die Jonges werden dabei helfen, das zu ändern."

Trotz dieser buchstäblich rückwärts gewandten Interessen weiß der neue Mann an der Spitze des Heimatvereins, dass der Verein dringend Nachwuchs braucht — und zwar junge Männer. Er sieht da eine gute Entwicklung und fördert die Bildung zweier Tischgemeinschaften, die den Altersdurchschnitt senken könnten. Die Namen sind allerdings von nicht mehr existierenden Tischen: "Tafelfunde" und "Am Fässke" werden sie sich nennen.

Wenn sie dann künftig an den Treffen am Dienstagabend im Henkel-Saal teilnehmen, können sie sich womöglich über ein besseres Klima freuen. Der Raum hat nämlich keine funktionierende Klimatisierung, dafür war beim Neubau vor wenigen Jahren kein Geld da. Jonges-Baas Rolshoven hält diesen Zustand für nicht akzeptabel und will als eine seiner ersten Amtshandlungen alles tun, um das zu verbessern. Und er scheint vom Erfolg überzeugt zu sein: Mit dem Hausherrn der Immobilie (IDR) sei man in guten Gesprächen, OB Dirk Elbers habe seine Hilfe zugesagt. Anfang des Jahres läge die Kostenkalkulation auf dem Tisch, man rechne mit 500 000 Euro. Wer die allerdings aufbringen soll, ist nach wie vor offen. An dieser Frage war nämlich bisher eine Nachbesserung der Anlage gescheitert.

Rolshoven scheint jedoch die nötige Ausdauer zu haben, um auch solche kniffligen Probleme zu lösen. Immerhin ist der Ex-Banker elfmaliger Marathon-Läufer — und das schafft man nicht, wenn einem früh die Puste ausgeht.

(RP/jco)
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