Wem gehört Düsseldorf? Neue Wohnung verzweifelt gesucht

Düsseldorf · Weil Mutter Safije an einer Nervenkrankheit leidet und mit ihrem Rollator nicht ins Badezimmer kommt, braucht Familie Muslijevic dringend ein neues Zuhause. Bislang sucht sie erfolglos, auch die Stadt konnte nicht helfen.

 Safije (39) und Arton Muslijevic (37) mit ihren Kindern (v.l.) Ezana (12), Sumeje (2) und Sara (9) in ihrem Wohnzimmer. Der Raum ist als einziger in der 64-Quadratmeter-Wohnung beheizbar.

Safije (39) und Arton Muslijevic (37) mit ihren Kindern (v.l.) Ezana (12), Sumeje (2) und Sara (9) in ihrem Wohnzimmer. Der Raum ist als einziger in der 64-Quadratmeter-Wohnung beheizbar.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wenn Safije Muslijevic das Haus verlassen will, dann muss ihr Mann sie tragen. Alleine schafft es die 39-jährige dreifache Mutter nicht aus der Wohnung im ersten Stock nach unten. Safije leidet an einer chronischen Erkrankung des Nervensystems, sie kann kaum noch laufen. Draußen ist sie auf den Rollstuhl angewiesen, drinnen nutzt sie den Rollator. Doch weil die Wohnung in Oberbilk nicht barrierefrei ist, ist auch das sehr mühselig. Die Familie möchte deshalb in eine neue Wohnung ziehen – und sucht bislang vergeblich.

„Vor zehn Jahren hat man bei mir MS diagnostiziert, vor zwei Jahren dann aber festgestellt, dass ich eine andere, ähnliche Nervenkrankheit habe“, sagt Safije Muslijevic. Seit zwei Jahren ist es auch immer schlimmer geworden, kann sie kaum noch laufen. Ohne die Hilfe von Mann Arton und ihren Töchtern findet sie sich kaum zurecht in der Wohnung. Lange schon sucht die Familie deshalb nach einer anderen, zumindest barrierearmen Wohnung – zum Beispiel mit Aufzug. „Aber entweder ist die Wohnung schon weg oder zu teuer“, sagt Arton Muslijevic. Er arbeitet bei einer Gebäudereinigungsfirma, mit seinem Gehalt und der Erwerbsunfähigkeitsrente seiner Frau, die früher eine Bäckerei geleitet hat, bezahlt die Familie ihre Wohnung. Und die ist auch nicht optimal ausgestattet, lediglich 64 Quadratmeter groß, nur in einem Raum gibt es eine Heizung. Der Vermieter, der für unsere Redaktion nicht zu erreichen war, kümmere sich kaum um die Instandhaltung, sagt die Familie.

Bei der Suche nach einem neuen Zuhause erhält sie jetzt Unterstützung von der Caritas, die zum Beispiel Wohnungsunternehmen angefragt hat und außerdem über die Kirchengemeinden versucht, eine Wohnung zu finden.

Die Stadt konnte der Familie noch nicht helfen: Zwar dürfe eine vierköpfige Familie nach Wohnraumnutzungsbestimmung in eine Vier-Zimmer-Wohnung ziehen. In ganz Düsseldorf gebe es aber nur 200 öffentlich geförderte Wohnungen dieser Art. Und die sind alle belegt. Gleichzeitig gebe es rund 400 Haushalte mit fünf oder mehr Personen, davon 200 Notfälle, die als wohnungssuchend registriert seien. Darunter seien Fälle, die als dringlicher eingestuft und obendrein noch länger als Familie Muslijevic gelistet seien. „Aus diesem Grund konnte der Familie bisher leider noch keine geeignete Wohnung angeboten werden“, heißt es.

Der Fall Muslijevic macht damit ein weiteres Problem auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt sichtbar: Sozialwohnungen für Familien fehlen – und barrierefreie Wohnungen fehlen: So gibt es derzeit rund 4500 barrierefreie, öffentlich geförderte Wohnungen, Erhebungen zu solchen Wohnungen im frei finanzierten Bereich gibt es nicht. Klar ist aber: Die Anzahl deckt den Bedarf nicht. Und das obwohl Stadt, als auch Land den Bau und Umbau dieser Wohnungen fördern und neue Sozialwohnungen barrierefrei sein müssen. Familie Muslijevic hilft das derzeit nicht – sie hofft nun, noch in diesem Winter ein neues Zuhause zu finden.

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